Hebrews 11:24-26

Aus Glauben leben (V)

Heb 11:24. Durch Glauben hatten die Eltern Moses also die Furcht vor der Welt überwunden. Mose wuchs in einer völlig anderen Umgebung auf als seine Eltern, und auch die Umstände waren ganz anders. Doch man sieht, dass in seinem Leben derselbe Glaube wirksam war wie in seinen Eltern. Weil seine Umstände so anders waren, zeigte sich sein Glaube auf eine andere Weise. Sein großer Feind war die Gunst der Welt, und sein Glaube überwand diesen Feind.

Man sieht, dass in den ersten Jahren, als seine gottesfürchtigen Eltern ihn erzogen, ein gründliches Werk in ihm geschehen war. Als er dann groß geworden war (groß weist sowohl auf sein Erwachsensein als auch auf seine hohe Position am Hof des Pharaos hin), weigerte er sich, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen. Diese Weigerung geschah nicht aus „Undankbarkeit“ für alles, was er dort am Hof genossen hatte. Er war gestohlen worden und kehrte nun zu seinem Ursprung zurück, weil das, und nicht der Hof des Pharaos, der Platz war, wo Gott ihn gebrauchen wollte.

Weder natürliche Gefühle noch verstandesmäßige Überlegungen hielten ihn am Hof. Er zog nicht den Schluss, dass Gott es doch auf schöne Weise so geregelt hatte, dass er in einer einflussreichen Position gelandet war. Das war doch nicht umsonst. Könnte er den Einfluss am Hof nicht zugunsten seines Volkes gebrauchen? Doch Mose wollte kein Günstling des Pharaos sein, während sein Volk unterdrückt und ermordet wurde. Er wollte bei seinem Volk sein, zu ihnen gehören. Jemand hat einmal gesagt: „Die Vorsehung Gottes brachte ihn an den Hof des Pharaos und sein Glaube brachte ihn da heraus.“ Mit dem Ausdruck „die Vorsehung Gottes“ ist gemeint, dass Gott Ereignisse und Umstände lenkt. Dadurch kam Mose an den Hof des Pharao. Aber dass Mose weggeht, ist keine Folge der Vorsehung. Mose verlässt den Hof des Pharaos, weil er sich so entschieden hatte, und diese Entscheidung gründete sich auf seinen Glauben.

Heb 11:25. Mose lehnte etwas ab, aber er wählte auch etwas. Im Glauben wählte er den Weg des Volkes Gottes. Er war davon überzeugt, dass diesem Volk die Zukunft gehörte und nicht Ägypten. Mose wählte scheinbar das Schlechteste, was er nur wählen konnte, er wählte das meistverachtete Volk des Landes, die unerwünschten Fremden, die unterdrückt wurden und schwere Sklavenarbeit verrichten mussten. Die Menschen selbst waren verzweifelt. Mose sah den Kummer, die Schande und das Leiden Israels im Licht der Wahl Gottes. Der Glaube entscheidet sich immer für das, wofür Gott sich entschieden hat. Er steht immer auf der Seite Gottes, wenn es auch so aussieht, als wäre es eine Wahl, die nur Verlust bringt. Aber der Glaube stimmt für Gott, weil er Gottes gütige Absichten für sein Volk kennt und weiß, dass Er es für den Tag der Macht und Herrlichkeit bewahrt.

Mose hätte die Sünde genießen können, denn man kann Sünde genießen. Aber er war sich dessen bewusst, dass Sünde nur zeitlich, nur vorübergehend ist und keinen wirklich befriedigenden Genuss gibt. Die Sünden, um die es hier geht, sind nicht das, was wir vielleicht „grobe Sünden“ nennen würden, sondern Sünden, die mit einem erfolgreichen Leben in der Welt zu tun haben. Denk dabei an Ansehen genießen, Macht, Einfluss, Ruhm und Reichtum.

Heb 11:26. Du wirst diese Sünden nur aufgeben, wenn du etwas anderes und Größeres an ihre Stelle setzt. Das tat Mose. Er vertauschte die Schätze Ägyptens mit der Schmach des Christus und achtete sie für größeren Reichtum als diese Schätze. Was für eine Beleidigung des Pharaos, und was für ein Sieg für Christus! Doch was wäre dir lieber: eine Inschrift auf einem ägyptischen Grabstein oder im Buch Gottes angeschrieben zu sein? Was Mose wählte, ist klar. Dadurch wurde er statt zu einer Mumie zu einem berühmten Mann Gottes.

Mose traf diese Wahl, weil er auf nichts anderes schaute als auf die Belohnung. Er sah voraus auf das himmlische verheißene Land. In diesem Licht lernte er zu unterscheiden zwischen den materiellen Schätzen Ägyptens und den geistlichen Schätzen in Christus. Mit Christus auf der Erde zu sein, bedeutet zwar Schmach, aber in Ihm hat Gott alle Verheißungen Ja und Amen gemacht (2Kor 1:20). Wenn du dich also dafür entscheidest, die Schmach des Christus auf dich zu nehmen und für Christus zu leiden, bist du auf der richtigen Seite und auf dem richtigen Weg zu dem richtigen Ziel. Schmach gehört zu dem Weg hin zu der Erfüllung der Verheißungen.

Heb 11:27. Glaube ist die innere Kraft, die in die Lage versetzt, sowohl Hindernisse (den Zorn des Königs, das Rote Meer, Jericho) als auch Begierden (den Genuss der Sünde, die Reichtümer Ägyptens) zu überwinden. Der Glaube weiß um das Eingreifen Gottes, ohne Ihn zu sehen, und befreit auf diese Weise von der Furcht vor der Macht des Menschen. Dieser Glaube veranlasste Mose, Ägypten zu verlassen, nachdem er den Ägypter erschlagen hatte.

Im zweiten Buch Mose wird sein Weggang als Flucht beschrieben. Er floh aus Furcht vor Pharao, weil er den Ägypter getötet hatte. Zugleich war das Töten des Ägypters das öffentliche Bekenntnis Moses, zum Volk Gottes zu gehören. Aus dieser Sicht verlässt er den Hof im Glauben, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs. Der Totschlag ließ ihn fliehen, der Glaube an Gott und seine Verbundenheit mit dem Volk ließen ihn wegziehen. Er war öffentlich als Israelit aufgetreten und war nun demselben Zorn des Königs ausgesetzt, dem auch das Volk ausgesetzt war.

Er fürchtete jedoch den Zorn des Königs nicht, weil er auf den Unsichtbaren sah, der unendlich viel größer ist als der König von Ägypten. Und all die Jahre, die er sich in Midian aufhielt, blickte er standhaft auf den Unsichtbaren. Diese ganze Zeit vertraute er darauf, dass Gott seine Verheißungen erfüllen würde. Auch für dich liegt da die Kraft, auf dem Weg des Glaubens auszuharren, zusammen mit den anderen Gliedern des Volkes Gottes, die auch die Schmach und den Zorn der Welt ertragen müssen.

Heb 11:28. Als letzte Großtat des Glaubens Moses nennt der Schreiber das Feiern des Passahs. Bemerkenswert ist, dass das Feiern des Passahs hier nicht dem Glauben Israels, sondern dem Glauben Moses zugerechnet wird. Will der Schreiber damit vielleicht sagen, dass Israel das Passah aufgrund des Glaubens Moses feierte? Dass Mose das Passah in Ägypten feierte, war eine einmalige Tat. Bei allen späteren Malen, wenn es gefeiert wurde, geschah das außerhalb des Landes Ägyptens durch ein erlöstes Volk und zur Erinnerung. Dieses eine erste Mal wurde das Passah gefeiert, weil tatsächlich das Gericht Gottes drohte. Gott hatte dieses Mittel gegeben, damit sie dem Gericht entkommen konnten.

Es erschien verächtlich und nutzlos, doch in Wirklichkeit war dies das einzige Mittel, das Schutz vor dem Gericht bot. Nur wer Gott glaubte, wandte es an. Zur Passahfeier gehörte das Sprengen des Blutes. In Ägypten wurde es nicht gesprengt, dort wurde es gestrichen, und dieses Streichen fand nur einmal statt. Später im Opferdienst wurde es durch das Sprengen ersetzt. In beiden Fällen bedeutet die Handlung, dass man unter den Wert des Blutes kam und so vor dem Gericht bewahrt blieb. In Ägypten wurden die Erstgeborenen vor dem Gericht bewahrt. Als Erstgeborene waren auch die Hebräer und sind alle Gläubigen („die Versammlung der Erstgeborenen“; Heb 12:23) auf der Grundlage des Blutes dem Gericht entkommen.

Heb 11:29. Dann folgen zwei Glaubenstaten, die das Volk Gottes betreffen. Die erste Tat fand zu Beginn und die zweite fand am Ende der Wüstenreise statt. Die Wüstenreise selbst wird nicht erwähnt. Die war nämlich nicht die Folge des Glaubens, sondern gerade des Unglaubens.

Der Glaube führte sie aus der Sklaverei und in das verheißene Land. Das Volk hatte nicht nur das Passahlamm nötig, um vor dem Gericht verschont zu werden, sondern auch den Durchzug durch das Rote Meer, um endgültig und völlig von Ägypten befreit zu werden. Als Israel durch das Rote Meer zog, war das Glaube. Als die Ägypter das taten, war das Anmaßung des Fleisches. Der Feind wird auf demselben Platz verschlungen, wo das Volk die Erlösung findet. Der Platz, wo das Gericht stattfindet, ist auch der Platz der Erlösung. Das siehst du bei dem Kreuz, wo Christus starb.

Heb 11:30. Wenn die Erlösung vollbracht und die Befreiung zustande gebracht ist, heißt das nicht, dass die Schwierigkeiten überwunden sind. Aber für Gott verschwinden die Schwierigkeiten. Was für den Menschen eine Schwierigkeit ist, ist es für Ihn nicht. Israel erfuhr das, nachdem sie in das verheißene Land eingezogen waren. Jericho war für Israel eine Blockade, die sie hinderte, das Land einzunehmen. So gab es für die Hebräer (und gibt es auch für dich) Hindernisse auf dem Glaubensweg, die auf der Reise zum verheißenen Land überwunden werden müssen. Siege werden nur durch den Glauben an das, was Gott sagt, erzielt. Als die Mauern von Jericho fielen, geschah das nicht, weil sie sieben Tage die Stadt nur umzogen hatten. Die Mauern fielen, weil sie aufgrund des Glaubens an das Wort Gottes die Stadt umzogen hatten. Am siebten Tag waren die Mauern noch genauso dick und uneinnehmbar wie am ersten Tag. Aber sie fielen nach sieben Tagen, weil das Volk Glauben an Gott hatte.

Lies noch einmal Hebräer 11,24–30.

Frage oder Aufgabe: Welche Kennzeichen des Glaubens siehst du in diesem Abschnitt, und was kannst du davon lernen?

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