Galatians 4:21

Abermals Geburtswehen

Gal 4:16. Paulus ist dabei, mit einem emotionalen Plädoyer den Galatern klarzumachen, auf was für einem falschen Weg sie sich befanden. Er hatte ihnen die Wahrheit des Evangeliums gebracht, nicht, um sie an sich zu binden, sondern an den Herrn Jesus. Sie hatten sich zum Evangelium bekannt, hatten es in ihr Herz aufgenommen. Wie dankbar sind sie ihm damals gewesen! Doch nun waren andere gekommen. Die hatten ihnen erzählt, dass Paulus sie mit seinem Evangelium hinters Licht geführt hätte. Die anderen wussten bestens über das Gesetz und die Gebote Gottes im Alten Testament Bescheid. Sie sagten, dass Paulus ihnen das verschwiegen hätte. Paulus hätte nicht ihr Bestes im Auge gehabt. Er wäre nicht ihr Freund, sondern ihr Feind. Ja, ja, sagt Paulus, ich sage euch die Wahrheit, durch die ihr errettet worden seid, und dann soll ich euer Feind sein? Was Paulus hier begegnet, wird jeder erfahren, der mit der Wahrheit dienen will. Solange du die Belehrungen des Paulus bringst und damit an die Not anknüpfst, worin jemand sich befindet, wird diese Lehre dankbar als ein Gebot Gottes angenommen werden. Doch wenn jemand diese Lehre unglaubhaft vorkommt, wie z. B. das, was Paulus über das Schweigen der Frau in der Gemeinde lehrt, dann kann er ohne weiteres ein Frauenhasser genannt werden, obwohl es auch dabei um ein Gebot des Herrn geht (1Kor 14:34; 37).

Gal 4:17. Dann weist Paulus die Galater auf die falschen Lehrer hin und auf die Weise, wie sie sich betragen. Sie kommen und bringen ein anderes Evangelium, das Paulus und die Seinen nicht verkündigt haben (Gal 1:8; 9; vgl. 2Kor 11:4). Und darauf hören sie gern. Man lässt sie gewähren, ihre Ansichten von sich zu geben. Und wie eifrig die Leute waren! Doch beachtet gut, sagt Paulus, dass sie eine Trennung zwischen uns bringen. Sie beabsichtigen nur, dass ihr euch für sie einsetzt. Paulus versucht den Galatern zu zeigen, dass dort, wo er ihr geistliches Wohl gesucht hatte, die falschen Lehrer darauf aus waren, sie als Nachfolger für sich selbst zu vereinnahmen. Sie waren wie die Pharisäer, die Stadt und Land bereisten, um Menschen für ihre Überzeugung zu gewinnen. Dann konnten sie sich vieler Nachfolger rühmen. Der Herr Jesus spricht über sie das „Wehe“ aus (Mt 23:15).

Gal 4:18. Nun gibt es sicherlich auch eine gute Art von Eifer. Den hat beispielsweise der Herr Jesus gezeigt. Er eiferte für die Ehre des Hauses Gottes (Joh 2:17). Es scheint so, dass die Galater diesen guten Eifer an den Tag gelegt hatten, als Paulus bei ihnen war. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie auch während seiner Abwesenheit damit fortgefahren wären.

Gal 4:19. Aber nein, Paulus fühlte, wie die Galater von der Einfalt gegenüber dem Christus abgewichen waren (2Kor 11:3). Das bereitete ihm erneut den Schmerz und die Mühe, die er erfahren hatte, als er ihnen das Evangelium verkündigt hatte. Im Geist erlebte er noch einmal die Schmerzen, die er durchmachte, als er darum rang, die Seelen der Galater zu gewinnen. Damals ging es darum, sie von der Knechtschaft der Götzen zu befreien, nun, sie vom gesetzlichen und äußeren Gottesdienst der Juden zu befreien. Paulus vergleicht sich hier mit einer Mutter. Wie wichtig sind mütterliche Gefühle, wenn du siehst, dass ein Gläubiger abzuweichen droht. Nur mit solchen Gefühlen ist es möglich, den anderen zu gewinnen. Was für ein zu Herzen gehender Beweis seiner Liebe zu ihnen ist das: Er war noch einmal bereit, die Schmerzen „der Geburt“ zu ertragen. Er will alles tun, um sie zurückzugewinnen und sie zum unvermengten Evangelium zurückzubringen. Er spricht sie an als „meine Kinder“. Wie muss das ihre Herzen berührt haben.

Sein einziges Ziel war, dass Christus in ihnen Gestalt bekam. Durch den Einfluss, den die Gesetzlichkeit bekommen hatte, verschwand das Bild Christi immer mehr bei den Galatern. Alles, was der Mensch aus eigener Kraft tun will, um Gott zu dienen, geht auf Kosten des Bildes Christi in seinem Leben.

Gal 4:20. Ihr Abweichen von der Wahrheit hatte ihm ein Gefühl der Ratlosigkeit gegeben. Wie gern wäre er doch bei ihnen! Wie gern wollte er in einem liebevolleren Ton mit ihnen sprechen (obwohl er seinen Brief gerade deshalb schreibt, weil sein Herz bis zum Rand mit Liebe zu ihnen voll war).

Gal 4:21. Nach diesem emotionalen Plädoyer, mit dem er ihre Herzen zu gewinnen suchte, beginnt er in Gal 4:21 einen erneuten Versuch, sie zur Einsicht zu bringen, dass sie sich mit dem Verkehrten beschäftigten. Nun spricht er ihren Verstand oder ihre Einsicht an. In Gal 4:21 wird zweimal das Wort „Gesetz“ gebraucht. Das erste Mal bedeutet das Wort einen gesetzlichen Grundsatz, etwas, was du dir selbst als Gesetz auferlegst. Du kannst es dir selbst auferlegen, dich an das Gesetz der zehn Gebote zu halten. Das zweite Mal, beim Hören auf das Gesetz, hat „das Gesetz“ eine umfassendere Bedeutung. Hier bezeichnet das Wort die fünf Bücher Mose. Du siehst das an dem Beispiel, das Paulus aus dem Gesetz anführt.

Gal 4:22. Er stellt Abraham vor, dessen Geschichte im ersten Buch Mose geschrieben steht. Paulus erwähnt Abraham, weil die Irrlehrer ihn auch erwähnten, um ihre Forderung, dass die Galater sich beschneiden lassen sollten, zu unterstreichen.

Paulus leitet sein Beispiel mit den Worten ein: „Es steht geschrieben.“ Damit richtet er die Aufmerksamkeit auf die Autorität der Schrift (siehe auch Mt 4:4; 7; 10). Er weist auf Isaak und Ismael und deren Mütter hin, deren Namen er nicht nennt. Es geht nämlich nicht um ihre Namen, sondern um ihre Stellungen, denn diese übertragen die Mütter auf ihre Kinder.

Gal 4:23. Nachdem er die Stellung erläutert hat, weist er auf den Ursprung der beiden Söhne hin. Ismael wurde durch das eigenwillige Handeln Abrahams geboren, doch Isaak empfing er durch eine Verheißung Gottes. Welche geistlichen Belehrungen daraus von den Galatern und auch von uns gezogen werden müssen, kommt in den nächsten Versen zur Sprache.

Lies noch einmal Galater 4,16–23.

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