Galatians 3:19

Gesetz und Verheißung

Gal 3:15. Paulus wird nicht müde, die Galater davon zu überzeugen, wie töricht und gefährlich es ist, dem Gesetz in ihrem Leben als Christen einen Platz zu geben. Er zieht nun einen Vergleich zwischen dem Gesetz einerseits und der Verheißung anderseits. Es ist wunderschön zu sehen, wie er sie anspricht. Er beginnt mit der ermunternden Anrede „Brüder“, denn das waren sie trotz ihrer Öffnung für die Einflüsse der judaistischen Irrlehrer. Er lässt sie dadurch seine Verbundenheit mit ihnen fühlen. Weiterhin appelliert er an ihren gesunden Verstand und weist sie auf den zwischenmenschlichen Umgang hin. Es ist doch nicht so – legt er dar –, dass man eine Vereinbarung mit jemand so ohne weiteres abändern kann. Schon gar nicht, wenn diese Vereinbarung nochmals schriftlich niedergelegt und mit einer offiziellen Unterschrift bestätigt wurde. Jeder, der ein bisschen logisch denken kann, wird sagen: Natürlich geht das nicht.

Gal 3:16. Nun, fährt Paulus fort: Abraham und seinem Samen wurden Verheißungen gegeben. Nachdem Paulus an diesem Punkt angekommen ist, geht er kurz auf den Samen Abrahams ein, bevor er den Unterschied zwischen dem Gesetz und der Verheißung weiter ausführt. Das Wort „Same“ bedarf einer Erklärung. In der Mehrzahl bedeutet es „Nachkommenschaft“, in der Einzahl „Nachkomme“. Der Zusatz in Galater 3 macht deutlich, dass es um Letzteren geht. Dazu kommt noch, dass deutlich angegeben wird, wer dieser Nachkomme ist, nämlich Christus. In Ihm werden alle Verheißungen Gottes erfüllt. Doch Christus war in dem Augenblick, als das Gesetz gegeben wurde, noch nicht gekommen. Das bedeutet, dass die Verheißungen uneingeschränkt bestehen bleiben.

Gal 3:17. Dazu kommt auch noch, dass das Gesetz, wohlgemerkt, mehr als 400 Jahre nach der Verheißung gegeben wurde. Paulus führt dieses Argument an, um die Unsinnigkeit zu zeigen, die bedingungslosen Verheißungen Gottes an das Gesetz zu koppeln, mit dem ja Bedingungen verbunden sind.

Stell dir das vor: Jemand verspricht dir, dir in einem Jahr € 1000,– zu geben. Das ist schön, sagst du dann, und freust dich mit fortschreitender Zeit immer mehr darauf, die € 1000,– zu empfangen. Doch von zehn Monaten bekommst du auf einmal von dem, der dir das Geld so gebefreudig versprochen hat, zu hören, dass er eigentlich eine Leistung von dir erwartet, womit du dir die € 1000,– verdienen kannst. Das ist ja noch schöner, sagst du dann, und wendest dich tief enttäuscht von dem Schönredner ab. So geht man doch nicht miteinander um! Nun, genau so ist es mit dem Gesetz und der Verheißung. Wenn Gott Verheißungen gibt, macht er sie eine Zeit später nicht von Leistungen abhängig.

Gal 3:18. Du empfindest sehr wohl, dass Gesetz und Verheißung einander ausschließen. Sie haben nichts miteinander zu tun. Deshalb steht hier auch so schön, dass Gott Abraham die Verheißung des Erbes geschenkt hat. Was das Erbe in sich schließt, wird hier nicht erzählt. Du kannst an die ganze Weite des Landes Kanaan denken, wo Israel im tausendjährigen Friedensreich wohnen wird. Hier geht es darum, wie dieses Erbe erlangt wird: durch das Gesetz oder durch die Verheißung. Inzwischen wird wohl klar sein, dass es durch die Verheißung erlangt wird.

Gal 3:19. Doch dann ist die Frage berechtigt, welche Funktion das Gesetz dann noch hat. Das Gesetz wurde „der Übertretungen wegen“ hinzugefügt. Nun musst du genau lesen. Hier steht nicht „der Sünde wegen“. Wie könnte das auch der Fall sein? Gott gibt nichts, wodurch ein Mensch zum Sünder wird. Das Gesetz macht gerade deutlich, dass der Mensch ein Sünder ist, ohne ihn auf eine Möglichkeit hinzuweisen, wie er der Strafe, die auf der Sünde ruht, entgehen kann. Du kannst das mit einem Spiegel vergleichen, der dir zeigt, dass du schmutzig bist; aber der Spiegel ist keine Seife, womit du diesen Schmutz abwaschen kannst. Das kann nur durch das Blut des Herrn Jesus geschehen.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied zwischen der Verheißung und dem Gesetz. Bei der Verheißung ist es so, dass Gott diese Abraham direkt gab, ohne jemandes Vermittlung. Beim Gesetz ist das anders. Gott gab das Gesetz durch Vermittlung von Engeln in die Hand eines weiteren Mittlers, Mose. So kam das Gesetz zum Volk. Deshalb ist die Verheißung größer als das Gesetz.

Gal 3:20. Die Verheißung zeigt einen gnädigen, gebenden Gott, der bedingungslos alles auf sich nimmt, um die Verheißung zu erfüllen. Der Mensch hat darauf keinerlei Einfluss. Deshalb steht hier auch: „Gott ist einer“, und das bedeutet, dass Er als einzige Partei alle Verantwortlichkeiten auf sich nimmt, um seine Verheißungen zu erfüllen. Das Gesetz zeigt einen heiligen, fordernden Gott, der den Menschen an die Verpflichtungen bindet, die er auf sich genommen hat.

Gal 3:21. Nach dem Vorhergehenden könnte die Frage aufkommen, ob das Gesetz dann im Gegensatz zu den Verheißungen Gottes steht. Das kann natürlich nicht sein. Beide kommen von Gott, und wie könnte Gott zu sich selbst im Widerspruch stehen? Die Antwort auf diese Frage ist, dass beide verschiedene Seiten Gottes vorstellen. Das Gesetz zeigt uns Gottes Gerechtigkeit, und die Verheißung lässt uns Gottes Gnade sehen. Es war niemals Gottes Absicht, durch das Gesetz Leben zu geben. Das Gesetz kann nicht lebendig machen, weil der Mensch ein verdorbener Sünder ist. Das Gesetz verheißt zwar Leben, kann es aber nicht geben. Es zeigt, was im Herzen des Menschen ist.

Gal 3:22. Deshalb kann gesagt werden, dass die Schrift alles unter die Sünde eingeschlossen hat. Du liest z. B. in Römer 3 von der Sündhaftigkeit des Menschen (Röm 3:9-20). Wer sich seiner Sündhaftigkeit bewusst ist oder wird, kann bei Gott Vergebung finden. Dann treten der Herr Jesus und der Glaube an Ihn in sein Gesichtsfeld. Das Gesetz oder die Schrift stellt ohne irgendeinen möglichen Einspruch die Verdorbenheit jedes Menschen fest. Das entsprechende Ziel ist (das „Damit“ in Gal 3:22), dass der Mensch seine Zuflucht zum Glauben an Jesus Christus nimmt. Da gibt es keinen Unterschied. Die Verheißung ist für die da, „die da glauben.“

Lies noch einmal Galater 3,15–22.

Frage oder Aufgabe: Nenne einige Unterschiede zwischen dem Gesetz und der Verheißung!

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