Daniel 9:27

Die 70. Woche

Der zweite Teil von Dan 9:26 bildet den Übergang vom Geschehen im Jahr 70 zur Situation in der Endzeit bzw. der 70. Jahrwoche. Um diese 70. Jahrwoche geht es in Dan 9:27. In dieser 70. Jahrwoche ist Israel wieder in seinem Land. Dies zeigt sich daran, dass wieder Opfer gebracht werden. Es gibt wieder einen Tempeldienst. Der „er“ dieses Verses ist der kommende Fürst im vorherigen Vers, der Herrscher des wiederhergestellten weströmischen Reiches – des vierten Weltreiches, des vereinten Europas, das seine Macht in die Hände eines einzigen Diktators gelegt hat, nämlich des Tieres aus dem Meer (Dan 7:3; 7; Off 13:1-10). Dies bezieht sich auf die Zeit, wenn sowohl das römische Reich als auch Israel, wieder existieren und jeweils einen Herrscher haben.

Der feste Bund ist der Bund, den er, der Autokrat des vereinten Westeuropas, mit der ungläubigen Masse der Juden, den „Vielen“, schließen wird, möglicherweise unter der Führung des Antichristen. Von jüdischer Seite gesehen ist es ein Vertrag mit dem Tod (Jes 28:15a; 18). Die abtrünnige Masse der Israeliten wird dies tun, um sich zu verteidigen und sich vor den sie umgebenden Feinden zu schützen, von denen Assyrien der Größte ist. Unter Assyrien können wir Syrien in einem Bündnis mit einigen anderen arabischen Staaten verstehen. Assyrien ist so stark, weil es von dem mächtigen russischen Reich unterstützt wird, das nördlich von ihnen liegt. Dies macht das prophetische Wort deutlich; und die aktuellen Ereignisse bestätigen es.

„Zur Hälfte der Woche“ vollzieht sich jedoch eine dramatische Veränderung, die die schrecklichste Zeit einläutet, die die Erde je erleben wird. Diese Zeit nennt die Schrift „große Drangsal“ (Mt 24:21) und „eine Zeit der Drangsal für Jakob“ (Jer 30:7). Diese Zeit wird eine halbe Jahrwoche dauern, also dreieinhalb Jahre.

Dann wird beispielloses Leid die Menschheit treffen. Was die Menschen einander antun werden, lässt sich nicht beschreiben. Brutale Kriege und Naturgewalten werden ungehemmt ihr Blutbad anrichten. Den geistlichen Qualen, denen die Menschheit dann ausgesetzt sein wird, werden sie in den Wahnsinn treiben. Sehr eindrucksvoll wird dies in Offenbarung 6–19 beschrieben. Eingeleitet wird das Ganze dadurch, dass der Teufel aus dem Himmel auf die Erde geworfen wird; und er weiß, dass er nur wenig Zeit hat, nämlich dreieinhalb Jahre (Off 12:9; 12b).

Seine erste Handlung besteht darin, der jüdischen Religion ein Ende zu setzen, was wir im Opferverbot sehen. Durch seinen Diener, den römischen Herrscher, unterstützt von dessen Verbündeten, dem Antichristen, beendet er die Anbetung in Jerusalem. Der römische Herrscher und der Antichrist gründen ihre eigene abgöttische Religion. Der Antichrist wird im Tempel ein Götzenbild des römischen Fürsten, des Tieres aus dem Meer, errichten (2Thes 2:3; 4).

Dieses Bild ist als Schutz vor den Feinden gedacht. Der Antichrist wird das Bündnis mit Westeuropa propagieren. Er wird die abtrünnige Masse der Juden dazu bringen, angesichts ihrer Bedrohung durch Assyrien und alle arabischen Länder, von dieser Großmacht die Erlösung zu erwarten. Er wird dafür sorgen, dass die Menschen das Bild anbeten, und er wird es sogar sprechen lassen. Wer sich aus dieser Massenpsychose zurückzieht und das Tier nicht anbetet, wird getötet werden (Off 13:15).

Dies nennt Gott „die Beschirmung der Gräuel“. Gräuel weist auf ein Götzenbild hin (Mt 24:15a). Aber anstelle von Beschirmung wird dieser Gräuel Vernichtung über Israel bringen. Es wird „ein Verwüster [kommen], und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden“. Es handelt sich um einen Gräuel, der die Vernichtung bewirken wird – darin besteht Gottes Gericht über die Abtrünnigen, über den schrecklichsten Götzendienst, der je stattfinden wird. Diese Zerstörung führt Gott mit aller Entschiedenheit aus.

Der Verwüster ist der König des Nordens, das alte assyrische Reich, unterstützt von Russland. Dies ist der Beginn des letzten Weltkriegs. Der Verwüster wird schnell „über das Verwüstete“, also über Jerusalem, ausgegossen werden. Das wird so schnell erfolgen, dass das Bündnis keine Beschirmung bieten wird. Jerusalem wird eingenommen werden, und seine Bewohner werden schrecklich leiden (Sach 14:2a).

Damit ist der Engel am Ende seines Unterrichts angelangt (Dan 9:22). Es scheint ein abruptes Ende zu sein, wo das Gericht das letzte Wort zu haben scheint. Dabei müssen wir jedoch zwei Dinge bedenken: Dass die Erklärung über die Zukunft hier endet, bedeutet, dass es nicht um die Fortsetzung, sondern um die Auswirkung des Angekündigten geht. Werde ich durch das Wissen um den Ablauf dieser Dinge innerlich bewegt? Das andere ist, was der Engel bereits zu Beginn seiner Erklärung sagte, nämlich dass es eine „ewige Gerechtigkeit“ geben wird, wenn die 70 Wochen vorbei sind (Dan 9:24). Auf die Gerichte folgt das herrliche Friedensreich unter der Herrschaft des Messias, des Friedensfürsten.

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