Daniel 4:31-36

Deutsche Versen (25-30)

Erfüllung des Traums

Der Beschluss steht fest, wie Nebukadnezar gesagt wurde. Aber er hat auch den Rat Daniels gehört. Wenn Gottes Beschluss sicher ist, dass ein Sünder in die Hölle kommt, aber der Sünder sich warnen lässt, dann wird sein Schicksal gewendet. Ebenso wäre die Prophezeiung nicht über Nebukadnezar gekommen, hätte er sich warnen lassen. Aber er hat sich die Warnung nicht zu Herzen genommen. Nach Verlauf von zwölf Monaten wird das, was in Nebukadnezars Herzen ist, offenbar; und was ihm in seinem Traum, der ihm von Daniel erklärt wurde, gesagt worden ist, geschieht.

Er geht in großer Selbstgefälligkeit auf dem Dach seines Palastes umher und schaut nach Babel. Sein Herz schwillt vor Stolz. Dieser Stolz zeigt sich darin, dass er das Wort ergreift und sich selbst ehrt. Alles, was er sieht, ist ihm zu verdanken; er hat es aus eigener Kraft, ganz eigenmächtig, getan, und dafür verdient er alle Anerkennung.

An Gott denkt er dabei überhaupt nicht; Gott ignoriert er einfach; Ihn ruft er nicht an; mit Ihm rechnet er nicht. Dass er seine Macht Gott verdankt, erkennt er nicht an. Alle seine Gebäude verkünden seine eigene Herrlichkeit. In allem, was Babel ausmacht, sieht er seinen eigenen Namen. Was für ein Beispiel von Stolz! Stolz ist die Sünde des Teufels (1Tim 3:6); die erste Sünde in der Schöpfung.

Viele Menschen haben ihr eigenes Königreich, zum Beispiel in einem Unternehmen mit verschiedenen Abteilungen, in dem jeder Chef seine Abteilung wie sein eigenes Königreich leitet. Das kann auch für einen Vater gelten, der seine Familie als sein eigenes Königreich ansieht und alles, was sich dort an Schönheit befindet, seinem eigenen Verdienst zuschreibt. Vielleicht haben auch wir etwas Eigenes, wovon wir meinen, dadurch ein wenig besser zu sein als jeder andere. Wenn wir uns damit brüsten, ist das Stolz.

Wir müssen lernen, wie wahr das Wort ist: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1Kor 4:7). Der Herr Jesus lebte unter seinen Jüngern als jemand, der dient. Er prahlte nie mit etwas. Im Gegenteil: Er erniedrigte sich selbst. Nebukadnezar erfährt die Wahrheit des Wortes: „Gott widersteht den Hochmütigen“ (Jak 4:6). Das werden auch wir erleben, wenn wir arrogant sind.

Der König hat noch nicht ausgesprochen, der Klang der Worte ist noch nicht verhallt, da ertönt eine andere Stimme – eine Stimme vom Himmel. Diese Stimme lässt eine Ankündigung hören: „Das Königtum ist von dir gewichen!“ Von dem Moment an, als er sich seiner Leistungen rühmt, verliert er sein Königtum. Auch ein Gläubiger, der mit seinen eigenen Werken prahlt, verliert seine königliche Würde; und der Himmel wendet sich gegen ihn. Was für ein Gegensatz zum Herrn Jesus. Über Ihn ist die Stimme „von Gott dem Vater“ aus dem Himmel zu hören, der von Ihm Zeugnis ablegt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (2Pet 1:17).

Alles, was über Nebukadnezar gesagt wurde, kommt über ihn. In demselben Augenblick wird ihm sein Verstand genommen. Er ist plötzlich wahnsinnig, und in seinem Verhalten wird er „gleich dem Vieh, das vertilgt wird“ (Ps 49:21). Wie angekündigt, wird er von den Menschen ausgestoßen und nimmt seinen Platz unter den Rindern ein, wie ein Rind. Dort steht er auf dem offenen Feld und frisst Gras. So vergehen sieben Zeiten über ihm.

Zu der Beschreibung von Nebukadnezars Traum und seiner Wiederholung durch Daniel kommt nun hinzu, dass seine Haare und Nägel die ganze Zeit wachsen. Von Körperpflege ist hier keine Rede. Das Bild des einst so mächtigen Herrschers verschwimmt immer mehr.

So nichtig ist selbst der mächtigste Mensch auf der Erde, wenn er sich gegen Gott erhebt, indem er sich an den Platz Gottes stellt. Ein Tier hat kein Bewusstsein für seinen Schöpfer. Wenn ein Mensch die Verbindung zu Gott kündigt, wird er wie ein Tier. Das trifft auf jeden Menschen zu, der nicht Gott im Sinn hat, sondern nur sich selbst.

Deutsche Versen (31-34)

Nebukadnezar bekommt seinen Verstand zurück

Als die Tage, an denen Nebukadnezar ein Tier ist, vorbei sind, hebt er seine Augen zum Himmel. Ein Tier schaut nur auf die Erde und hat kein Bewusstsein für den Schöpfer. Wenn Nebukadnezar zum Himmel aufblickt, dann deshalb, weil er wieder bei Verstand ist. Gott hat ihm den Verstand weggenommen und gibt ihn ihm zurück. Das Ziel seiner Zucht ist erreicht. Dies zeigt sich in den ersten Worten, die Nebukadnezar ausspricht. Es sind Lobpreisworte an den Höchsten. Er verherrlicht Ihn.

Der Name „Höchster“ ist der Name Gottes im Reich des Friedens. Erstmals genannt wird dieser Name, als Melchisedek Abraham trifft, der durch den Kampf seinen Neffen Lot von der Macht einiger Könige befreit hat. Melchisedek ist ein Priester „Gottes, des Höchsten“ und segnet Abraham im Namen von „Gott, dem Höchsten“ (1Mo 14:18-20). Diese Situation erinnert an die Befreiung des treuen Überrests Israels durch den Herrn Jesus in der Zukunft. Nach seinem Sieg ist Er der wahre Melchisedek, der Brot und Wein zur Kraft und Freude verteilt. Davon wird das Friedensreich erfüllt sein.

Nebukadnezar erkennt Gott auch als den ewig Lebenden, dessen Regierung ewig ist. Er regiert nicht nur bis in alle Ewigkeit; Er regiert auch von dem Moment an, wo etwas da ist, über das regiert werden kann, das heißt: von da an, wo Er etwas geschaffen hat. Noch nie hat es eine Zeit gegeben, in der Er nicht die Herrschaft gehabt hätte; und nie wird es eine solche Zeit geben.

Angesichts dieser Größe erkennt Nebukadnezar die Nichtigkeit des Menschen an – nicht nur als Individuum, sondern als gesamte Menschheit. Selbst alle Menschen gemeinsam können gegen Ihn nichts ausrichten. Auch alle Himmelsbewohner unterstehen seiner Autorität, so wie alle Bewohner der Erde. Niemand ist stark genug, um seine Hand wegzuschlagen und sich so seiner Autorität zu entziehen. Welcher Mensch ist so vermessen, gegen Ihn das Wort zu ergreifen und Ihn zur Rechenschaft zu ziehen (vgl. Röm 9:20)? Wer das tut, sündigt gegen sein Leben.

Nachdem Nebukadnezar dies als Ergebnis der Wiederkehr seines Geistes anerkannt hat, bekommt er auch das Königtum zurück. Seine Gewaltigen suchen ihn wieder auf. Er gelangt zu mehr Größe als vorher (Spr 29:23). Oft ist es so, dass wir auf einem falschen Weg mehr verlieren als gewinnen. Aber manchmal kommt es auch vor, dass Gott mehr gibt, als wir vorher hatten. Das sehen wir bei Petrus. Nach seiner Wiederherstellung bekommt er eine große Aufgabe unter den Gläubigen. Seine beiden Briefe sind der Beweis dafür. Jemand, der wirklich Buße getan hat über einen falschen Weg oder eine falsche Tat, bekommt manchmal mehr Lob als in seinem Leben vor dieser Zeit.

Nebukadnezar schließt seine Proklamation mit einem neuen Lob ab. Er bezeichnet Gott als „den König des Himmels“, als den, der alle Autorität im Himmel hat. Mit dieser Stellung verbindet Er seine Taten und Wege auf der Erde. Alles, was Er tut, ist Wahrheit und in Übereinstimmung mit dem Himmel, wo alles Wahrheit ist. Jeder Weg, den Er geht, ob mit einem Menschen oder mit einem Volk, ist ein Weg der Gerechtigkeit; und zwar Gerechtigkeit des Himmels. Alles im Himmel entspricht seinem Wesen von Wahrheit und Gerechtigkeit, dessen Wirken wir auch auf der Erde sehen können.

Wenn der Herr Jesus einmal auf der Erde regiert, sind alle Taten und Wege auf der Erde eine Widerspiegelung des Himmels. Der Herrscher des Himmels, dessen Thron im Himmel ist, wird dann auf der Erde regieren, und sein Thron wird auf der Erde stehen. Dann wird das Gebet erfüllt werden: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“ (Mt 6:10). Im Blick auf diese Zeit, dürfen wir dafür beten, dass dies jetzt schon in unserem persönlichen Leben zu sehen ist.

Copyright information for GerKingComments