Galatians 5:19

Der Geist und das Fleisch

In Gal 5:1 dieses Kapitels hat Paulus die Freiheit der Knechtschaft gegenübergestellt. In Gal 5:13 stellte er die Freiheit der Zügellosigkeit gegenüber. Nun zeigt er, wie echte Freiheit erlebt und sichtbar wird, nämlich in einem Leben, das durch den Geist geleitet wird.

Gal 5:16. Der Abschnitt von Gal 5:16-26 bildet eine Einheit. Der Geist wird darin nicht weniger als siebenmal genannt. Gal 5:16 bildet einen direkten Gegensatz zu Gal 5:15. Im letztgenannten Vers ist davon die Rede, dass man einander beißt und frisst. Doch wenn du durch den Geist wandelst, können solche Dinge nicht geschehen. Durch den Geist wandeln bedeutet, dass du die Absichten des Geistes ausführst und dass du deine Entschlüsse im Licht seiner Heiligkeit fasst. Das bedeutet, dass dein Verhalten darauf ausgerichtet ist, Christus in deinem Leben zu verherrlichen, denn dazu ist der Heilige Geist auf die Erde gekommen (Joh 16:14). Wenn du durch den Geist wandelst, ist die Folge, dass du das Fleisch für tot hältst. Es ist nämlich nicht möglich, Christus vor Augen zu haben und gleichzeitig zu sündigen.

Gal 5:17. Nun hat der Christ zwei Naturen in sich: das neue Leben und das alte Leben. Das neue Leben will sich durch den Geist leiten lassen, das alte Leben will gern die Begierden des Fleisches erfüllen. Der Geist und das Fleisch stehen einander als Feinde gegenüber. Das Fleisch strengt sich an, um zu verhindern, dass du nach dem Geist wandelst, und der Geist widersteht dem Wirken des Fleisches, um zu verhindern, dass es seinen Willen ausführt. Das Fleisch ist also immer noch im Christen vorhanden; es ist nicht tot oder ausgerottet. Das Fleisch „begehrt“ immer noch. Doch du brauchst nicht mehr darauf zu hören. Gott hätte dir bei der Bekehrung das sündige Fleisch wegnehmen können. Doch Gott hat es uns gelassen, und zwar, um uns beständig an unsere eigene Schwachheit zu erinnern und uns dadurch beständig von Christus abhängig zu halten.

Wer gewinnt nun diesen Kampf, der sich in dir und mir abspielt? Hier geht es um deine und meine Verantwortung. Jemand hat diese beiden Naturen einmal mit zwei Hunden verglichen, einem weißen und einem schwarzen, die beständig miteinander kämpfen. „Weißt du“, so sagte er, „wer nun gewinnt? Das ist der Hund, dem ich zu fressen gebe!“ Dir ist sehr wohl bewusst, dass der Geist keine Gelegenheit bekommt, dein Leben zu leiten, wenn du dir beispielsweise schlechte Filme im Fernsehen ansiehst oder schmutzige Lektüre liest oder wenn du im Unfrieden mit deiner Umgebung lebst. Dann gibst du dem schwarzen Hund zu fressen. Wenn du jedoch die Dinge suchst, die droben sind, wo der Christus ist (Kol 3:1), wenn dir daran liegt, Ihn besser kennen zu lernen, indem du die Bibel liest und gute Bücher, die von Christus handeln, wenn du deiner Umgebung gern von der Freude erzählen möchtest, die du dadurch hast, dass du den Herrn Jesus kennst, ja, dann gibst du dem weißen Hund Futter.

Eigentlich ist das ein Kampf, den du nicht selbst zu kämpfen brauchst. Es ist deine Sache, dich durch den Heiligen Geist leiten zu lassen. Die Leitung durch den Heiligen Geist ist keine Sache, die nur für bestimmte Gelegenheiten gilt, beispielsweise in den Zusammenkünften der Gemeinde. Nein, es ist eine Sache für das tagtägliche Leben. Es ist auch nicht eine Sache für „fortgeschrittene“ Christen. Nein, es ist eine Sache für jeden Christen, denn jeder Christ hat den Heiligen Geist empfangen, als er dem Evangelium des Heils glaubte (1Kor 15:1-4; Eph 1:13).

Gal 5:18. Wer sich durch den Geist leiten lässt, wird befreit von der Beschäftigung mit sich selbst, mit dem Gesetz und dem Fleisch und beschäftigt sich mit Christus. Wer sich durch den Geist leiten lässt, hat das Gesetz nicht als Lebensregel oder als Mittel, dadurch gerechtfertigt zu werden.

Es ist beachtenswert zu sehen, dass es scheint, als würde Paulus das Gesetz und das Fleisch stets durcheinander gebrauchen. Paulus hat in diesem Brief auch deutlich gezeigt, dass das Gesetz einem Volk im Fleisch gegeben wurde, das meinte, das Gesetz Gottes erfüllen zu können. Das Gesetz wurde gegeben, um zu beweisen, dass das Fleisch „dem Gesetz Gottes nicht untertan“ ist (Röm 8:7).

Gal 5:19-21. Das Gesetz macht deutlich, was die Werke des Fleisches sind. Es ist das gesamte Handeln des Menschen, der sich nicht durch den Geist Gottes leiten lässt. Das gilt selbstverständlich für Menschen, die nicht wiedergeboren sind, aber das gilt auch für Menschen, die das wohl sind, die sich jedoch statt durch den Geist durch das Fleisch leiten lassen. Paulus zählt eine Anzahl Werke des Fleisches auf. Diese Liste ist nicht vollständig. In Matthäus 15 und in Römer 1, um nur einige Stellen zu nennen, werden noch andere Werke des Fleisches genannt (Mt 15:19; Röm 1:29-31). Es ist durchaus möglich, dass Paulus diese Sünden hier nennt, weil gerade die unter den galatischen Christen vorkamen.

Nicht weniger als fünfzehn oder sechzehn Werke des Fleisches (das hängt davon ab, ob „Totschlag“ auch in den Text aufgenommen werden muss) lässt Paulus Revue passieren. Die ersten drei Sünden sind sexuelle Sünden. Hurerei ist verbotener sexueller Verkehr. Sie betrifft jeden Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe und vor der Ehe. Unreinheit bezeichnet den Umgang mit Sexualität auf eine schmutzige Weise, ob nun in Gedanken, Worten, Taten oder Begierden, und das kann auch in der Ehe geschehen. Ausschweifung ist schamloses Verhalten in sexuellen Dingen, ohne jede Hemmung und ohne etwas darum zu geben, was andere davon halten. Auch das kann in der Ehe geschehen. Götzendienst und Zauberei gehören zusammen und sind Sünden, die direkt gegen Gott begangen werden, indem man seine ausschließlichen Rechte missachtet. Die übrigen Werke des Fleisches sind Sünden, die meinen Mitmenschen oder Mitbruder betreffen. Wer solche Dinge als Lebenspraxis ausübt, also nicht aus Versehen hineinfällt, hat kein Teil an Christus und steht außerhalb des Reiches Gottes.

Lies noch einmal Galater 5,16–21.

Frage oder Aufgabe: Wie erlebst du den Kampf von Gal 5:17?

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