Ephesians 3:8

Der unergründliche Reichtum des Christus

Eph 3:8. Es ist ergreifend zu sehen, wie Paulus sich hier nennt, und zwar im Licht dieses Briefes betrachtet. Dies ist ein Brief der Gegensätze. Zuerst wird der Mensch in seiner absoluten Verdorbenheit beschrieben (Eph 2:1-3). Demgegenüber hast du gesehen, wie der Mensch in Christus eine gewaltig erhabene Stellung bekommen hat. Diesen Gegensatz siehst du auch im Dienst des Paulus illustriert. Früher war er ein Verfolger der Gemeinde und damit des Herrn. Und gerade dieser Mann, der die Gemeinde verwüstete, empfing die Gnade, unter den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen. Deshalb nennt er sich den „allergeringsten von allen Heiligen“. Wenn er an den Inhalt der Botschaft denkt, die er verkündigen darf, hat das solch einen Einfluss auf ihn, dass er sich so nennt. Das ist die Haltung, die jedem gut ansteht, der etwas vom Herrn zu tun bekommen hat (und wer hat das nicht?). Alles, was wir von der Wahrheit verstehen, muss uns dazu bringen, beständig geringer von uns selbst zu denken. Wenn es um diesen herrlichen Dienst geht, der Paulus gegeben ist, vergleicht er sich selbst mit „allen Heiligen“. An sie ist dieser Brief ja gerichtet (Eph 1:1), und ihnen teilt er all dieses Herrliche mit. Er stellt sich jedoch nicht über sie, sondern gerade unter sie.

Diese Haltung sehen wir immer bei Paulus. Wenn er sich mit den anderen Aposteln vergleicht, nennt er sich den „geringsten der Apostel“ (1Kor 15:9). Wenn er sich mit den Sündern vergleicht, sagt er: „... von denen ich der erste bin“ (1Tim 1:15). Die Wahrheit, die er weitergeben darf, hat Einfluss auf seine Haltung. Dass wir die Wahrheit verstehen, muss eine Sache unseres Herzens sein, und dann sehen wir auch unsere eigene Geringheit. Wenn es nur Kenntnis ist, werden wir aufgeblasen. Paulus fühlt seine Geringheit, wenn er den enormen Umfang seines Dienstes sieht („unter den Nationen“) und dessen alles übersteigenden Inhalt („den unergründlichen Reichtum des Christus“). Er, und niemand anders, bekommt den Auftrag, Dinge zu verkündigen (wörtlich: zu evangelisieren), die so reich sind, dass niemand sie je völlig ergründen kann. Auch hier geht es wieder um den Christus, das heißt um Christus zusammen mit seiner Gemeinde.

Eph 3:9. Durch die Verkündigung solch erhabener Dinge wurde deutlich („alle zu erleuchten“), was bis dahin in Gott verborgen geblieben war. Über die Wörter „Verwaltung“ und „Geheimnis“ habe ich bereits bei den Eph 3:2; 3 dieses Kapitels etwas gesagt, wo diese Wörter auch vorkommen. Durch die Ausübung seines Dienstes erfüllt Paulus seine Verwaltung. Ihm hatte Gott anvertraut, was Er bis dahin nur für sich behalten hatte: ein Geheimnis, das nur die drei Personen der Gottheit kannten. Dann kam der Augenblick, wo Gott seine Ratschlüsse ans Licht brachte. Paulus war das Werkzeug, das Gott auserwählt hatte, sein Geheimnis bekannt zu machen.

Das Ziel dieser Bekanntmachung steht in Eph 3:10. Doch zuvor wird noch etwas über Gott gesagt, das du nicht übersehen solltest. Das ist der Ausdruck: „Gott, der alle Dinge geschaffen hat.“ Wie kann Paulus hier, während wir so viel über die Dinge des Himmels und der Ewigkeit hören, plötzlich auf die Schöpfung hinweisen? Sicher, unsere Füße stehen noch hier. Doch ging es bisher in diesem Brief nicht um unsere Stellung in den himmlischen Örtern und um unsere Segnungen in und mit Christus? Auch das stimmt. Doch gerade weil unsere Füße noch in der ersten, der alten Schöpfung stehen, haben wir noch alles damit zu tun. Gott will, dass seine Ratschlüsse, die sich alle auf etwas vollkommen Neues beziehen, das außerhalb der alten Schöpfung zustande gekommen ist, inmitten dieser alten Schöpfung gesehen werden. Gott hat alle Dinge geschaffen, damit sie als Plattform dienen, wo das entfaltet wird, was in Ihm verborgen war. Er hätte mit der Einführung des Neuen das Alte wegtun können. Er hätte das Neue neben das Alte stellen können. Er hätte das Alte in das Neue umbilden können. Er hat all das nicht getan. Er gebraucht das Alte, um das vollständig Neue, das ist Christus und die Gemeinde als vollkommen miteinander vereinigt, sichtbar zu machen.

Eph 3:10. Und das nicht erst dann, wenn Kapitel 1,10 in Erfüllung geht (Eph 1:10), sondern bereits jetzt („damit jetzt“). Gott hatte sich in der Vergangenheit auf bestimmte Weisen offenbart. Er hatte das in der Schöpfung getan (Röm 1:20). Doch Er hat sich darin nicht völlig offenbart. Was wir darin sehen, ist seine Schöpferweisheit. Die Engel haben diese Weisheit gesehen und darüber gejubelt (Hiob 38:7). Sie haben auch gesehen, dass Gott Menschen schuf, dass der Mensch die besondere Aufmerksamkeit Gottes genoss und dass Er mit diesem Menschen seine Wege ging. Sie haben auch gesehen und sich darüber gewundert, wie Gott mit dem rebellisch gewordenen Menschen gehandelt hat. Doch nun hat derselbe Gott etwas gezeigt, was zuvor noch unbekannt war. Er wird in Zukunft alles dem Menschen unterwerfen. Doch es ist neu, wem Er das unterwirft, denn dieser Mensch ist Christus und die Gemeinde. Das war im Herzen Gottes verborgen, wird jetzt aber durch das Bestehen der Gemeinde den Engeln kundgetan. Die guten und bösen Engelmächte („die Fürstentümer und Gewalten in den himmlischen Örtern“) haben keine Worte für das, was sie an Weisheit sehen, wenn sie die Gemeinde betrachten. Diese Weisheit ist so einzigartig, dass sie alle anderen Weisheiten übertrifft. Diese Weisheit ist vollkommen neu und nicht nur eine neue Phase in der Entfaltung seiner Weisheiten. Es ist die „mannigfaltige Weisheit Gottes“, das heißt eine Weisheit in allen möglichen herrlichen Aspekten. Und diese Weisheit wird in denen gesehen, die zusammen die Gemeinde bilden. Und das nicht in dem, was sie in sich selbst sind, sondern was Gott aus ihnen gemacht hat.

Dass Gott allmächtig und souverän ist, wussten die Engel wohl. Wenn Gott Menschen über die Engel setzen wollte, war Er frei, das zu tun. Er ist souverän. Doch die Weise, auf die Gott das tut, offenbart seine Weisheit, und darum geht es hier. Er handelt nicht nur in Allmacht, sondern tut das auch auf eine vollkommen gerechte Weise und in Übereinstimmung mit allem, was Er in sich selbst ist: die vollkommene Offenbarung der Liebe und des Lichtes. Wenn Er die Gemeinde so behandelt, ist Er damit nicht ungerecht gegenüber einem seiner anderen Geschöpfe oder im Gegensatz zu sich selbst.

Engel hatten in der Schöpfung einen höheren Platz als Menschen. Ist es dann nicht ungerecht, dass Er nun nichtigen Geschöpfen, die außerdem Gott ungehorsam waren und den Schöpfer ans Kreuz gebracht haben, einen Platz über diesen Engeln gibt, die Ihm allezeit treu gedient haben und niemals etwas getan haben, was Er nicht wollte? Nein, denn das Werk, das dazu nötig war, ist von einem Menschen, Jesus Christus, auf dem Kreuz von Golgatha ausgeführt worden. Dort hat Er offenbart, dass Gott Licht und Liebe ist. Er hat Gottes Hass gegen die Sünde und seine Liebe zum Sünder in all ihren Aspekten gezeigt. Er hat dort alles wiederhergestellt, was durch das Werk Satans und seiner Engel kaputt gemacht worden war. Er hat den Weg für Gott frei gemacht, sodass Er alle seine Ratschlüsse erfüllen kann. Gott hat Ihn dafür mit einem Platz über allem belohnt und dort die Gemeinde mit Ihm einsgemacht (Eph 1:20-23). Die Engel sehen das und erkennen darin Gottes mannigfaltige Weisheit.

Lies noch einmal Epheser 3,8–10.

Wofür ist die Gemeinde jetzt auf der Erde?

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