Ezekiel 43:11

Der HERR inmitten seines Volkes

Dann hört Hesekiel „einen“, das ist der HERR, „aus dem Haus“ zu ihm reden (Hes 43:6). Es ist in der Tat erstaunlich, dass der HERR zu Hesekiel spricht, während „ein Mann“ – das ist der Sohn Gottes, den wir als den Herrn Jesus kennen, der auch der HERR ist – neben ihm steht. Dass der HERR zu Hesekiel „redet“, macht uns klar, dass Er uns seine Pläne durch sein Wort mitteilt.

Der HERR sagt Hesekiel, dass Er hier, an diesem Ort, seinen „Thron“ errichtet hat (Hes 43:7). Von diesem Ort aus regiert Er. Es ist auch der Ort seiner „Fußsohlen“, was bedeutet, dass Er ein Recht darauf hat und dieses Recht geltend macht (vgl. Jes 66:1; Apg 7:49; Jos 1:3). Es ist der Ort seiner Ruhe, an dem alle teilhaben dürfen, die im Friedensreich sind. Es ist der Ort, wo Er „in Ewigkeit“, d. h. während des Friedensreiches, „inmitten der Kinder Israel“, seinem Volk, wohnen wird (vgl. 2Mo 29:45; 46; Ps 132:13; 14).

Der Tempel hat drei Aspekte. Erstens, der Tempel ist ein Lehrbuch über die Heiligkeit Gottes. Zweitens ist der Tempel die heilige Wohnstätte Gottes die nicht mehr verunreinigt werden kann. Drittens ist der Tempel ein Ort der Anbetung und des Zusammenkommens. Diese Aspekte kommen auch in der Gemeinde zum Ausdruck, dem geistlichen Tempel in der Zeit, in der wir leben. In den Zusammenkünften der Gemeinde dürfen wir seine Gegenwart in Heiligkeit erfahren und Ihn dort anbeten. Dies ist für uns nicht an einen geographischen Ort gebunden (Joh 4:21).

Der HERR kann in der Mitte seines Volkes wohnen, weil sein Volk seinen heiligen Namen nicht mehr entweihen wird, weder sie noch ihre Könige. Es wird für immer mit ihrer Hurerei, d. h. ihrem Götzendienst, zu Ende sein, genauso wie mit der Verunreinigung durch die Leichname ihrer Scheusale in der Nähe seines Hauses (Jer 16:18; Sach 13:2). Diese Verunreinigung ist eine Folge ihres früheren Götzendienstes, den sie in ihren eigenen Häusern – „ihre Schwelle“ und „ihre Türpfosten“ – begangen haben, wodurch sie den HERRN beiseitegeschoben und ersetzt haben (Hes 43:8).

Wer über die Schwelle kommt, ist im Haus. In der „Schwelle“ können wir eine bestimmte Bedingung sehen, die erfüllt werden muss, um hineinzutreten. Gottes Volk hat seine eigenen Bedingungen gestellt, zusätzlich zu der Bedingung, die Gott anwendet, um sein Haus zu betreten. Für Gott genügt es, dass ein Mensch glaubt, um zu seinem Haus zu gehören. Die Menschen haben zusätzlich die Mitgliedschaft in einer Kirche oder die Zustimmung zu einem menschengemachten Bekenntnis zu einer weiteren Bedingung gemacht. Diese menschengemachten Schwellen werden im Friedensreich nicht mehr da sein, und sie sollten auch keinen Platz in dem haben, was jetzt Gottes Haus ist.

Wir erkennen das Setzen ihres Türpfostens neben seinen Türpfosten an der Einführung menschlicher Ordnungen in das Haus Gottes neben den Ordnungen, die Er für sein Haus gegeben hat. Wir können zum Beispiel an die Einführung von Formen der Anbetung denken, die auf den Menschen ausgerichtet sind. Solange sich die Anbetung gut anfühlt, soll auch Gott damit zufrieden sein.

Wir können das Lehren von Menschengeboten, die das Wort Gottes kraftlos machen, auch so sehen, dass man seinen eigenen Türpfosten neben den von Gott stellt. Wir sehen das überall dort, wo die Tradition der Maßstab dafür ist, Gott zu dienen und nicht sein Wort. Die römisch-katholische Kirche ist der Inbegriff dafür. Was heute auch gut funktioniert, ist die Anpassung der Liturgie an den Geschmack der Gemeinde. Ein Zusammensein soll vor allem Spaß machen. Marketingprinzipien sind leitend und nicht die Satzungen Gottes. So wird der eigene Türpfosten neben dem Türpfosten Gottes gestellt.

Die Mauer um den Tempel, die das Volk davon abhalten soll, Gott nach Lust und Laune zu nahen, ist im Tempel nur eine äußerliche Trennung. In ihren Herzen und in ihren Häusern haben sie sich an Götzen gehängt. So haben sie den heiligen Namen des HERRN verunreinigt, und Er musste sie in seinem Zorn verzehren. All diese Unreinheit ist ausgemerzt und für immer verschwunden (Hes 43:9). Er kann in Ewigkeit in ihrer Mitte wohnen.

Hesekiel, wieder als „Menschensohn“ angesprochen, wird aufgefordert, seinen Landsleuten „über dieses Haus“ zu berichten (Hes 43:10). Damit ist gemeint, dass sie sich wegen all ihrer Ungerechtigkeiten schämen sollen. Sie sollen den Bau messen, d. h. sich intensiv damit befassen, wie der HERR es gestaltet hat.

Dieses Nachdenken wird ihre Gedanken über sein Haus korrigieren und sie damit in Einklang bringen, wie Er über es denkt. Sie werden den Standard von Gottes Heiligkeit kennenlernen, der in der Gestaltung und dem Bau des Tempels deutlich wird. Dieses Nachdenken wird ihnen auch deutlich machen, wie sehr sie den ersten Tempel, den salomonischen, verunreinigt haben und auf welche Weise sie von den Geboten des HERRN abgewichen sind. Wenn sie das sehen, werden sie sich schämen, was sie mit dem ersten Tempel gemacht haben.

Wenn wir Gottes Gedanken über die Gemeinde als sein Haus wissen wollen, müssen wir das Haus in seiner ersten Herrlichkeit oder das Haus in seiner endgültigen, letzten Herrlichkeit betrachten. Im Buch Apostelgeschichte sehen wir das Haus in seiner ersten Herrlichkeit. Dann ist alles noch frisch und kraftvoll. Gottes Geist wirkt mächtig in der Gemeinde. Durch die Untreue der Gläubigen setzt bald der Verfall ein und die Gemeinde verfällt. Wenn der Herr Jesus die Gemeinde zu sich genommen hat, wird sie den Zweck Gottes erfüllen. Wir sehen das im Buch der Offenbarung.

Die Entstehung des Hauses Gottes (Apg 2:1-4), und ihre Vollendung, wenn der Herr Jesus kommt, um die Gemeinde aufzunehmen (1Thes 4:14-18), zeigen den Plan Gottes für die Gemeinde. Zwischen ihrer Gründung und ihrer Vollendung sehen wir den Bau der Gemeinde auf der Erde als eine Aufgabe, die uns anvertraut ist (1Kor 3:10-15). Wenn wir unsere Arbeit am Bau der Gemeinde als einem Haus, in dem Gott wohnen kann, mit Gottes Plan vergleichen, dann sehen wir leider einen großen Unterschied. Wenn uns der Unterschied richtig bewusst wird, würden wir uns schämen, was wir aus Gottes Haus gemacht haben.

In dieser Gesinnung der Beschämung und des Bekenntnisses kann das Volk Gottes weitere Ankündigungen über das Haus des HERRN empfangen (Hes 43:11). Der Prophet zeigt dem Volk dann die Form des Hauses. Mit „der Form des Hauses“ können wir an sein allgemeines Aussehen denken, an den Blick auf das Ganze. Wir können das auf die weltweite Gemeinde anwenden (Eph 2:21; 22; 1Pet 2:5). Die Gemeinde hat keine nationalen Grenzen und keine Konfessionen. Es gibt nur eine Gemeinde. Die Ortsgemeinden sollten ein verkleinertes Abbild dieser weltweiten Gemeinde sein (vgl. 1Kor 12:27).

„Seine Einrichtung“ bezieht sich auf die verschiedenen Gebäude und Zellen. Wir können das auf die Ortsgemeinden anwenden. Die Gemeinde in Korinth ist anders als die in Ephesus und wieder anders als die in Kolossä. Aber alle Ortsgemeinden müssen nach der Lehre handeln, die Paulus „überall in jeder Gemeinde“ lehrte (1Kor 4:17; 1Kor 7:17; vgl. Off 2:7; 11; 17; 29; Off 3:6; 13; 22).

„Seine Ausgänge und seine Eingänge“ weisen auf Leben und Freiheit hin (vgl. Joh 10:9). Die Ausgänge werden zuerst erwähnt, vor den Eingängen (vgl. Ps 121:8). Angesichts der Heiligkeit dieses Ortes scheint dies zu betonen, dass jeder, der dort vor dem HERRN erscheint, auch lebendig aus seiner Gegenwart herauskommt (vgl. 2Mo 24:9-11). Für den, der tauglich gemacht worden ist, in seiner Gegenwart zu sein, ist dieser Ort nicht furchterregend (vgl. 1Mo 28:16; 17). Er oder sie geht vertrauensvoll hinein und kommt voller Freude und Kraft wieder heraus.

Die Gemeinde ist ein Ort oder Organismus, zu dem Menschen, die den Herrn Jesus im Glauben angenommen haben, hinzugefügt worden sind. Sie sind sozusagen „hineingegangen“ und dürfen dort Gott anbeten (1Pet 2:5). Das Leben der Gläubigen spielt sich auch in der Welt ab. Sie gehen hinaus – natürlich ohne die Gemeinde zu verlassen, denn das ist nicht möglich –, um dort in ihrem täglichen Tun zu zeigen, wer Gott ist (1Pet 2:9). Sie zeigen, dass sie ihre Sünden und Götzen bereut haben und nun für den leben, der für sie gestorben und auferstanden ist, und dass sie Ihn vom Himmel her erwarten (1Thes 1:9; 10).

„Alle seine Formen“ ist alles, was zur Dekoration dient, wie die Cherubim und Palmen. „Alle seine Formen und alle seine Satzungen und alle seine Gesetze“ betrifft alles, was bei einem Gottesdienst im Tempel zu beachten ist. Das alles soll helfen, „seine ganze Form“ deutlicher vor Augen zu führen. Bei der Anwendung auf die Gemeinde können wir an die Zusammenkunft denken, bei denen sich die Gemeinde versammelt, um das Abendmahl zu feiern oder zu beten (Apg 2:42). Wir können auch an das Gebot denken, einander zu lieben (Joh 13:34; 35) und auch die Heiligkeit des Hauses Gottes zu bewahren (1Kor 5:13b). Von „seiner ganzen Form“ wird ein Zeugnis in die Welt hinausgehen.

Hesekiel hat bereits in den vorangegangenen Kapiteln viel gesehen und wird in den folgenden Kapiteln noch mehr über die Satzungen und die Vorschriften für den Gottesdienst sehen. Alles das soll er seinen Landsleuten mitteilen. Auch soll er es vor ihren Augen aufschreiben. Es soll ihnen nicht nur zum Nachdenken dienen, sondern es soll sie auch zum Nachdenken bringen. Alles, was er gesagt und aufgeschrieben hat, soll im Glauben gehalten werden und in ihrem alltäglichen Leben wirken, damit ihr Leben zur Ehre Gottes ist.

Der Bezug zu dem Vorangegangenen ist nicht schwierig herzustellen. Gott offenbart seine Gedanken über sein Haus denen, die demütig sind und ihr ganzes Herz auf Ihn ausgerichtet haben. Er kann Gläubigen, die sich von ihrer Unreinheit gereinigt haben und sich ihrer eigenen Untreue schämen, Einzelheiten über die Wahrheit der Gemeinde bekannt machen. Wir müssen nur tiefer beeindruckt sein von der Heiligkeit der Wohnung Gottes.

Das Gesetz für das Haus Gottes lautet: „Das ganze Gebiet soll ringsum hochheilig sein“ auf dem Gipfel des Berges (Hes 43:12). Das Haus Gottes ist „auf dem Gipfel des Berges“ (Jes 2:2; 3). Folglich ist der gesamte Tempelbereich „ringsum hochheilig“, was die Abgrenzung des gesamten Bereichs vom gesamten Land um ihn herum betont. Der neue Tempel wird für alle Völker offen sein. Sünde und Böses wird dort nicht geduldet werden. Deshalb ist Heiligkeit auch das Kennzeichen dieses Tempels. Ebenso sind wir aufgerufen, in allen Bereichen unseres Lebens heilig zu sein (Heb 12:14).

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