Daniel 9:22

Die Antwort kommt

Daniel erlebt, dass Gott erhört, während er noch redet und betet (Jes 65:24; Jes 30:19b). Dass Daniel „redete und betete“, scheint darauf hinzudeuten, dass er laut gebetet hat. Wenn er betet, ist er damit beschäftigt, „meine Sünde“ zu bekennen. Das ist sehr persönlich. Immer bezog er sich selbst mit ein, indem er von „wir“ und „uns“ sprach. Aber jetzt redet er von „mein“.

Von Daniel lesen wir keine sündige Tat, kein falsches Wort. Aber auch er ist nur ein Mensch, von dem gilt, was Salomo in seinem Gebet sagt: „Denn da ist kein Mensch, der nicht sündigt“ (1Kön 8:46). Die Gläubigen, die sich in ihrem Leben am tiefsten dem Herrn hingeben, sind sich auch ihrer eigenen Sünden und Unzulänglichkeiten am meisten bewusst. Daniel ist sich auch voll bewusst, dass er eins ist mit dem sündigenden Volk, das er „mein Volk Israel“ nennt. Er weiß, dass er nicht besser ist als sie.

Noch einmal sagt er, dass er sein Flehen vor Gott niederlegt. Er ist sich bewusst, dass er in der Gegenwart Gottes ist. Er muss sofort an „den heiligen Berg meines Gottes“ denken. Der Berg, wo sich die Stadt Gottes und das Haus Gottes befinden, ist der Grund seines Flehens. Dieses hält er persönlich, indem er wieder von „meinem Gott“ spricht. Wir werden nur dann an Gottes Empfindungen über seinen Wohnort teilhaben können, wenn wir eine ebenso persönliche und tiefe Beziehung zu Gott haben. Wenn wir die Gemeinde Gottes mit seinen Augen betrachten und aus Gottes Wort erkennen, was im Blick auf sie in seinem Herzen ist, wird unser Gebet für die Gemeinde Gottes dem Gebet Daniels für das damalige Volk Gottes immer ähnlicher werden.

In Dan 9:21 heißt es noch einmal, dass Daniel immer noch damit beschäftigt ist, im Gebet zu reden, wobei nun hinzugefügt wird, dass dies der Moment ist, an dem er Besuch bekommt. Dies unterstreicht den Wert seines Gebetes für Gott. Dieses Gebet ist eines nach seinem Willen. Gott beeilt sich, dieses Gebet zu erhören.

Der Zeitpunkt der Antwort ist ebenfalls bedeutsam und interessant. Es ist „zur Zeit des Abendopfers“, also der Zeitpunkt als in Jerusalem das tägliche Brandopfer gebracht wurde. Dies geschieht in diesem Moment nicht buchstäblich, denn einen Tempel und einen Tempeldienst gibt es nicht mehr. Aber der Glaube denkt darüber nach, was Gott zusteht und was Gott beachtet. Darin lebt Daniel; und darüber denkt er nach. Das Gleiche gilt auch für uns. Wenn Gott auf der Grundlage unseres Gebetes eingreift, steht das immer in Verbindung mit seinem Sohn und dessen Werk am Kreuz, von dem die Opfer ein Schatten sind.

Es gibt einige bemerkenswerte Ereignisse in der Schrift, die mit dieser „Zeit des Abendopfers“ verbunden sind. So ist dies die gleiche Zeit als Esra die Sünde des Volkes bekennt (Esra 9:4). Es ist die Stunde des Gebets, die Stunde, in der Kornelius eine Antwort auf sein Gebet erhält (Apg 10:3; Apg 3:1). Gott antwortet gerne zu dieser Stunde. Der Grund dafür ist, dass Er zu dieser Stunde jemand anderem nicht geantwortet hat. Die neunte Stunde ist die, in der der Herr Jesus um unseretwillen nicht erhört wurde (Mt 27:45; 46).

Daniel ist so sehr im Gebet, dass Gabriel ihn berühren muss, um ihn spüren zu lassen, dass er da ist. Gabriel hätte sich auch durch ein paar Worte bemerkbar machen können. Aber die Berührung zeigt, dass der Engel tatsächlich persönlich direkt bei Daniel ist. Die Berührung bedeutet das Ende von Daniels Gebet. Für Gott ist es so ausreichend. Er kennt die Wünsche seines Herzens.

Gabriel erklärt Daniel: Sobald er mit dem Beten begonnen hat, ist ein Wort Gottes im Himmel ausgegangen. Dieses Wort erging an Gabriel, und es enthielt die Anweisung, zu Daniel zu gehen, um ihn zu unterrichten und ihm Einblick in das zu geben, was er in dem Gesicht gehört und gesehen hat. Hier sehen wir, wie bereit Gott ist, ein Gebet der Seinen zu erhören. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, kann die Erhörung manchmal für einige Zeit aufgehalten werden (Dan 10:12-14). Das bedeutet nicht, dass sie nicht erfolgt, sie wird nur verschoben. Wir dürfen wissen, dass auch das in Gottes Plan passt.

Es reicht nicht aus, dass Daniel Offenbarungen über zukünftige Dinge erhalten hat. Er braucht auch Einsicht in deren Bedeutung; nur dann wird er davon profitieren. Auch der Herr Jesus führte die Schriften an und öffnete den Verstand der Jünger, um die Schriften zu verstehen (Lk 24:32; 45). Auch wir brauchen einen geöffneten Verstand für die geöffnete Schrift. So sagt Paulus zu Timotheus: „Bedenke, was ich sage; denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen“ (2Tim 2:7).

Wenn wir die Gedanken Gottes verstehen wollen, müssen wir über sie nachdenken. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf sie lenken, über sie nachsinnen und Bibelstellen miteinander vergleichen. Dass der offenbarte Wille Gottes uns so oft unbekannt ist und wir uns irren, liegt daran, dass es uns so oft an echter Aufmerksamkeit und Beachtung fehlt.

Öffnung unseres Verstandes und Einsicht in die Bedeutung von Gottes Wort erlangen wir nur dann, wenn auch uns gesagt werden kann, dass wir „vielgeliebt“ sind. Alle Kinder Gottes dürfen wissen, dass sie „geliebt“ sind. Jedes Kind Gottes darf wissen, dass es in der Gnade Gottes steht (Röm 5:1b; 2a). Dies liegt nicht an dem, wer man in sich selbst ist, sondern daran, dass man „begnadigt“ ist „in dem Geliebten“, das ist der Herr Jesus (Eph 1:6). Aber es gibt Kinder Gottes, von denen Er sagt, dass sie „vielgeliebt“, begehrt sind. Das sind die Kinder, die in allem danach verlangen, nach seinem Willen und zu seiner Ehre zu handeln und zu wandeln.

Ganz klar, dass Er diese mit größerer Freude betrachtet als Gläubige, die untreu sind. Abraham und Lot sind beide gläubig. Seine Gedanken kann Gott jedoch nicht mit Lot, sondern nur mit Abraham teilen (1Mo 18:17-19). Daniel ist jemand, in dem die Furcht des HERRN ist, weshalb der HERR vertraulich mit ihm umgehen und dem Er bekannt machen kann, was Ihn bewegt (Ps 25:14).

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