Daniel 5:27

Die Schrift und ihre Bedeutung

Nun ist Daniel so weit, zu erklären, was an der Wand steht: Vier Worte, die die Weisen nicht lesen konnten, und die er jetzt vor dem König ausspricht. Die Übersetzung dieser Wörter lautet: „gezählt“, „gezählt“, „gewogen“, „und gebrochen“ (oder: „und geteilt“). Das letzte Wort ist „pharsin“. Der Anfangsbuchstabe „u“ bedeutet „und“. Selbst wenn die Weisen in der Lage gewesen wären, die Worte auszusprechen und ihre Übersetzung zu kennen, hätten sie nicht gewusst, wie sie zu deuten sind. Diese Worte müssen im Sinn ihrer Botschaft, und nicht aufgrund ihrer Übersetzung gedeutet werden. Diese Deutung nimmt Daniel nun vor.

„Mene“ enthält die Botschaft, dass Gott die Tage von Belsazars Königtum gezählt hat, d. h., die Zahl der Tage bestimmt hat. Belsazars Tage sind vorbei. Die Wiederholung des Wortes „mene“ unterstreicht die Gewissheit und Ernsthaftigkeit dieser Tatsache. So werden die Lebenstage eines jeden Menschen von Gott gezählt, sowohl von Ungläubigen als auch von Gläubigen. Für jeden Menschen kommt unwiderruflich der letzte Tag. Der Gläubige darf sich dabei auf das Kommen des Herrn Jesus freuen, das jederzeit geschehen kann und an dem er von Ihm entrückt wird, um bei Ihm zu sein. Gott, der Allwissende, kennt von jedem Menschen den Tag und die Stunde seines Todes.

Es gibt aber auch eine andere Seite, und zwar die der Verantwortung des Menschen. Der Mensch kann den Tag seines Todes beschleunigen, indem er zum Beispiel ungesund lebt, oder mit seinem Leben Spott treibt, indem er gefährliche Dinge tut. Sich Gott zu widersetzen, wie es Belsazar tat, kann für ihn auch zum frühen, vorzeitigen Tod führen.

Die Deutung von „tekel“, „gewogen“, ist, dass Gott das Leben Belsazars beurteilt hat. Er hat es gewogen (oder beurteilt) und hat es für zu leicht befunden, d. h., dass Belsazar versagt hat. Dabei geht es nicht darum, gute Taten auf der einen Seite gegen schlechte Taten auf der anderen abzuwägen, sondern um die Person selbst. Daniel spricht von der Person; er spricht von „du“. Es geht um die Person und ihre Herzenshaltung zu Gott. Nicht nur die Früchte werden beurteilt, sondern auch der Baum. Zu leicht befunden bedeutet, dass sein Leben eitel, leer, ohne Gewicht war; nichts gab es da für Gott.

In der Deutung verwandelt Daniel das letzte Wort „farsin“ in „peres“. Nach Ansicht von Experten wird hier nicht die Bedeutung des Wortes verändert, sondern vom Plural („farsin“) in den Singular („peres“) gewechselt. „Peres“ bedeutet „gebrochen“. Mit dieser Veränderung scheint Daniel ein Wortspiel zu bedienen. Das Wort „peres“ erinnert an Persien. In seiner Deutung sagt Daniel, dass das Königreich Belsazars geteilt oder gebrochen ist und dass es den Medern und Persern gegeben wird.

Dieses Urteil muss für Belsazar sehr eindrücklich gewesen sein und sich wie das letzte Urteil angehört haben. Nun ist er wieder in der Realität angekommen. Sollte er bis dahin noch gedacht haben, diesem Urteil zu entkommen oder es einfach leugnen zu wollen, hört er es jetzt doch klar und deutlich. Die Meder und Perser liegen ja schon vor der Stadt, um seinem Königreich ein Ende zu setzen.

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