Ezekiel 14:9

Gericht über die Götzendiener

Hesekiel wird von einer Delegation der Ältesten Israels besucht (Hes 14:1; vgl. Hes 8:1; Hes 20:1). Sie kommen, um durch ihn den HERRN zu befragen. Sie setzen sich vor ihm zu seinen Füßen nieder. Diese Haltung zeigt, dass sie ihn als wahren Propheten Gottes anerkennen und ihm zuhören wollen. Bevor einer dieser Ältesten auch nur ein Wort sagt, spricht Gott selbst zu Hesekiel (Hes 14:2). Er kennt ihre Heuchelei und sagt Hesekiel, was Er in den Herzen der Ältesten sieht (vgl. Hes 8:12; Mt 15:19).

Er sieht, dass die Herzen dieser Menschen voll von Götzen sind, die sie selbst in ihren Herzen aufgerichtet haben (Hes 14:3). Mehrmals sagt Er, dass ihre Herzen voll von diesen Götzen sind. Möglicherweise dienen sie den Götzen nicht offen, aber sie hegen sie in ihren Herzen. Dieser Götzendienst im Innern des Herzens ist die Ursache für ihr Elend.

Auch heute gibt es viel heimlichen Götzendienst, innere Gebundenheit an verborgene Sünden. Wenn wir an innere Gebundenheit denken, können wir an die Sucht nach den sozialen Medien denken, an übermäßige und falsche Internet-Nutzung – gerade auch am Smartphone. Diese Sucht wird damit gerechtfertigt, dass man sie „braucht“. Studien zeigen aber, dass viele ohne soziale Medien nicht mehr leben können. Jeder Mensch, der behauptet, ein Kind Gottes zu sein, tut gut daran, sich ehrlich vor dem Herrn zu fragen, ob diese Art von Heuchelei auch in ihm vorhanden ist.

Nun kommen diese dem Götzendienst verfallenen Ältesten zum HERRN, um Ihn zu befragen. Sie kommen zu Ihm, in gleicher Weise wie sie zu ihren Götzen gehen, die sie in ihrem Herzen verehren, während sie Ihn um Rat fragen. Aber wird Er es zulassen, dass Er von denen befragt wird, die so in Heuchelei leben? Jakobus nennt dieses Verhalten „doppelherzig“ (Jak 4:8). Gott verabscheut dies. Er hat Anspruch auf ihre ungeteilte Ehrfurcht.

Hesekiel soll ihnen das Wort des HERRN weitergeben (Hes 14:4). Die Antwort ist allgemein: Sie gilt für „jedermann aus dem Haus Israel“, der diesen verborgenen Götzendienst begeht. Dieser Götzendienst ist ein Stein des Anstoßes, an den sie sich stoßen werden und durch den sie sich selbst den Weg zu Gott verschließen. Ein Mensch, der zu Gott kommt, während er an der Vielzahl seiner Götzen festhält, muss mit einer richtenden Antwort Gottes rechnen. Diese Antwort ist nicht ein Wort des Propheten, sondern eine direkte Handlung Gottes selbst.

Wie kann ein solcher Mensch es wagen, in der Gegenwart des Heiligen zu erscheinen! Der HERR wird die Herzen des Hauses Israel „fassen“, wo ihre Götzen wohnen (Hes 14:5). Sie kommen zwar zu Ihm, aber wegen ihrer abscheulichen Götzen sind sie Ihm entfremdet. Sie kennen Ihn nicht mehr und Er kann sie nicht mehr anerkennen.

Eine Bemerkung zu den Götzen, die in der niederländischen Übersetzung, wörtlich übersetzt, „Stinkgötter“ genannt werden: Das Wort drückt die tiefste Verachtung aus, in der die Unwirklichkeit der Götzen ebenso zum Ausdruck kommt wie die religiöse Abscheu, die sie hervorrufen müssen. Die Verachtung ist tiefer als die, die durch „Gräuel“ oder „Abscheulichkeit“ ausgedrückt wird.

Doch der HERR in seiner Gnade spricht noch von einer Gelegenheit zur Umkehr (Hes 14:6). Dazu müssen sie sich von ihren Götzen abwenden, was bedeutet, sie zu verurteilen und zu verwerfen. Sie müssen sich auch von all ihren Gräueln abwenden, was bedeutet, dass sie mit all ihren götzendienerischen Praktiken aufhören sollen, die sie heimlich ausüben. Wahre Reue ist Selbstverurteilung, Bekenntnis des Bösen und Aufhören, Böses zu tun.

Das Wort über die Götzen im Herzen und den Stein des Anstoßes, den jeder vor sein Angesicht legt, gilt sowohl jedermann aus dem Haus Israel als auch den Fremden, die in Israel weilen und in ihrer Mitte bleiben (Hes 14:7). Wer mit seinen Götzen im Herzen zum Propheten kommt, um durch ihn Gott zu befragen, wird von Gott die entsprechende Antwort erhalten. Er wird es mit Gott selbst zu tun bekommen, der ihn richten wird (Hes 14:8) – und zwar in einer Weise, dass die Menschen ein Sprichwort daraus machen werden. So wird dieser Mensch aus dem Volk Gottes ausgerottet werden und er wird durch das Sprichwort in der Erinnerung weiterleben. Das wird mit dem Zeugnis des HERRN verbunden sein, dass Er wirklich der HERR ist.

Ein Prophet kann von diesen götzendienerischen Menschen getäuscht werden (Hes 14:9). Es ist seine Aufgabe, nahe bei dem HERRN und in seiner Gemeinschaft zu bleiben (vgl. Jos 9:9-15; 1Kön 14:1-5; Apg 5:1-5; 7-9). Der HERR wird deutlich machen, was zu tun ist. Wenn Menschen zu einem falschen Propheten kommen, um durch ihn den HERRN zu befragen, werden diese Menschen vom HERRN selbst fehlgeleitet werden. Dann übergibt Er sie an „eine wirksame Kraft des Irrwahns“, so „dass sie der Lüge glauben“ (2Thes 2:11; 1Kön 22:23) und gibt sie einem „verworfenen Sinn“ hin (Röm 1:28). Das Böse kommt nicht von Gott (Jak 1:13), aber Er kann es in seiner Weisheit und Macht gebrauchen, um sein Ziel zu erreichen (Hiob 12:16).

Er wird den falschen Propheten richten und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten. Er kann keine Täuschung ungestraft lassen. Der Prophet wird seine Schuld ebenso tragen wie der Fragende (Hes 14:10). Der Prophet hat seine eigenen Ansichten und der Fragende seine eigenen Begierden über die Wahrheit Gottes gestellt und damit Gott und seine Wahrheit verachtet.

Der Zweck aller Gerichte Gottes ist, dass das Böse beseitigt wird und das verbleibende Volk – das dann sein ganzes Volk ist – nicht mehr von Ihm abweicht (Hes 14:11). Wenn sie nicht mehr abirren „und sie sich nicht mehr durch alle ihre Übertretungen verunreinigen“, kann Er sie wieder als sein Volk anerkennen. Dann ist die Verbindung zwischen Ihm und seinem Volk wiederhergestellt; sie sind für Ihn ein Volk und Er ist für sie ein Gott. Diese Situation ist das, was Er sich wünscht.

Hier leuchtet ein Hoffnungsschimmer in der sonst so bedrohlichen Botschaft Hesekiels auf. Er kann die Vorahnung von Gerichten nicht auslassen, aber er sieht auch den Silberstreifen um die dunklen, bedrohlichen Wolken. Am Ende wird auch etwas Gutes dabei herauskommen. Gottes Absichten werden durch die Zerstörung des irdischen Jerusalems nicht zunichtegemacht werden.

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