Daniel 12:10

Die letzte Unterweisung

Daniel hat noch keine völlige Klarheit. Er möchte eine weitere Erklärung. Er hat noch nicht verstanden, was wir heute im Blick auf die Bedeutung dieser Zeiten verstehen dürfen. Ihm ist auch noch nicht klar, wie es weitergehen wird. Hier sehen wir wieder, wie furchtlos Daniel nach der Bedeutung dessen fragt, was ihm nicht klar ist. Das ist ein Beispiel für uns.

Wir können mit allen unseren Fragen zum Herrn gehen, ob sie sich auf unsere täglichen Bedürfnisse oder auf Gottes Plan für die Welt beziehen. Wenn unser Herz die Gemeinschaft mit Gott wünscht, werden wir alle unsere Fragen an Ihn richten und uns auf seine Antwort freuen (Hab 2:1). Das Herz, das in Gemeinschaft mit Gott lebt, zeigt an allem Interesse, was Gott interessiert.

Daniel erhält die Antwort, dass diese Ankündigungen nicht für ihn bestimmt sind (vgl. 1Pet 1:12). Er wird diese Zeit nicht erleben, zumindest nicht in seinem Erdenleben. Er wird einer der Verständigen sein, die am Himmel leuchten. Für ihn wird es noch lange dauern, bis das Ende Wirklichkeit sein wird. Wenn diese Zeit gekommen ist, wird sie eine Zeit der Reinigung, der Weißmachung und der Läuterung sein (Dan 11:35).

Während dieser Zeit der Prüfung, die eine reinigende, weiß machende und läuternde Wirkung auf den Überrest hat, werden die Gottlosen immer gottloser handeln (vgl. Off 22:11). Mit den Gottlosen scheinen die abtrünnigen Juden gemeint zu sein. Sie haben kein Verständnis für den Ernst der Zeit, in der sie leben: dass das Kommen Christi unmittelbar bevorsteht und dass dies für sie das Gericht bedeutet. Die Verständigen jedoch haben Einsicht in die Zeit, in der sie leben, und wissen, dass das nahe Kommen Christi das Gericht über ihre Feinde bedeutet und ihnen die Befreiung bringt. Diese Perspektive wird sie zu einem Leben in Reinheit und Heiligkeit führen (vgl. 1Joh 3:3).

Dann wird Daniel noch etwas angekündigt über die Zeit ab der Hälfte der letzten Jahrwoche. Als Ausgangspunkt dieser Zeitrechnung werden zwei Ereignisse genannt: die Abschaffung des täglichen Brandopfers und die Errichtung eines Gräuels oder Götzenbildes an dessen Stelle. Das erste ist die Beseitigung dessen, worauf Gott ein Anrecht hat und welches die Grundlage ist, dass Er bei seinem Volk wohnen kann. Weil aber der Mensch nicht ohne einen Gegenstand der Anbetung auskommen kann, erfolgt dann das zweite Ereignis: das Aufstellen eines Götzenbildes. Auf diese Weise wird Gott nicht nur entfernt, sondern auch ersetzt, so dass man nicht mehr an Ihn denkt.

Diesen beiden Ereignissen sind wir schon einmal begegnet (Dan 8:11; Dan 11:31). Sie läuten die Zeit der großen Drangsal ein; diese dauert dreieinhalb Jahre oder „42 Monate“ (Off 13:5) oder „1260 Tage” (Off 12:6), also 42 Monate von 30 Tagen. Hier lesen wir nun von einem Zeitraum, der 30 Tage länger dauert, nämlich 1290 Tage, wobei jeweils vom selben Zeitpunkt ausgegangen wird. Das bedeutet, dass nach den dreieinhalb Jahren der großen Drangsal 30 weitere Tage folgen werden, die einem besonderen Zweck dienen.

Die große Drangsal ist dann vorbei, wenn der Antichrist und der König des Nordens durch das Kommen des Herrn Jesus gerichtet sind. Dies führt auch zur Befreiung des Volkes. Aber das bedeutet nicht, dass schon alle Feinde besiegt sind. Noch immer sind Feinde da, vor allem der Feind aus dem äußersten Norden mit seinen Verbündeten, die so frech sind, Israel genau dann anzugreifen, wenn es in die verheißene Ruhe des Messias eingeführt ist (Hes 38:2-6; 15; 16). Aber das wird zu ihrer eigenen Zerstörung führen (Hes 39:1-4). „Die Kraft des heiligen Volkes“ (Dan 12:7) kann nicht mehr gebrochen werden, weil der Herr Jesus ihr König ist.

Ein Beispiel dafür sehen wir in der Regierungszeit Salomos, des Friedensfürsten. In den ersten Tagen seiner Herrschaft als Friedensfürst beseitigt er im Gericht die letzten Ärgernisse in seinem Königreich.

Dann gibt es eine zusätzliche Frist von 45 Tagen. Es kann sein, dass es hier darum geht, die Wiederherstellung des gesamten Volkes nach der großen Drangsal abzuschließen. Dann werden alle Feinde beseitigt worden sein, und das ganze Volk wird friedlich im Land wohnen und Gott dienen. Darauf freut sich der treue Jude. Das ist die Glückseligkeit, die das Teil jedes Ausharrenden ist. Im Ausharren erweist sich der Glaube, der auf eine harte Probe gestellt wird (Off 13:10; Off 14:12). Dieses Ausharren wird reich belohnt werden.

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