Deuteronomy 16:6

Einleitung

Mit den 5Mo 16:1-17 dieses Kapitels wird das Thema, das in Kapitel 12,1 begann, abgeschlossen und bildet den Höhepunkt. Es geht hier nicht um die Priester, sondern um das Volk in Verbindung mit dem Ort, den der HERR erwählt hat, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Ab 5Mo 16:18 tritt mehr der „verwaltungsrechtliche Aspekt des Gemeinwesens“ im Land in den Vordergrund, obwohl auch dieser in Verbindung gebracht wird mit dem Wohnplatz des HERRN. Diesen Ort sollten sie suchen.

Ein Höhepunkt an diesem Ort ist, wenn alle Männer dreimal im Jahr dort hinaufziehen, um ein Fest vor dem Angesicht des HERRN zu feiern. Diese Feste werden in den Büchern Mose viermal genannt. Das geschieht nicht als reine Wiederholung, sondern in Übereinstimmung mit dem Charakter eines jeden Buches.

1. 2. Mose 23 und 34. Hier werden die Feste genannt in Verbindung mit den Gesetzen, die Gott Mose gegeben hatte und bei der Erneuerung des Bundes nach der Geschichte mit dem goldenen Kalb, als Gott in Gnade mit seinem Volk handelte. Sie stehen in Verbindung mit dem Bund.

2. 3. Mose 23. Hier sind diese drei Feste ein Teil von insgesamt sieben Festen. Sie stehen in dem Buch für die Priester und sind hier eine Gelegenheit, um Opfer zu bringen während einer heiligen Zusammenkunft. Wir sehen hier die Feste auch in einem prophetischen Zusammenhang.

3. 4. Mose 28 und 29. Hier wird über die Feste zu einem Volk in der Wüste gesprochen, auf der Reise ins Land. Gott beansprucht seine Rechte an dem Volk. Die Opfer anlässlich dieser Feste nennt Er „meine Opfergabe“ (4Mo 28:2). Dadurch wird angedeutet, was Gott für sich haben möchte. Das ist gerade in der Wüstensituation schön zu sehen.

4. 5. Mose 16. Hier stehen die Feste in Verbindung mit dem Ort, wo Gott wohnt. Das ganze Volk kommt zusammen, nicht am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft wie im dritten und vierten Buch Mose, sondern in Jerusalem im Tempel.

Unser Zusammenkommen kennt Charakterzüge des dritten Buches Mose. In den Zusammenkünften mit den Geschwistern bringen wir die Einheit des Volkes zum Ausdruck. Es kennt aber auch die Charakterzüge des fünften Buches Mose. In 5. Mose steht alles in der Einzahl. Es geht hier nicht in erster Linie um den gemeinschaftlichen Aspekt, sondern um die persönliche Gemeinschaft mit dem HERRN an diesem Platz. So bringen wir bei unseren Zusammenkünften alle zusammen, aber auch jeder persönlich, Gott unsere Opfer des Lobes und Dankes. Gott sieht das Herz eines jeden Einzelnen der Seinen.

Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote gehören zusammen, sie bilden eine Einheit. Das Fest der Erstlingsgarbe gehört zum Fest der Wochen. Es fällt immer in die Woche der ungesäuerten Brote. Sieben Wochen später, im dritten Monat, wird das Fest der Wochen gefeiert. Im siebten Monat werden auch drei Feste gefeiert. Die drei großen Feste fallen also in den ersten, dritten und siebten Monat.

Diese drei Feste hängen zusammen mit der Ernte. Das Fest der Erstlingsgarbe wird gefeiert, wenn die Gerste reif zur Ernte ist. Danach kommt, sieben Wochen später, die Weizenernte. Dann wird das Fest der Wochen mit den Erstlingen der Weizenernte (2Mo 34:22) in Form von zwei Webe-Broten gefeiert. Die folgende Phase der Ernte ist die Weinernte und schließlich die Olivenernte.

Wenn die gesamte Ernte eingebracht ist, wird das Laubhüttenfest gefeiert, das Fest der Einsammlung (2Mo 23:16). Dann ist die Ernte auch schon vorbei: Das Pressen der Trauben und das Dreschen des Weizens ist vollendet. Beginnend von der ersten Phase bis zur letzten Phase der Ernte, vom ersten bis zum siebten Monat, sind es Erntemonate. Die Feste markieren den Beginn und das Ende der Ernte.

Das Passah und die ungesäuerten Brote

Abib bedeutet „grüne Ähren“. Das spricht von einem neuen Beginn, es ist gewissermaßen Frühling. Es beginnt mit dem Schlachten des Passahlammes. Darüber wird sechsmal in der Bibel gesprochen und jedes Mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, das heißt in Übereinstimmung mit dem Charakter des Buches, in dem es vorkommt.

1. In 2. Mose 12 wird das Passah zum ersten Mal genannt, hier wird das Fest eingesetzt (2Mo 12:11). Alle nachfolgenden Feste sind Erinnerungsfeste, aber beim ersten Mal fand die Erlösung wirklich statt. Es ist das erste Fest, das in Verbindung mit dem Einzug in das Land genannt wird.

In Ägypten wurde es in den Häusern gefeiert. Im Land, und darum geht es in diesem Buch, darf es allein an dem Platz gefeiert werden, wo der HERR wohnt. Was einst in den Häusern der Israeliten stattfand, findet im Land in Verbindung mit dem Haus Gottes, dem Tempel, statt.

Es stellt den zentralen Gedanken vor, dass es Gottes Absicht war, ein Volk zu erlösen, in dessen Mitte Er wohnen kann. Er hat nicht nur ein Volk vom Gericht befreit, sondern Er hat dies auch mit einem gewissen Ziel getan. Dieses Ziel wird hier vorgestellt, während zurückgedacht wird an das, was wir die Geburt des Volkes Gottes“ nennen können.

2. In 3. Mose 23 ist das Passah der Ausgangspunkt zum Erreichen der Sabbatruhe (3Mo 23:1-5). Das Passah ist der Beginn der Monate (2Mo 12:2). In der prophetischen Anwendung von 3. Mose 23 weist der Sabbat auf die Zeit hin, wo Gott in der ganzen Schöpfung ruhen kann.

3. In 4. Mose 9 gibt das Passah Kraft, um durch die Wüste zu ziehen und das Ende der Reise zu erreichen (4Mo 9:1-14).

4. In 5. Mose 16 steht es in Verbindung mit dem Zusammenkommen bei dem HERRN (5Mo 16:1; 2; 2Chr 30:1-5; 2Chr 35:1; 16-19; Esra 6:19).

5. In Josua 5 ist das Volk bereits im Land und das Passah dient als ein Rückblick auf den Ausgangspunkt (Jos 5:10; 11).

Unser Fest als Christen besteht nur aus einem Fest. Das eine Fest ist, wenn wir uns versammeln zum Namen des Herrn. Alle Feste, das heißt die jeweiligen Charaktereigenschaften der Feste, kommen hervorragend zum Ausdruck im Gottesdienst. Christliche Festtage kommen in der Bibel nicht vor.

Leider haben im Lauf der Geschichte des Volkes Israel sowohl das Passah als auch das Laubhüttenfest im Volk Gottes immer mehr an Bedeutung verloren. Am Ende ihrer Geschichte zeigt sich, dass die Bedeutung des Passahs bereits seit den Tagen Samuels verloren ging (2Chr 35:18). Für das Laubhüttenfest gilt dasselbe schon bereits seit den Tagen Josuas (Neh 8:17).

Sie sollten das Passah dem Herrn feiern, vor seinem Angesicht, in seiner Gegenwart, bei Ihm (5Mo 16:1; 2). Er verlangt danach, dass sein Volk zu Ihm kommt. So spricht der Herr Jesus über „mein Gastzimmer“ (Mk 14:14), ein Rückzugsort, wo Er mit seinen Jüngern das Passah feiern will. Der HERR sehnt sich mit Sehnsucht, dass sie mit Ihm Festfeier halten und Ihm bringen, was Ihm gehört. Das ist ein reicher Opferdienst von Brandopfern und Dankopfern. Es wird hier zu jedem Israeliten gesagt.

Dieser Abschnitt beginnt mit „Brot des Elends“ (5Mo 16:3) oder „Brot der Drangsal“ und endet mit „du sollst nur fröhlich sein“ (5Mo 16:15). Wenn wir Ihm nahen, sprechen wir nicht allein über die Herrlichkeiten des Herrn Jesus, sondern auch über unser Elend. Das dürfen wir nicht vergessen oder denken, dass dies minderwertig wäre. Am Ende seines Lebens spricht der große Apostel Paulus, der über so viele Segnungen gepredigt hatte, über sich selbst als dem Größten der Sünder (1Tim 1:15). Das Kapitel in diesem Buch, das über Anbetung spricht, spricht auch darüber (5Mo 26:5-9). Wir dürfen nie vergessen, woher wir gekommen sind.

Es gibt kein erhabenes Niveau, ohne dass „Brot des Elends“ damit verbunden ist. Wir sehen das auch in Epheser 1, wo wir über Sohnschaft lesen, aber verbunden mit der „Erlösung … durch sein Blut“ und der „Vergebung der Vergehungen“ (Eph 1:5-7). Das ist der „Passah-Aspekt“, wenn wir als Gemeinde am Sonntagmorgen zusammenkommen, um das Mahl des Herrn an seinem Tisch zu feiern.

Passah ist, was Gott für mich gewesen ist, wie Er das Gericht vorübergehen ließ, mich aus Ägypten erlöste und mich in das Land brachte. Das Abendmahl hat zu tun mit dem Gedenken an das, was der Herr Jesus getan hat. Beim Abendmahl gedenken wir Seiner als das Lamm, das sich in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters Ihm übergab. Allerdings will der Herr nicht, dass dieses Gedenken nur während des Abendmahls vorhanden ist, sondern „alle Tage deines Lebens“ (5Mo 16:3). Wir dürfen nicht vergessen, dass Er uns durch sich selbst erlöst und uns zu seinem Eigentum gemacht hat.

Die Zeitspanne der „sieben Tage“ (5Mo 16:4) stellt das ganze Leben dar. Während unseres ganzen Lebens darf in dem „ganzen Gebiet“, das schließt alle Bereiche des Lebens ein, kein Sauerteig (keine Sünde) gefunden werden. Das muss ich bedenken an dem Platz, wo der Herr Jesus wohnt. Im ganzen Land darf nichts sein, was die Gedanken und Herzen verunreinigt. Daher muss stets das „Brot des Elends“ anwesend sein. Das wird dazu führen, dass wir immer wieder aufs Neue unter den Eindruck unserer Erlösung kommen und dass wir nicht von alten Gefühlen zehren.

Das Passah kann nicht nach eigener Ansicht und an einem Platz unserer Wahl gefeiert werden (5Mo 16:5). Der erste Brief an die Korinther ist der einzige Brief, der im vollen Sinn des Wortes an eine örtliche Gemeinde gerichtet ist und es wird dort auch über das Abendmahl gesprochen. Diese Feier gehört somit auch zu der örtlichen Darstellung des Leibes des Christus. Dort kommen Gläubige zusammen, nicht nur in ihren in ihren eigenen Städten, sondern auf der Grundlage der einen Gemeinde, das heißt dort, wo Er nach seiner Verheißung in der Mitte ist. Das Fest der ungesäuerten Brote feiern wir in unseren Häusern.

Wir dürfen sieben Tage so leben, vom Passahfest aus gerechnet. Diese Zeitspanne ist gleichzeitig wieder eine Vorbereitung für ein nachfolgendes Passahfest. Es ist ein herrlicher Anziehungspunkt für das ganze Volk. Das hatte Hiskia auf seinem Herzen und deshalb ließ er die Einladung an alle zwölf Stämme richten (2Chr 30:1). Das ganze Volk muss an diesem Platz willkommen sein und es kamen auch einige nach Jerusalem (2Chr 30:11). Auch wenn viele nicht kamen, konnte er so das Fest damals feiern.

Das Passah wurde am Ende des Tages gefeiert (5Mo 16:6). Das symbolisiert, dass der Tod des Herrn Jesus einen Abschluss darstellt: Das Alte ist vergangen, die bösen Mächte sind überwunden und die Befreiung ist eine Tatsache.

In 5Mo 16:7 scheint es so, als ob das Volk zu den Zelten zurückkehrt, nachdem sie das Passah gegessen haben. Doch das Fest der ungesäuerten Brote gehört dazu. Erst nach diesem Fest, also nach sieben Tagen, kehrt das Volk zurück (2Chr 30:21; 2Chr 35:17).

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