Ezekiel 1:16

Die Räder und ihre Bewegung

Nach den Flügeln werden nun die Räder der lebendigen Wesen beschrieben. Die Flügel sind für den Himmel, die Räder für die Erde. Jedes lebendige Wesen hat „ein Rad auf der Erde neben“ sich (Hes 1:15). Die Räder verbinden den Thronwagen mit der Erde. Ein Rad zeigt an, dass der Thron Gottes nicht statisch, sondern dynamisch ist. Es gibt keinen Stillstand. Alles ist in Bewegung und Fortschritt auf dem Weg zu Gottes Ziel.

Die Räder sind „auf der Erde“. Das bedeutet, dass Gott seinen Weg auf der Erde macht. Er bestimmt den Lauf der Geschichte und der Ereignisse. Er ist derjenige, der war und ist, und auch derjenige, der kommen wird, in dem wir sein Handeln sehen (Off 1:8).

Die Räder weisen auf den Fortgang der Zeit hin, wobei Gott die Abläufe, hier im Drehen der Räder dargestellt, bestimmt. Gott ist der handelnde Gott. Er hat Himmel und Erde geschaffen, sie dann aber nicht sich selbst überlassen. Er trägt die Schöpfung seit ihrer Gründung ständig „durch das Wort seiner Macht“ (Heb 1:3). In dem Wort „tragen“ steckt Bewegung. Er trägt die Schöpfung und bringt sie zu seinem Ziel.

Das Aussehen der Räder war „wie der Anblick eines Chrysoliths“ (Hes 1:16). Ein Chrysolith ist ein Edelstein. Er ist der erste Stein der vierten Reihe von Edelsteinen auf dem Brustschild des Hohenpriesters (2Mo 28:20; 2Mo 39:13). Die Farbe des Chrysoliths ist blaugrün. Dies erinnert an das Johannes-Evangelium, das vierte Evangelium. Darin sehen wir den himmlischen Menschen, Gott den Sohn, auf der Erde.

Hesekiel sieht „das Aussehen der Räder“, eine Ansicht, aber auch „ihre Arbeit“, wie sie gemacht wurden, die Konstruktion, die Zusammensetzung. Es sieht so aus, „als wäre ein Rad inmitten eines Rades“. Daher scheint es manchmal so, als ob die Räder gegeneinander laufen würden. Auch in unserem Leben kann es manchmal so aussehen. Aber die Räder greifen ineinander wie die Räder einer Uhr, in der es auch Rädchen gibt, die sich in entgegengesetzte Richtungen drehen, und doch arbeiten sie zusammen, damit die Zeiger sich vorwärts bewegen. So ist es auch mit den Wegen Gottes. Sie greifen immer ineinander und kommen sich nie in die Quere, sondern arbeiten immer zusammen, um Gottes Ziel in der Geschichte und auch in unserem Leben zu erreichen.

Die Räder von Gottes Thron können in alle Richtungen gehen, aber sie wenden sich nicht um (Hes 1:17). Das bedeutet nicht, dass Gott willkürlich oder beliebig wäre. Er bestimmt den Weg und kennt keine Grenzen in seinem Handeln. Er kennt für jeden und alles den besten Weg und das durch die Zeit hindurch. Auch die Zeit ist in seiner Hand. Wir sehen ein eindrucksvolles Beispiel für Gottes Regierung in der Geschichte Josephs (1. Mose 37–50): Alles, was mit Joseph geschah, wurde von Gott so gelenkt, um seinen Zweck mit ihm und seinem Volk zu erfüllen. So ist es auch in unserem Leben.

Wenn Gott handelt, muss Er nie einen Rückzieher machen (4Mo 23:19a). Sein Tun ist immer vollkommen, „denn alle seine Wege sind recht“ (5Mo 32:4a). Wir sehen eine Veranschaulichung dessen in den Wagen der Nationen, die nicht dorthin fahren können, wohin sie wollen, weil sie „zwischen zwei Bergen“ aus „Erz“ oder „Kupfer“ ausziehen (Sach 6:1). Gott bestimmt also den Kurs dieser Wagen.

Wir können Gott nicht kontrollieren. Seine Wege sind „hoch“ (Hes 1:18), wie der Himmel. Seine Wege sind im Heiligtum im Himmel und daher höher als unsere Wege (vgl. Jes 55:9). Wenn wir das sehen, sind Gottes Wege für uns „furchtbar“. Sie wecken in uns Furcht oder Ehrfurcht vor Ihm. Das ist auch gut und richtig so. Wir spüren unsere Nichtigkeit im Licht seiner Souveränität und Herrlichkeit.

Außerdem sehen wir, dass „ihre Felgen … voller Augen ringsum bei den vieren“ sind. Das deutet darauf hin, dass Gottes Regierung nicht blindlings ausgeführt wird oder von Zufällen abhängt, sondern dass Gott alle seine Regierungshandlungen mit Einsicht ausführt. Er weiß, wie Er alle seine Handlungen vollkommen miteinander verbinden kann, damit Er sein Ziel erreicht. Das gilt auch für alle Handlungen aller Menschen und aller Völker. Er ist allwissend, und seine Augen durchlaufen die ganze Erde, um nach seiner Weisheit zum Wohl der Seinen zu handeln (2Chr 16:9a; Spr 15:3).

Die Räder sind untrennbar mit den lebendigen Wesen verbunden (Hes 1:19). Es sind nicht die Räder, die den Weg bestimmen, sondern die lebendigen Wesen. Die Räder sind das Mittel, mit dem sich die lebendigen Wesen bewegen. Die lebendigen Wesen, die den Thron Gottes tragen, bestimmen den Weg. Die Räder zeigen den Weg an, den Gottes Regierung geht. Manchmal wird der Wagen der göttlichen Regierung von der Erde gehoben. Das deutet darauf hin, dass es Zeiten gibt, in denen Gott sich zurückzieht und den Menschen sich selbst überlässt (Jes 18:4; Hos 5:15), ohne jedoch die Kontrolle über die Erde auch nur im Geringsten zu verlieren. Er steht sozusagen darüber.

Die lebendigen Wesen werden durch den Geist Gottes geführt (Hes 1:20). Der Geist ist die aktive Person. Gott und Christus handeln immer durch den Geist. Das sehen wir schon am Anfang der Bibel (1Mo 1:2). Der Geist wirkt in den lebendigen Wesen, die dorthin gehen, wohin der Geist sie führen will. Da gibt es kein Zögern oder Zaudern. Alles ist gewiss.

Noch einmal wird die Einheit der lebendigen Wesen und der Räder betont (Hes 1:21). Beide gehen oder bleiben stehen. Diese völlige Einheit zwischen den lebendigen Wesen und den Rädern sehen wir auch, wenn die lebendigen Wesen sich von der Erde erheben, denn dann erheben „sich [auch] die Räder neben ihnen“. Das liegt daran, dass der Geist nicht nur die lebendigen Wesen, sondern auch die Räder führt. Alles in der Regierung Gottes, alles, was den Thron Gottes betrifft, ist vollkommen harmonisch, weil der Geist Gottes alles lenkt. Ihm stehen alle Mittel zur Verfügung und Er bestimmt, welche Er wann einsetzt.

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