Genesis 9:20-27

Noah betrinkt sich – Das Verhalten der Söhne

Die Söhne Noahs werden erwähnt, weil sie den Beginn der Menschen der neuen Erde bilden. Aus ihnen entwickelt sich die Menschheit in drei Linien. Von ihnen stammen alle künftigen Generationen und Nationen ab. Eine Nation wird mit Namen genannt: die Kanaaniter, deren Vater Ham ist.

Die Erde ist zwar gereinigt, aber der Mensch hat sich nicht geändert. Nach dem Segen folgt dann auch der Fall Noahs. So ist es in der Geschichte des Menschen immer gewesen: zuerst bei Adam, dann hier bei Noah. Nach der Einrichtung des Priesteramtes fallen die Söhne Aarons (3Mo 10:1-3). Nach dem Einsetzen eines Königs (König Saul) fällt dieser (1. Samuel 9–31). Mit der Gemeinde ist es nicht anders gegangen (Offenbarung 2 und 3).

Noah, der die Gewalt über die Schöpfung bekommen hat, hat keine Gewalt über sich selbst. Er benutzt den Segen der Erde zu seinem eigenen Genuss, und dieser ergreift Besitz von ihm. Ist das nicht auch bei uns, den Christen, oft so gegangen? Die Vorliebe für dieses Getränk zieht den ehemaligen Prediger der Gerechtigkeit (2Pet 2:5) in den Sumpf. Noah kann mit dem Luxus der neuen Erde nicht umgehen. Er gibt sich diesem hemmungslos hin, und so wird seine Nacktheit offenbar.

Es ist ähnlich wie bei der Gemeinde in Laodizea. Diese fühlte sich auch so großartig und gesegnet. Aber Segen, losgelöst von Gott, Segen, der zum eigenen Genuss missbraucht wird, hat Nacktheit zur Folge. Darum sagt der Herr Jesus zu dieser Gemeinde: „Ihr seid nackt“ (Off 3:17).

Die Sünde Noahs wird Anlass für den Fall von Ham. Das ist eine ernste Lektion für alle Väter. Ham macht seinen Vater zum Gespött bei seinen Brüdern. Das geht aus dem Zusammenhang hervor. Es geht nicht darum, die Sünde Noahs gut zu heißen, denn die kann nicht gutgeheißen werden. Aber der Fall seines Vaters durfte für den Sohn kein Grund sein, seinen Vater zu verspotten. Das ist ein wichtiger Grundsatz in einer Zeit, in der die elterliche Autorität untergraben wird. Eltern sind nicht vollkommen, sie machen Fehlern. Dennoch sagt die Schrift: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ (Eph 6:2).

Die beiden anderen Söhne behandeln ihren gefallenen, nackten Vater mit dem nötigen Respekt. Nicht nur wollen sie selbst die Nacktheit nicht sehen, sondern sie wollen auch sicherstellen, dass niemand sie sieht. Sie benutzen den Mantel, sozusagen als einen Mantel der Liebe, den sie über die Verfehlung decken. Das ist ein Beispiel für uns in unserem Umgang mit dem Bösen bei anderen (1Pet 4:8).

Verfluchung und Segen

Noah verflucht Ham in dessen Sohn Kanaan und segnet Sem und Japhet. Der besondere Fluch ist, dass Kanaan „ein Knecht der Knechte“ für seine Brüder sein wird, das ist der niedrigste Diener. Wir sehen die Erfüllung dessen u. a. bei den Siegen, die Israel über sie erringt, wenn sie das Land Kanaan erobern (Ri 1:28; 30; 33; 35), ungefähr 800 Jahre später.

Also wird nicht Ham selbst verflucht. Ham wird, zusammen mit seinen Brüdern, von Gott gesegnet (1Mo 9:1), und Noah wird das nicht rückgängig machen. Hier wird die Sünde des Vaters heimgesucht an den Kindern (1Mo 20:5; 6), obwohl die Strafe durch eigene Sünden der Kinder zur gleichen Zeit auch verdient ist. Die Unmoral von Ham kommt in seinen Nachkommen, den Kanaanitern, zum Ausbruch. Israel wird später gewarnt, sich nicht in dieser Weise zu verhalten (3Mo 18:3). Im Friedensreich wird der Fluch über Kanaan seine volle Erfüllung finden (Sach 14:21b).

Die Prophezeiung Noahs umfasst mit wenigen Worten den Lauf des Weltgeschehens. In 1. Mose 10 sehen wir weitere Ergänzungen dazu. Da haben wir die Geschlechtsregister der Söhne Noahs, aus denen die ganze Weltbevölkerung hervorgegangen ist (1Mo 9:19).

Gott wird hier „der Gott Sems“ genannt. Niemals zuvor war Gott auf diese Weise mit einem Menschen verbunden. Später wird Er auch der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt. Das bedeutet, dass Japhet und Ham ihren Segen bei Sem suchen müssen, denn Gott ist mit ihm (Sach 8:23).

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