Ezekiel 10:12

Die Cherubim

Die Beschreibung der Cherubim in den Hes 10:8-14 entspricht weitgehend derjenigen in Hesekiel 1 (siehe dortigen Kommentar). Wir sehen auch hier bei den Cherubim unter ihren Flügeln etwas, das die Form einer Menschenhand hat (Hes 10:8). Die Cherubim sind in der Ausübung ihrer Herrschaft auf den Menschen ausgerichtet; sie handeln in einer Weise, die dem Menschen angemessen ist. Die Flügel lassen die Vorstellung aufkommen, dass die Gerichte von oben kommen. Die vier Räder zeigen, dass die Regierung Gottes auf der Erde ausgeübt wird (Hes 10:9). Jeder der vier Cherubim hat ein Rad neben sich. Die Räder glänzen wie ein Chrysolithstein (siehe Kommentar zu Hesekiel 1,16).

Die Räder sehen alle gleich aus: „Die vier hatten dieselbe Gestalt“ (Hes 10:10). Das deutet darauf hin, dass es eine völlige Einheit in Gottes Regierung gibt, dass Gott immer auf eine vollkommen übereinstimmende Weise handelt. Dass es so aussieht, als wäre ein Rad inmitten eines Rades, bedeutet, dass alle Regierungshandlungen Gottes vollkommen ineinandergreifen. Bei Ihm stehen die Ereignisse nie allein; sie sind nie voneinander getrennt. Das eine ist immer mit dem anderen verbunden.

Der Weg, den Er in seiner Regierung geht, ist unumkehrbar (Hes 10:11). Sein Ziel ist festgelegt. Er bewegt sich auf sein Ziel zu, auch wenn Er dabei oft Wege geht, die wir nicht verstehen können. So wie sich die Räder nicht drehen, wenn sie gehen, so muss Er nie zu einem Weg zurückkehren, den Er gegangen ist. Er geht nie einen falschen Weg, Er macht nie einen Fehler. Das kann ein großer Trost für uns sein, wenn wir bestimmte Dinge in unserem Leben nicht verstehen, warum sie so gelaufen sind, wie sie gelaufen sind.

In Hesekiel 1 haben wir gesehen, dass die Felgen der Cherubim voll von Augen sind. Hier sehen wir, dass „ihr ganzer Leib und ihr Rücken und ihre Hände und ihre Flügel und die Räder … voller Augen ringsum“ sind (Hes 10:12). Das zeigt uns auf noch nachdrücklichere Weise, dass Gott der Allwissende ist, der mit vollkommener Einsicht handelt.

„Ihr Rücken“ bezieht sich auf die Vergangenheit. Gott hat nichts von der Vergangenheit vergessen. Er hat ein vollkommenes Wissen und Verständnis für die Vergangenheit. Seine Handlungen in der Gegenwart sind damit vereinbar. Diese Handlungen sind morgen schon Vergangenheit, aber ihre Wirkungen sind es nicht. Sie wirken weiter, sie sind aktiv („ihre Hände“) in der Gegenwart. Die Hände tragen zur Verwirklichung der Zukunft bei, zum Erreichen des Ziels, das Gott vor Augen hat und dem Er seine Aufmerksamkeit widmet. Dies wird durch „ihre Flügel und die Räder“ symbolisiert. Die vier Räder der Cherubim bringen Ihn dorthin, wohin Er gehen will. Die Flügel weisen darauf hin, dass Er vom Himmel aus alles auf der Erde steuert.

Die Räder haben auch einen Namen, „Wirbel“ (Hes 10:13; vgl. Hes 23:24; Hes 26:10; Jes 5:28; Jer 47:3). „Wirbel“ bezieht sich auf die Geschwindigkeit der Bewegung und „Räder“ auf die organische Einheit des Thronwagens.

Als nächstes werden die Angesichter der Cherubim beschrieben (Hes 10:14), was auch in Hesekiel 1 geschieht. Jeder Cherub hat, wie auch in Hesekiel 1 beschrieben, vier Angesichter. Drei Angesichter sind denen in Hesekiel 1 ähnlich. Das erste Angesicht, das hier erwähnt wird, „das Gesicht eines Cherubs“, unterscheidet sich jedoch von der Beschreibung in Hesekiel 1, wo wir stattdessen das Angesicht eines Stieres haben. Das Angesicht eines Cherubs sieht also aus wie das Gesicht eines Stieres (Hes 10:22).

Die lebendigen Wesen aus Hesekiel 1, die Hesekiel am Fluss Kebar sah, sind Cherubim (Hes 10:15). Der Prophet sieht dies in dem Moment, als die Cherubim sich erheben. Er sieht wieder die Einheit zwischen den Cherubim und ihren Flügeln und Rädern (Hes 10:16; 17; Hes 1:19-21). Diese Einheit zeigt sich sowohl in ihrer Bewegung als auch in ihrem Stehen (Hes 10:17). Das liegt daran, dass der Geist der lebendigen Wesen auch in den Rädern ist. Was die lebendigen Wesen bestimmen, das tun die Räder.

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