Ephesians 1:15

Glaube und Liebe, Weisheit und Offenbarung

Eph 1:15. Mit diesem Vers beginnt der Schlussteil von Kapitel 1. Darin betet der Apostel Paulus für die Gläubigen in Ephesus. Der Inhalt seines Gebetes ist sehr reich, sehr aufschlussreich und auch sehr nötig. Denn es ist eine Sache, die Ratschlüsse Gottes zu kennen – das hat Paulus in den Eph 1:3-14 dargelegt; doch es ist etwas anderes, dass du dem allem einen Platz in deinem Leben gibst. Dafür betet Paulus. Er bittet nicht dafür, dass Gott den Gläubigen etwas geben möge, sondern dass Er den Gläubigen eine tiefere Einsicht in das geben möge, was sie bereits besitzen. Sein Gebet ist darauf gerichtet, die Herzen („erleuchtet an den Augen eures Herzens“, Eph 1:18) der Gläubigen auf die Quelle der Ratschlüsse zu lenken. Er möchte, dass wir über alle herrlichen Gaben hinaus die Herrlichkeit und den Reichtum des Gebers betrachten. Der Gläubige, der in einer bewussten Verbindung mit Ihm lebt, wird immer mehr von Gottes („seiner“) Berufung (Eph 1:18), Gottes („seines“) Erbe (Eph 1:18) und Gottes („seiner“) Kraft (Eph 1:19) begreifen.

Der Apostel konnte dieses Gebet für die Epheser beten, weil die rechte Gesinnung bei ihnen vorhanden war. Er hatte gehört, dass sie an den Herrn Jesus glaubten und dass sie alle Heiligen liebten. Vielleicht denkst du: „Was ist Besonderes daran, an den Herrn Jesus zu glauben? Ist es nicht normal, dass Gläubige das tun?“ Du hast Recht, doch es ist wichtig, daran zu denken, dass der „Glaube an den Herrn Jesus“ ihr gesamtes Betragen bestimmte. Der Glaube war für sie nicht nur etwas, das sie vor der Hölle rettete. Noch kürzlich sagte jemand zu mir: „Natürlich glaube ich, man will doch nicht in die Hölle!“ Es war jemand, der beträchtlich vom Herrn abgewichen war und in dessen tagtäglichem Leben es keinen Umgang mit dem Herrn mehr gab. So war es nicht bei den Ephesern. Glaube bedeutete für sie: aus dem Glaubensvertrauen leben und das auf alle Bereiche des Lebens einwirken lassen. In unseren Tagen ist „Glaube“ viel zu nebensächlich. Sicher ist er wichtig, doch nicht alles beherrschend und alles durchdringend.

Wenn der Herr Jesus für dich der alles bestimmende Inhalt deines Glaubens ist, wirst du auch Liebe zu deinen Mitgläubigen haben. Das eine fließt aus dem anderen hervor. Es gibt keinen größeren Beweis für lebendigen Glauben an den Herrn Jesus als praktische Liebe, die alle Heiligen umfasst.

Eph 1:16. Von dem Augenblick an, als Paulus das von den Ephesern gehört hatte, hat er für sie gedankt. Kennst du das auch, dass du für Gläubige dankst, bei denen du siehst, dass der Herr Jesus alles für sie ist und dass sie sich auch für ihre Mitgläubigen einsetzen? Paulus belässt es nicht beim Danken, er fügt auch hinzu, dass er für sie betet.

Eph 1:17. Der Apostel richtet sich an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“. In Kapitel 3 steht ein zweites Gebet von ihm. Dort richtete er sich an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 3:14). Dort geht es um den Herrn Jesus als den Sohn des Vaters, um die Liebe des Herrn Jesus und um die Tatsache, dass Er Wohnung in unseren Herzen macht. Hier geht es um die Ratschlüsse Gottes und wie wir darin einen Platz bekommen haben. Ich habe bei der Behandlung von Eph 1:3, wo beide Namen genannt werden, bereits auf den Unterschied hingewiesen. Bei Gott als dem „Gott des Herrn Jesus“ wird der Herr Jesus als Mensch gesehen. Weil er selbst Mensch ist, kann der Herr Jesus die Segnungen, die Er von Gott empfangen hat, mit Menschen teilen. Du und ich konnten nur mit Ihm verbunden werden, wenn Er Mensch wurde. Dass es in diesem Gebet um den Herrn Jesus als Mensch geht, kannst du auch aus der Tatsache ableiten, dass über seine Auferweckung aus den Toten gesprochen wird (Eph 1:20). Als Mensch konnte Er sterben, als Gott, der Sohn, nicht.

Paulus betet also zu dem Gott des Herrn Jesus, des Menschen Jesus Christus, der der Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes ist. Gott hat niemals einen Beschluss im Blick auf irgendeinen Menschen oder irgendeine Sache gefasst, niemals im Blick auf den Himmel oder die Erde, wo der Herr Jesus nicht der Mittelpunkt ist. Das werden wir in den folgenden Versen noch deutlicher sehen. Wenn wir verstehen wollen, wie Gott uns an seiner Berufung und an seinem Erbe teil bekommen ließ, müssen wir vor allem die Kraft betrachten, wie sie in der Auferweckung des Herrn Jesus sichtbar geworden ist. Es ist nämlich die Kraft, die auch in uns ihr Werk getan hat. Was Gott mit dem Herrn Jesus getan hat, hat Er auch mit uns getan.

Diesen Gott nennt Paulus auch den „Vater der Herrlichkeit“. Das heißt, dass Er die Quelle der Herrlichkeit ist und dass sie aus Ihm hervorkommt. Er ist es, der sie austeilt. Damit wir die Herrlichkeit der Ratschlüsse Gottes gut erkennen, bittet Paulus den Vater der Herrlichkeit, dass Er „den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“ gebe. Stell dir vor: Gott hat die tiefsten Gedanken in seinem Wort entfaltet. Wir könnten sie beispielsweise auswendig lernen. Doch was hätten wir davon, wenn Er uns nicht die Fähigkeit, das Vermögen, gegeben hätte, diese Dinge zu begreifen? Dann könnten wir Ihm auch nie dafür danken und Ihn verherrlichen. Und es geht Gott doch darum, dass wir dahin kommen, seine Herrlichkeit zu loben.

Dieses Ziel wird nicht dadurch erreicht, dass wir einen Intellekt bekommen, womit wir Gott auf verstandesmäßige Weise kennen lernen. Ihn zu kennen und zu begreifen, ist nur auf dem Weg über den „Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“ möglich. In allgemeinem Sinn kann man sagen, dass Gott jeden Gläubigen mit aller Weisheit und Einsicht ausgestattet hat (Eph 1:8). Doch das bewusste Kennenlernen und Genießen der Ratschlüsse Gottes ist etwas anderes. Dazu ist es nötig, nicht nur Weisheit zu besitzen, sondern auch den „Geist der Weisheit“, der dich danach verlangen lässt, geistlich darin einzudringen, wer Gott ist. Wahre Weisheit besteht darin, Gott kennen zu lernen, damit diese Kenntnis dein gesamtes Leben durchzieht. Wer Ihn kennt, kennt auch seine Pläne.

Doch auch das ist nicht alles. Wir müssen uns auch bewusst werden, dass die Kenntnis Gottes nicht allein von unserer Anstrengung abhängt, sondern auch von der Offenbarung, die Er von sich selbst gibt. Hierbei gehen das Verlangen des Gläubigen und das Werk Gottes Hand in Hand. Wenn wir viel von Gott kennen möchten, kommt uns das nicht wie von selbst angeflogen. Und wenn wir viel von Gott kennen dürfen, werden wir uns niemals unserer eigenen Anstrengung rühmen. Die Gefahr ist, groß, dass wir, wenn wir etwas mehr von der Wahrheit Gottes kennen lernen, vergessen, dass wir für das geistliche Verständnis dieser Dinge von Ihm abhängig sind und bleiben. Diese Gefahr ist umso größer, wenn wir einen guten Verstand haben und ein gutes Gedächtnis. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst bleiben: Was wir wissen, wissen wir, weil Er es uns offenbart hat.

Weiterhin ist es nicht unwichtig, dass wir verstehen, dass Paulus nicht um die Erkenntnis von Wahrheiten bittet. Es geht nicht um das Kennenlernen von Wahrheiten, Dogmen und Lehrsätzen, sondern um die volle Erkenntnis (wie es hier wörtlich heißt) Gottes. Wenn wir die Hoffnung, den Reichtum und die Kraft dessen kennen lernen dürfen, was uns geschenkt ist, so müssen wir das immer in Verbindung mit Ihm bringen, der ihr Ursprung ist. Du kannst diese Auslegung lesen und dadurch eine gute Übersicht darüber bekommen, was Gott uns von seinen Ratschlüssen zeigt. Doch damit kennst du Gott noch nicht so, wie Er sich zu erkennen gibt. Ich schließe mich gern Paulus an und bete dafür, dass Gott dir und mir den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst geben möge.

Lies noch einmal Epheser 1,15–17.

Danke und bete entsprechend dem Beispiel des Paulus hier für dich selbst und für Gläubige, die du kennst.

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