Ezekiel 14:23

Vier böse Gerichte und drei Gerechte

Ein neues Wort des HERRN ergeht an Hesekiel (Hes 14:12). Ganz allgemein spricht der HERR von „einem Land“ (Hes 14:13). Es bezieht sich also nicht nur auf Israel, obwohl es später wieder speziell auf Israel angewendet wird und auch der Hinweis auf begangene „Treulosigkeit“ stark an Israel erinnern. Dennoch hat Gott ein Recht darauf, dass jedes Volk Ihn fürchtet und Ihm dient. Seine Gerichte sind daher allgemein. Er streckt seine Hand gegen jedes Volk aus, das nicht mit Ihm rechnet.

In seinem Gericht über die Treulosigkeit Ihm gegenüber wendet Er vier Mittel an, die Er später in diesem Kapitel, in Hes 14:21, „meine vier bösen Gerichte“ nennt. Die Zahl Vier weist auf die Herrschaft über die Erde hin (vgl. „der vierte Tag“, 1Mo 1:14-19). Jedes Land, überall auf der Erde in jeder der vier Himmelsrichtungen, steht unter der Herrschaft Gottes. Die vier Mittel, die Er zum Gericht benutzt, gehören zur Erde.

Das erste Gericht ist „Hunger“. Er wird ihn in Länder hineinsenden, die Ihn verworfen haben. Infolgedessen wird Er dort Mensch und Tier durch diese Plage ausrotten. Es gibt jedoch die Möglichkeit, diesem Gericht zu entgehen, nämlich durch persönliche Umkehr und das Tun von Gerechtigkeit (Hes 14:14). Der HERR weist auf drei herausragende Männer hin, Noah, Daniel und Hiob, die trotz ihrer Gerechtigkeit ihr Land nicht von diesem Gericht erlösen könnten (vgl. Jer 15:1-4). Durch ihre Gerechtigkeit würden sie nur ihr eigenes Leben retten.

Zwei dieser drei Männer haben sich in sehr kritischen Situationen befunden; der dritte lebt noch. Noah hat in einer Welt voller Korruption und Gewalt gelebt (1Mo 6:6; 13). Daniel lebt in einer Umgebung, die versucht hat, ihn zu verführen, den Begierden des Fleisches nachzugeben und damit den Glauben der Väter an den HERRN, den Gott Israels, zu verleugnen (Dan 1:5-8). Hiob ist das direkte Ziel der heftigsten Angriffe des Teufels gewesen (Hiob 1:8-12; Hiob 2:1-7). Wir sehen in ihnen Sieger über die Welt (Noah), das Fleisch (Daniel) und den Teufel (Hiob).

Aber sie haben nur sich selbst befreit, ohne die Situation um sie herum ändern zu können. Jeder wird nur durch ein Leben in Gerechtigkeit befreit, das natürlich nur gelebt werden kann, wenn es eine Umkehr zu und einen Glauben an Gott gegeben hat. Der erste Teil des Satzes ist das Prinzip; der zweite Teil des Satzes ist die einzige Möglichkeit es zu verwirklichen.

Unter den Weggeführten gibt es die Hoffnung, dass Gott das in den Götzendienst gefallene Volk um der wenigen gottesfürchtigen Menschen willen verschont, die sich in Jerusalem finden. Schließlich hätte Er auch Sodom verschont, wenn dort zehn Gerechte gefunden worden wären (1Mo 18:32). Der HERR zerstört diese völlig unberechtigte Hoffnung. Es gibt keinen Grund, so etwas zu denken. Die drei Männer, die Er wegen ihrer Gerechtigkeit und Frömmigkeit hoch schätzt, würden, wenn sie in dem bedrohten Land lebten, nur sich selbst retten, aber sonst niemanden. Niemand sollte sich hinter der Tatsache verstecken, dass er eine betende Mutter hat und es ihm deshalb gut gehen wird, während er weiterhin in Sünde lebt.

Diese drei erwähnten Männer sprechen auch dafür, dass es bei diesen Gerichten nicht nur um Israel geht. Noah und Hiob sind keine Israeliten, Daniel schon, aber er lebte die meiste Zeit seines Lebens in der Gefangenschaft außerhalb Israels. Diese drei Männer haben Gutes für andere tun können. Noah befreite sein Haus (1Mo 6:18) und Daniel und Hiob ihre Freunde (Dan 2:17; 18; Hiob 42:7-10). So groß war ihre Gerechtigkeit vor Gott und Menschen (Noah), ihre Fürsprache bei dem Mächtigen der Erde, Nebukadnezar (Daniel), und ihre Fürsprache für Freunde bei Gott (Hiob).

Das bedeutet nicht, dass die Gerechtigkeit dieser drei Männer für ihre Familien und Freunde auch die Rettung von deren Seelen vor Gott bedeutete. Jeder muss mit seinen eigenen Sünden vor Gott kommen und sie bekennen. Nur der Herr Jesus litt stellvertretend für andere. Auf der Grundlage seines Werkes erhielten auch Noah, Daniel und Hiob Gerechtigkeit vor Gott.

Das zweite Gericht, das Gott anwendet, ist das der „wilden Tiere“, die Er das Land durchziehen lässt (Hes 14:15). Diese wilden Tiere werden den Menschen die Kinder rauben, das Land entvölkern und verwüsten. Niemand wird es wagen, das Land zu bebauen oder es zu durchqueren, aus Angst vor den wilden Tieren. Selbst wenn in diesem Gericht diese drei ausgezeichneten Männer in ihrer Mitte gewesen wären, hätten sie nicht für Abhilfe zu sorgen können (Hes 14:16). Die Söhne und Töchter werden sterben und das Land wird wüst werden, während nur diese drei Männer erlöst werden würden.

Das dritte Gericht ist das des „Schwertes“ (Hes 14:17). Gott wird auch dem Schwert befehlen können, durch das Land zu ziehen, etwa in Form eines Krieges. Infolgedessen werden Mensch und Tier von Ihm ausgerottet werden. Wiederum würden herausragende Gläubige, wie die drei oben erwähnten Männer, nicht in der Lage sein zu helfen, um diesem Gericht zu entkommen (Hes 14:18). Sie würden nicht in der Lage sein, Söhne und Töchter zu erretten. Sie selbst würden allein errettet werden.

Das vierte Gericht ist das der tödlichen Krankheit, der „Pest“ (Hes 14:19). Von dieser sagt Gott, dass Er seinen Grimm blutig über sie ausgieße. Mensch und Tier werden von Ihm getötet. Noah, Daniel und Hiob hätten diese Pest auch nicht rückgängig machen können, wenn sie inmitten des Volkes gelebt hätten (Hes 14:20). Sie wären nicht in der Lage gewesen, irgendwelche Nachkommen des Volkes von Gottes Grimm zu erretten. Das Einzige, was sie erretten konnten, ist ihr eigenes Leben, und zwar aufgrund ihres gerechten Lebens.

Es gibt nur einen Gerechten, der durch seine Gerechtigkeit nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Leben unzähliger anderer errettete. Der Herr Jesus ist der Gerechte, der für ungerechte Menschen gelitten hat, damit Er sie zu Gott bringt (1Pet 3:18a). Er vereinigt in sich alle Vorzüge der drei oben genannten Gerechten. Er allein ist fähig, Söhne und Töchter zu erretten und sie zur Herrlichkeit zu führen (Heb 2:10).

Gott erwähnt die Gerichte erneut und nennt sie „meine vier bösen Gerichte“ (Hes 14:21). Er entsendet sie alle vier „gegen Jerusalem“. Er erwähnt nun speziell Jerusalem und nicht mehr allgemein „ein Land“ (Hes 14:13). Er wird Mensch und Vieh aus Jerusalem ausrotten. Doch gleich danach spricht Er von „Entronnenen“ (Hes 14:22). Er leitet dies mit dem Wort „siehe“ ein. Nicht alle Bewohner Jerusalems werden umkommen, einige werden entrinnen, „darin übrig bleiben“. Diese werden aus Jerusalem herausgeführt und „werden zu euch hinausziehen“, das heißt, sie werden nach Babel gebracht, wo Hesekiel und seine Mit-Weggeführten jetzt sind.

Wenn sie dort ankommen, werden sie den Weggeführten von „ihrem Weg und ihren Handlungen“ berichten. Daraufhin werden die Weggeführten „getröstet“ werden (Hes 14:23). Der Trost liegt in der Tatsache, dass das, was der HERR über Jerusalem gebracht hat, die Erfüllung seines Wortes ist. Er hätte nicht anders handeln können, als Er es getan hat, und Er hat getan, was Er gesagt hat, dass Er es tun würde. Sie werden mit dem Gericht Gottes über Jerusalem im Reinen sein und erkennen, dass das Gericht verdient ist. Es ist immer ein Trost, sich daran zu erinnern, dass der Herr sein Wort erfüllt.

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