Hebrews 12:17

Jagen nach Frieden und Heiligkeit

Heb 12:12. Das „Darum“, mit dem dieser Abschnitt beginnt, schafft die Verbindung zu dem Vorhergehenden. Damit sagt der Schreiber, dass du Mut fassen kannst, weil die Züchtigung zu deinem Nutzen ist und einem herrlichen Ziel dient. Deine Hände, Knie und Füße können wieder stark werden, um den Glaubensweg zu dem herrlichen Endziel weiterzugehen (Jes 35:3). Sollten deine Hände schlaff herunterhängen, entmutigt durch so viel Widerspruch und Widerstand, dann weißt du jetzt, dass Gott die Übungen gebraucht, damit du dich mit deinen Händen wieder daranmachst, für Ihn zu arbeiten.

Durch körperliche Übung bekommst du starke Muskeln. Durch geistliche Übungen wächst deine geistliche Widerstandskraft. Statt gelähmter Knie bekommst du dadurch starke Knie, und die können sich beugen, um zu beten, und sich aufrichten, um zu laufen.

Heb 12:13. Wenn die Knie gelähmt sind, können deine Füße keine gerade Bahn machen. Deine Füße können nicht fest aufgesetzt werden auf einem geraden Weg zum Ziel. Es ist für deinen eigenen Wandel nötig, dass du gerade und mit festem Schritt auf das Ziel zugehst (Spr 4:26).

Aber dein fester Wandel ist auch für andere notwendig, die lahm sind. Wer lahm ist, kann nicht ausdauernd wandeln. So jemand strauchelt leichter. Wenn du dann auch hilflos hin und her taumelst, kannst du dem Lahmen keinen festen Halt bieten. Im Gegenteil, dein Wankelmut hat zur Folge, dass der Lahme gänzlich lahmgelegt und kraftlos wird. Aber wenn du einen geraden Weg gehst, bist du eine Hilfe und Stütze für die, die es allein nicht schaffen. Wenn gute Vorbilder da sind, die einen geraden Weg gehen, werden die Lahmen nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten, sondern mit neuem Mut weitergehen. Es ist nicht nur die Rede von Kraft, sondern auch von Heilung. Nur auf dem Weg, den Gott für uns hat, findet man Kraft und (geistliche) Gesundheit. Wir müssen dort wandeln, wo Er bei uns sein kann.

Heb 12:14. In dem geistlichen Wettlauf haben wir einander nötig. Einerseits musst du persönlich so laufen, als wärest du der Einzige, der den Preis gewinnen kann (1Kor 9:24). Andererseits läufst du mit anderen zusammen, die nach demselben Preis jagen. Das sind nicht deine Konkurrenten, vor denen du bleiben musst, sondern die Mitkämpfer, mit denen zusammen du das Ziel erreichen willst. Wenn es darum geht, dich einzusetzen, musst du laufen, als wärest du allein; wenn es um das Ziel geht, musst du dir bewusst sein, dass du mit anderen dorthin unterwegs bist. Du bist von ihnen abhängig und sie von dir. Wir brauchen einander. Wir müssen einen Blick füreinander haben und für die ganze Gemeinschaft der Christen, mit denen wir unterwegs sind.

Wenn du einen Blick dafür hast, siehst du, dass nicht jeder mit derselben Geschwindigkeit läuft und nicht jeder denselben Kurs einschlägt. Wenn wir das vergessen, ist die Gefahr groß, dass man sich entfernt, das heißt, dass man sich geistlich gesehen voneinander entfernt. Diese Gefahr kann gebannt werden, wenn man „mit allen“ dem Frieden nachjagt (Ps 34:15). Die Schnellläufer sollen etwas abbremsen, um die Zurückbleibenden zu ermutigen und nötigenfalls zu unterstützen. So wird das Ganze zusammengehalten.

Du kannst also deine Verbundenheit mit deinen Mitgläubigen zeigen, indem du mit ihnen dem Frieden nachjagst. Aber da ist noch etwas, dem du nachjagen sollst, und das ist die Heiligkeit. Beim Jagen nach Frieden bist du auf andere ausgerichtet, beim Jagen nach Heiligung bist du auf Gott ausgerichtet. Bei dem einen geht es um dein Verhältnis zu anderen, bei dem anderen um dein Verhältnis zu Gott. Heiligung ist aktiv. Das bedeutet, dass du dich ganz Gott hingibst und dich also von allem absonderst, was im Widerspruch zu Gott ist. Wenn du Dinge in deinem Leben bestehen lässt, die im Widerspruch zu Gottes Heiligkeit sind, stehen sie deiner Heiligung im Weg. Bei Heiligkeit geht es um die Natur Gottes, bei Heiligung geht es um die Hingabe an den Dienst für Gott.

Heb 12:15. Der Umgang miteinander kommt in noch etwas anderem zum Ausdruck, und zwar darin, dass man gegenseitig darauf achtet, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leidet. Hirten achten auf die Gläubigen. Es hat mit Aufsehern zu tun, die die Aufsicht führen (1Pet 5:2). Das Bewusstsein der Gnade Gottes ist unverzichtbar, wenn man den Weg des Glaubens weitergehen will. Wenn jemand das aufgibt, wenn die Gnade ihm nicht mehr vor Augen steht, geschieht das Gegenteil von „jagen“. So jemand wird abspringen, den Wettlauf aufgeben und nicht mit der christlichen Gemeinschaft weiterziehen. „Mangel leiden“ hat die Bedeutung von „zurückbleiben“ (Heb 4:1), „ins Hintertreffen geraten“, „den Anschluss verlieren und dann bei der Ankunft des Zuges fehlen“.

Es geht also darum, dass du dich umschaust, um zu sehen, ob noch jeder mitkommt, indem er an der Gnade Gottes festhält. Wer von den Hebräern so von dem Widerstand beeindruckt war, dass er dadurch die Gnade Gottes aus dem Auge verlor, würde ins Hintertreffen geraten. Er stand dann in der großen Gefahr, ins Judentum zurückzufallen. Wenn du oder jemand anders nicht an der Gnade festhält, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du zur Welt zurückkehrst. Wenn wir miteinander über die Gnade sprechen und einander darauf hinweisen, ermutigen wir einander, dass die Gnade Gottes in der größten Not am nächsten ist.

Wenn jemand die Gnade Gottes aufgibt, kein Auge mehr dafür hat, weil er sich als Spielball der Probleme fühlt und nur die Probleme sieht, wird eine Wurzel der Bitterkeit aufsprossen (5Mo 29:17). Eine Wurzel hat die Eigenschaft, zu wachsen. Wenn diese Wurzel nicht radikal ausgerissen wird und man wieder einen Blick für die Gnade Gottes bekommt, wird sie einen verderblichen Einfluss ausüben. Aus solch einer Wurzel kommen Unruhe und Verunreinigung hervor, die immer weiter um sich greifen. Viele werden dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Weiterhin führt eine Wurzel der Bitterkeit nicht nur von Gott weg, sondern lässt auch unmoralische Praktiken eindringen.

Heb 12:16. Der folgende Schritt in diesem Prozess ist dann auch Hurerei. Leibliche Hurerei ist eine unerlaubte und verwerfliche außereheliche sexuelle Verbindung eines Gläubigen, und darüber kommt Gottes Gericht (Heb 13:4). In geistlicher Hinsicht ist Hurerei der Umgang des Gläubigen mit der Welt auf eine Weise, die Gott außen vor lässt (Jak 4:4). Dass auf Hurerei der ungöttliche Esau folgt, ist nicht verwunderlich. Das Ungöttliche bei Esau bestand darin, dass er die zukünftigen Segnungen Gottes missachtete und den fleischlichen Genuss des Augenblicks vorzog. Die Zukunft interessierte ihn nicht. Er wollte hier und jetzt genießen. Dafür gab er sein Erstgeburtsrecht und die dazugehörenden Vorrechte preis. Das Beispiel Esaus sollte eine abschreckende Wirkung auf die Leser des Briefes haben.

Heb 12:17. Der Schreiber erinnert die Leser daran, wie es mit Esau gegangen ist. Dieses Beispiel zeigt: Wer jetzt den zukünftigen Segen zugunsten eines momentanen Genusses verwirft, wird den Segen später vergeblich suchen, egal, wie viele Tränen er vergießt. Die Hebräer werden dadurch davor gewarnt, von dem lebendigen Gott abzufallen. Wer von dem lebendigen Gott abfällt, wird einmal einsehen, welche Segnungen er aufgegeben hat, und wird unter Tränen suchen, alles wiedergutzumachen. Doch dann wird es für ewig zu spät sein. Esau hatte keine Reue. Er suchte auch keine Buße, sondern den Segen. Jeder, der mit Reue über seine Sünden zu Gott geht, wird sicher Vergebung empfangen. Esau heulte jedoch nicht, weil er Reue darüber hatte, dass er sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte, sondern weil er die damit verbundenen Segnungen verloren hatte. Er heulte nicht, weil er ein Sünder war, sondern weil er ein Verlierer war. Solche Tränen wird es in der Hölle geben.

Heb 12:18-20. Nach diesem ernsten Wort über die Folgen, wenn man die Gnade aufgibt, ermutigt der Schreiber seine Leser wieder. Um seine Ermutigung zu illustrieren, gebraucht er das Bild von zwei Bergen. Ein Berg ist ein Symbol für Macht. Der eine Berg, Sinai, steht für die Macht des Gesetzes und stellt den alten Bund dar. Der andere Berg, Zion, steht für die Macht der Gnade und stellt den neuen Bund dar. Sie waren nicht zum Berg Sinai gekommen wie einst Israel (5Mo 4:11). Mit diesem Berg waren Schrecknisse, angsteinflößende Wettererscheinungen und Todesdrohung verbunden.

Das ungläubige Israel, aus dem die Hebräer weggezogen waren, war im Geist dort geblieben und bleibt dort noch immer. Aber die Hebräer brauchten sich vor den Worten Gottes nicht zu fürchten. Sie konnten furchtlos herzutreten, um mit Gott zu sprechen. Unter dem neuen Bund gibt es keine Angst, einen Boden zu betreten, auf dem man sterben kann.

Heb 12:21. Unter dem alten Bund wurde sogar Mose von der Szene beeindruckt, so dass er voll Furcht und Zittern war. Die Furcht, die Mose hatte und die das Volk hatte, wurde ihnen durch die Tatsache eingeflößt, dass ein gerechter Gott, der dem Volk seine heiligen Forderungen bekanntmachte, mit Zorn und Gericht zu dem Volk kommen würde, wenn es diese Forderungen mit Füßen trat. Das geschah auch tatsächlich, als das Volk das goldene Kalb machte und verehrte.

Lies noch einmal Hebräer 12,12–21.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du den genannten Dingen nachjagen und auf sie achten?

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