Genesis 42:12

Der Spionage beschuldigt

Die Brüder, die einst so mächtig und erbarmungslos gegenüber Joseph waren, liegen jetzt machtlos zu seinen Füßen. Sobald er sie sieht, beginnt er mit dem Werk, ihre Seelen wieder in das rechte Verhältnis zu ihm zu bringen. Es ist so wie bei dem Herrn Jesus, der im Bewusstsein seiner Herrschaft über alle Dinge die Füße seiner Jünger wäscht (Joh 13:3-5).

Anstatt seine Füße auf sie zu setzen, als sie vor ihm auf den Knien liegen (was sie bei ihm wohl getan hatten), geht der weise Joseph in Liebe mit ihnen um, obwohl seine Haltung ihnen gegenüber zunächst nicht viel Liebe vermuten lässt (vgl. Mk 7:24-30). Er hat gelernt, alles aus der Hand Gottes anzunehmen (1Mo 45:7). Dann gibt es keine Hassgefühle. Er sieht sie, erkennt sie, sie erkennen ihn nicht. Er hat sie lieb.

Er will sehen, ob sie innerlich verändert sind oder ob sie nur ihres Vorteils wegen knien. Er stellt sich hart, aber nicht, um sich zu rächen. Das wäre für ihn in seiner Position nicht schwierig gewesen. Aber so ist Joseph nicht. Er war und steht noch immer moralisch hoch über ihnen. Er übertreibt auch nicht in die andere Richtung, indem er alles, was ihm angetan worden ist, edelmütig vergessen will. Damit wäre den Brüdern auch nicht wirklich gedient.

In der Zukunft wird Gott mit Israel auch so handeln. Auch dann wird Er sich ihnen nicht sofort offenbaren, wenn sie in Schwierigkeiten stecken. In den Psalmen lesen wir davon, dass der Überrest sagt, Gott halte sich verborgen. Gott sucht in allem stets nach einer Veränderung gemäß seinem Bild. Diese Veränderung wird Er selbst bewirken. Dann muss die Vergangenheit bereut sein. Das geschieht nur, wenn sie einsehen, was verkehrt war. Dann gibt es Raum für den Genuss des Segens.

Die Brüder wollen Getreide kaufen. Sie müssen auch lernen, dass es etwas gibt, was man nicht kaufen kann: Gnade. In ihrer Verteidigung berufen sie sich auf ihre Redlichkeit. Während sie das sagen, sind sie sich nicht bewusst, dass sie dem gegenüberstehen, der das Gegenteil nachweisen kann. Dafür würde er nichts anderes brauchen, als ihnen seinen eigenen Namen zu nennen. Er tut es nicht, weil seine Arbeit mit ihnen noch nicht fertig ist. Die hat gerade angefangen. Sie mussten auch lernen, dass sie nicht viel von ihrer Redlichkeit gezeigt hatten in ihrem Handeln mit Joseph und bei dem Betrug ihres Vaters.

Viele Menschen bilden sich auch einiges auf ihre Frömmigkeit und Menschenliebe ein, aber sie erkennen nicht, dass sie schuldig sind an dem Tod des Sohnes Gottes. Von Joseph sagen die Brüder: „Einer ist nicht mehr“ (1Mo 42:13). Für sie war Joseph für immer verschwunden.

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