Esther 5:12

Hamans eigener Ruhm

Unmittelbar nach dem Mahl geht Haman (Est 5:9). Er ist sehr gut gelaunt, ganz in Wolken, sowohl durch seine Teilnahme an dem gerade stattgefundenen Mahl als auch durch die Einladung zum nächsten Mahl. Er wird aufgeblasen. Sein Charakter wird offenbar. Gott lässt das Böse in manchen Menschen heranreifen, so dass sich sein Urteil als völlig gerechtfertigt erweisen wird.

Doch Hamans gute Laune schlägt in Wut um, sobald er Mordokai am Tor sieht. Diesmal braucht er nicht an Mordokai erinnert zu werden (Est 3:4), sondern merkt direkt selbst, dass dieser ihm den obligatorischen Tribut nicht gibt. Dieser Jude ist für ihn zum Stolperstein geworden. Er wird wegen seines Stolzes auch darüber stolpern. So ist der Herr Jesus, von dem Mordokai ein Bild ist, für das abtrünnige Israel und seinen Führer, den Antichristen, von dem Haman ein Bild ist, „ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ (1Pet 2:7; Röm 9:31-33).

Haman entdeckt bei Mordokai keinen Ansatz des Respekts und der Ehrfurcht vor ihm, dem großen Haman. Mordokai bleibt unbewegt sitzen, ohne jeglichen Ausdruck der Angst vor ihm. Er kümmert sich nicht um ihn, er ignoriert ihn einfach. Es bringt Hamans Zorn zum Siedepunkt. Was Mordokai betrifft, so sehen wir in seiner furchtlosen Haltung eine Bestätigung seiner Überzeugung (seines Glaubens), dass das Heil kommen wird (Est 4:14).

Obwohl Haman wütend ist, unternimmt er noch nichts (Est 5:10). Er beherrscht sich aus Stolz und Arroganz, baut seinen Zorn auf und legt damit den Grundstein für seinen kommenden Untergang und Sturz (Spr 16:18). Schließlich ist es sein hochmütiger Plan, nicht nur Mordokai, sondern alle Juden zu vernichten. Als er nach Hause gekommen ist, ruft er seine Freunde und seine Frau zu sich, um ihnen hochnäsig zu zeigen, wie groß er ist (Est 5:11). Wie ein übermütiger Tor spricht er umständlich über seine Größe, indem er über seinen Reichtum, seine vielen Kinder und die hohe Stellung spricht, die ihm der König verliehen hat. Was er hier in seinem Größenwahn aufzählt, wird er bald alles verlieren (Est 8:2; 7; Est 9:7-10).

Nach dieser Prahlerei weist er stolz darauf hin, dass er der Einzige ist, der zusammen mit dem König an Esthers Mahl teilnehmen durfte (Est 5:12). Dann hebt er die Einladung für den nächsten Tag hervor. Er ist der Tor, dessen eigene Lippen ihn rühmen (Spr 27:2). Er ist der Tor, der glaubt, er habe das „Morgen“, während er blind ist für das Unglück, das ihn am nächsten Tag treffen wird (Spr 27:1; vgl. Lk 12:20; 21). Das ist immer der Fall bei Menschen, die sich in ihrem Stolz rühmen. Solches Rühmen ist durch und durch böse (vgl. Jak 4:13-16).

Weil wir die Geschichte kennen, wissen wir, dass es mit Haman bald dramatisch enden wird. Aber so sieht es jetzt in der Geschichte noch nicht aus. Es scheint, dass es für Haman sehr gut läuft, und das, obwohl er ein böser und skrupelloser Mann ist. Das wirft die Frage auf, warum es den Bösen oft gut geht, während die Gottesfürchtigen oft leiden müssen. Warum lässt Gott das Böse sein Werk tun und warum greift Er nicht ein? Eine befriedigende Antwort ist schwer zu geben. Es gibt jedoch einige Gedanken, die wir in diesem Abschnitt finden, die uns helfen, über diese Frage nachzudenken.

1. Die bösen Menschen müssen groß werden, um das Gesamtwohl von Gottes Volk zu fördern. David wird durch die Verfolgung Sauls geformt, damit er später Gerechtigkeit üben kann. Haman muss ein Fürst werden, um Mordokai zu ehren, was Mordokais Größe umso größer macht.

2. Die böse Menschen müssen groß werden, um sich in ihrer ganzen Verderbtheit zu offenbaren. Gott richtet nicht, weil Er die größte Macht hat, sondern weil der böse Mensch es verdient.

Asaph kämpfte auch mit dem Problem des Wohlergehens der Bösen und des Unglücks der Gerechten. Er beschreibt sein Ringen in Psalm 73. Er hat darüber nachgedacht und kommt zu dem Schluss, dass die Lösung im Heiligtum Gottes gefunden werden kann:

„Da dachte ich nach, um dies zu begreifen:

Eine mühevolle Arbeit war es in meinen Augen,

bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes

und jener Ende gewahrte“ (Ps 73:16; 17).

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