Ephesians 6:23

Gebet und Liebe

Eph 6:18. So, jetzt ist der Soldat gekleidet und geschützt. In voller Montur steht er auf dem Schlachtfeld in Bereitschaft, um den Angriff abzuwehren. Aber was sieht man jetzt auf einmal? Er kniet nieder, ohne noch auf den Feind zu achten. Macht ihn diese Haltung nicht erst recht verwundbar? Alles andere als das. Auf die Knie fallen und ins Gebet gehen ist das Schlussstück der Waffenrüstung. Du kannst dir alles optimal angezogen haben, doch wenn du im Gebet nachlässt, wirst du ganz bestimmt den Kampf verlieren. Im Gebet meldest du dich ja nicht beim Feind, sondern bei Ihm, der alle Macht hat, im Himmel und auf der Erde. Im Gebet erhebst du dich über den Kampfplatz und gehst ins Heiligtum Gottes hinein, um dort die Kraft des Herrn Jesus zu sehen, die für dich kämpft. Er ist der Befehlshaber; es ist auch sein Kampf. Er überblickt den ganzen Kriegsschauplatz und gibt seine Befehle.

Es fällt auf, dass für das Gebet kein Symbol gebraucht wird. Welches Symbol sollte auch geeignet sein, um ein Leben in Gebetshaltung zu beschreiben? Es geht ja ganz klar darum, dass du in deinem Leben ständig, „zu aller Zeit“, Kontakt hast mit Gott. Ein angemessener Vergleich ist, dass das Gebet sozusagen das Atmen der Seele ist. Ohne Gebet erstickt dein geistliches Leben. Der Heilige Geist, den du empfangen hast (Eph 1:13), will den Kontakt mit Gott durch das Gebet bewirken. Er ist auch der Einzige, der das kann. Er kennt genau die Empfindungen des Herrn Jesus, und die will Er auch in deinem Herzen hervorrufen. Er leitet dich beim Bitten und Flehen. Dann leierst du auch keine Gebetslitanei herunter, sondern bittest eindringlich um das, was nötig ist.

Wenn du gerade betest, besteht die Gefahr, dass deine Gedanken abschweifen oder dass du einschläfst. Deswegen gehört zum Beten auch das Wachen und das Ausharren (Mk 13:33; Apg 2:42; Kol 4:2). Durch das Gebet steht der Soldat ständig im Kontakt mit dem Befehlshaber. Ohne diesen Kontakt geht es schief. Dann handelst du eigenmächtig, und das schadet auch der Einheit im Heer: Andere werden dadurch gefährdet. Wenn du so handelst, denkst du nicht mehr an „alle Heiligen“, mit denen du verbunden bist. Es ist wichtig, stets an „alle Heiligen“ zu denken (Eph 1:15; Eph 3:18), denn kein einziger Heiliger ist frei von Nöten. Natürlich dürfen wir für Gruppen von Gläubigen beten, aber lasst uns doch vor allem jeden Heiligen namentlich erwähnen.

Eph 6:19. Mit „und für mich“ macht Paulus klar, wie sehr er das persönliche Gebet für ihn und für seinen Dienst schätzte. Er stellte sich nicht darüber, als ob er überhaupt kein Gebet nötig hätte. Darin sehen wir einen deutlichen Hinweis, für jeden Gläubigen persönlich und für seinen oder ihren Dienst für den Herrn zu beten. Auf diese Weise machte Paulus die Gläubigen zu Mitarbeitern im Weitergeben der Segnungen, die er ihnen in diesem Brief vorgestellt hat. Durch ihre Gebetsunterstützung kann er „das Geheimnis des Evangeliums“ auch anderen verkündigen. Er war von der Macht des Gebets überzeugt.

Eph 6:20. Er bittet sie nicht, für seine Befreiung aus der Gefangenschaft zu beten. Es ging ihm um das Predigen dessen, was Gott ihm anvertraut hatte und wodurch er überhaupt in Gefangenschaft gekommen war (Eph 3:1; Eph 4:1). Deswegen bittet er sie, dafür zu beten, dass er so redet, dass seine Worte in völliger Übereinstimmung mit dem Geheimnis des Evangeliums sind. Für ihn war es wichtig, dass seine Botschaft auch von den Zuhörern verstanden wurde. Ein Prediger muss sich immer fragen, auf welchem Niveau sich seine Zuhörer befinden. Nicht der Inhalt der Botschaft sollte an dieses Niveau angepasst werden, wohl aber die Weise, wie man sie bringt. Jede Situation ist anders. Darum ist Abhängigkeit vom Herrn und die Fürbitte der Gläubigen nötig, um in jeder Situation zu erkennen, wie man reden soll.

Eph 6:21. Jetzt kommt Paulus zu seinen Schlussworten. Wir dürfen durchaus sagen, dass die Liebe das Hauptthema dieser letzten Verse ist. In den Eph 6:21; 22 geht es um die Liebe untereinander; in den Eph 6:23; 24 geht es um die Liebe Gottes und des Herrn Jesus zu uns und unsere Liebe zu ihnen. Paulus interessierte sich für alle Gläubigen, aber er war auch davon überzeugt, dass alle Gläubigen für ihn Interesse zeigten. Die Annahme, dass seine Situation auch anderen zu Herzen ging, ist ein deutlicher Beweis für die Liebe, die sein Herz erfüllte (1Kor 13:7). Er will sie wissen lassen, wie es um ihn steht. Deswegen schickt er Tychikus zu ihnen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Tychikus diesen Brief, an dem Paulus gerade letzte Hand anlegt, mitgenommen hat. Möglicherweise hat er außerdem noch den Brief an die Gemeinde in Kolossä mitgenommen (Kol 4:7).

Paulus nennt ihn „der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn“. Das ist ein schönes Zeugnis. Er fungiert als Verbindungsmann zwischen Paulus im Gefängnis und den Gläubigen woanders. Solche Leute sind leider selten. Ich hoffe, dass du so bist wie Tychikus, dass du ein „Überbringer“ der Wahrheit sein willst, die du von Paulus über den Herrn Jesus gelernt hast. Dann werden dich deine Mitgeschwister als einen „geliebten Bruder“ ansehen. Du sollst ihnen jedoch nicht nach dem Mund reden, denn das tut ein „treuer Diener im Herrn“ nicht. Der spricht neben den angenehmen auch die unangenehmen Wahrheiten an; er tut alles kund, was ihm anvertraut ist.

Eph 6:22. Tychikus überbrachte keine kalten, statistischen Fakten. Er war jemand, der ein warmes Herz für Paulus und für die anderen Gläubigen hatte. Er machte auch die Empfindungen von Paulus für die anderen Gläubigen sichtbar. Die Epheser hatten Paulus lieb, und so waren sie auch traurig über seine Umstände. Darum hatten sie Trost nötig. Tychikus wusste, wie sich Paulus fühlte, wie es ihm erging. Er war der richtige Mann für diese Mission. Ihn schickte Paulus, weil er das Herz der Epheser trösten konnte. Das erfordert, dass du dich hineinversetzen kannst in das, was die Herzen nötig haben. Obwohl die Epheser Tychikus wahrscheinlich nicht kannten, war da sicher keine Zeit des Kennenlernens nötig. Die Liebe des Tychikus zu Paulus und die Liebe der Epheser zu demselben Paulus würde wohl gegenseitig empfunden werden. Sobald du oder ich mit irgendjemand ins Gespräch kommen, merken wir doch auch, ob diese Person den Herrn Jesus lieb hat, nämlich wenn sie die Wahrheiten liebt, die uns durch den Dienst des Paulus mitgeteilt sind. Dabei denke ich vor allem an die Wahrheiten, die mit den himmlischen Segnungen des Christen und mit der Einheit zwischen Christus und seiner Gemeinde in Verbindung stehen, die in diesem Brief so herrlich zum Ausdruck kommen.

Eph 6:23. Sein Wunsch ist es, dass die „Brüder“ (die Schwestern inbegriffen) den „Frieden von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus“ erleben, ebenso wie auch Liebe mit Glauben. In dieser Zeit voller Trennungen und Verwirrungen, Schmerzen und Ablehnung schließen wir uns diesem Wunsch von Herzen an. Lasst uns dafür beten, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Liebe ist hier mit dem Glaubensvertrauen gepaart, dass Er über allen Umständen steht und seinen Ratschluss erfüllen wird, dass Ihm nichts aus der Hand gleitet. Das Wissen um seine Liebe zu uns wird unser Vertrauen auf Ihn stärken. In seiner Liebe wird Er uns festhalten.

Eph 6:24. Zu den vorher geäußerten Wünschen kommt jetzt noch die Gnade dazu. Das ist die Basis allen Lebens. Wenn wir in der Gnade stehen, wird das Bewusstsein für die Liebe des Vaters und des Herrn Jesus Christus zu uns zunehmen. Und kann es da von uns eine andere Reaktion geben als eine brennende, unauslöschliche Gegenliebe zum Herrn Jesus? Wir werden Ihn immer mehr lieben, gemeinsam mit denen, die das auch tun. Was für eine Freude muss doch eine solche Reaktion für Ihn sein, der die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.

Lies noch einmal Epheser 6,18–24.

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