Hebrews 12:22

Zu besseren Dingen gekommen

Heb 12:22. Das Wörtchen „sondern“ weist darauf hin, dass das, was nun folgt, einen Gegensatz zu dem Vorhergehenden bildet. Den Hebräern wurde vorgestellt, dass sie nicht zum Berg Sinai mit seinen Schrecknissen gekommen waren. Nun wird ihnen gezeigt, wozu sie jedoch gekommen waren. Dieses „Kommen“ beschreibt einen Bereich der Beziehung, in den wir eintreten. Während die Atmosphäre beim Sinai von Furcht und Zittern gekennzeichnet war, ist die Atmosphäre bei Zion eine Atmosphäre von Gnade und Frieden, von einladender Liebe, ohne jede Furcht (1Joh 4:18). Wer einmal in diese Atmosphäre hineingekommen ist und ihre Bedeutung kennengelernt hat, kommt keinen Augenblick mehr in die Versuchung, zum Judentum zurückzukehren, zu dem alten System, dem System vom drohenden Sinai.

Im Friedensreich ist der buchstäbliche Berg Zion der Ort, wo Gott ruht, und der Sitz der königlichen Macht des Messias. Aber die Hebräer waren schon jetzt zu diesem Berg gekommen. Das bedeutet, dass es hier nicht um den irdischen Berg geht, sondern um das, was der Berg symbolisiert, nämlich die Gnade und den Himmel. Der Berg Zion stellt den neuen Bund mit allen seinen Aspekten dar: das neue Königtum, das neue Priestertum, den neuen Gottesdienst, den neuen Wohnort, den neuen Ruheort.

Das neue Priestertum ist mit Zadok verbunden (2Sam 8:17; Hes 40:46), einem Priester aus der Linie Eleasars, des dritten Sohnes Aarons. Das deutet auf das Priestertum des auferstandenen Christus hin. Die Zahl 3 weist auf den dritten Tag als den Tag der Auferstehung hin. Das neue Königtum ist mit Christus verbunden, dem großen Sohn Davids, dem König nach dem Herzen Gottes (Ps 132:11-14). Christus ist der wahre König-Priester (Sach 6:13). Er ist das wirkliche Zentrum allen Segens, sowohl bald im Friedensreich als auch jetzt schon im Geist für alle, die auf dem Weg zu diesem herrlichen Zustand sind.

Der Schreiber stellt nach dem Berg Zion noch mehr eindrucksvolle Dinge vor, die in den Bereich der gläubigen Hebräer gekommen sind. Aber damit man sie sehen kann, muss Glaube vorhanden sein, und dann werden sie zu einer großen Ermutigung für den Weg sein, der noch zurückzulegen ist. Er stellt den Hebräern vor, dass sie auch zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, gekommen sind, das heißt, dass sie in die Atmosphäre dieser Stadt gebracht sind. Sie hatten dem irdischen Jerusalem den Rücken gekehrt und waren im Glauben in das himmlische Jerusalem eingegangen. Abraham und andere alttestamentliche Gläubige hatten diese Stadt von fern gesehen, und das hatte sie ermutigt (Heb 11:10; 16).

Das Vorrecht der Hebräer ging darüber hinaus: Sie waren schon dazu gekommen. Sie kannten die Atmosphäre dort und genossen das Vorrecht der Gegenwart des lebendigen Gottes. Diese Stadt ist das Zentrum der Regierung über die Erde, die jetzt noch nicht öffentlich ausgeübt wird, bald aber Wirklichkeit sein wird. In diese Stadt hat der Tod keinen Zutritt, was im irdischen Jerusalem und auch im Friedensreich noch der Fall sein wird.

Die Hebräer sind physisch noch auf der Erde. Aber wenn sie im Geist in die Stadt hineingehen, entdecken sie, dass es im himmlischen Jerusalem Bewohner gibt. Dort befinden sich an erster Stelle „Myriaden von Engeln, die allgemeine Versammlung“. Wenn du dir vorstellst, dass du von draußen hereinkommst, siehst du zuerst die Engel. Sie bilden den äußersten Kreis der Bewohner der Stadt, gleichsam um sie zu beschützen. Das passt auch zu der Aufgabe, die sie im Blick auf die Gläubigen auf der Erde haben, zu deren Dienst sie gegeben sind (Heb 1:14).

Heb 12:23. Die nähere Umschreibung „die allgemeine Versammlung“ hat die Bedeutung „Festversammlung“. Die Engel spielten auch bei der Gesetzgebung am Sinai eine Rolle (Apg 7:53). Durch ihre Vermittlung wurde das Gesetz gegeben. Wie du gesehen hast, ging davon nicht direkt etwas Festliches aus (Heb 12:18-21). Aber in der Atmosphäre der Gnade freuen Engel sich (vgl. Lk 2:13; 14).

Nach dem äußersten Kreis wird unser Blick auf den innersten Kreis gerichtet. Wir sehen inmitten der Engelschar das Volk Gottes, hier genannt „die Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“. Sie, die auf der Erde keinen Platz hatten, sind dort zu Hause. Auf der Erde wurden ihre Namen nicht geschätzt. Sie wurden aus weltlichen und kirchlichen Registern gestrichen. Aber das berührte sie nicht. Viel wichtiger ist, dass ihre Namen im Himmel angeschrieben sind. Das bedeutet, dass sie unauslöschlich sind und dass Gott sie kennt (Lk 10:20; Phil 4:3; Off 3:5; Off 21:27).

Das Wort „Versammlung“ kommt in diesem Brief nur hier vor. Es hat die Bedeutung von „Familie Gottes“. Die nähere Umschreibung „Erstgeborene“ weist auf die Tatsache der Sohnschaft und Erbschaft hin. Das hängt damit zusammen, dass sie Brüder Christi genannt werden (Heb 2:11). Als Erstgeborene hatten die Hebräer ein Recht auf das ewige Erbe, sie waren Miterben Christi, des Erstgeborenen (Heb 1:6).

Danach sehen wir dort „Gott, den Richter aller“. Alle Himmelsbewohner sind dort aufgrund der Gerechtigkeit Gottes. Sie erlitten auf der Erde viel Unrecht, aber sie vertrauten darauf, dass der Richter der ganzen Erde Recht üben wird (1Mo 18:25). Auch der Herr Jesus hat alles dem übergeben, „der gerecht richtet“ (1Pet 2:23). „Die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, … werden gesättigt werden“, weil Gott Richter ist (Mt 5:6).

Die „Geister der vollendeten Gerechten“ sind die Ersten, die das erfahren. Das sind die Entschlafenen, die alttestamentlichen Gläubigen, die jetzt eine geistliche Existenz kennen und bald, in der Auferstehung, zur Vollkommenheit gelangen werden. Sie haben den Glaubenslauf vollendet und warten noch immer auf die Herrlichkeit. Aber sie haben nun schon ihren Ruheplatz und ihr Teil im Himmel.

Heb 12:24. Dann sehen wir „Jesus, den Mittler eines neuen Bundes“. Dieser neue Bund wird mit Israel errichtet werden, aber alle, die zum Volk Gottes gehören, genießen jetzt schon die geistlichen Segnungen des neuen Bundes. Was wäre der zukünftige Erdkreis wert ohne Ihn? Er ist Mittler zwischen dem heiligen Gott und dem sündigen Menschen.

Er hat die Grundlage für den neuen Bund gelegt, und zwar durch sein Blut. Dadurch ist Vergebung das Teil eines jeden, der zu dem neuen Bund gehört, und dadurch ist auch der Segen des Friedensreiches garantiert. Das erste Blut, das vergossen wurde, war das Blut Abels, des Gerechten (Mt 23:35). Aber jenes Blut konnte nicht dazu dienen, die verlorengegangenen Segnungen wiederherzustellen. Im Gegenteil: Ein Ruf nach Rache ging davon aus (1Mo 4:10). Das Blut Christi dagegen ist Blut, das eine bessere Sprache spricht, die Sprache der Vergebung, weil es Opferblut ist. Es ist wunderschön, dass die Beschreibung aller herrlichen Dinge, zu denen die Gläubigen unter dem neuen Bund gekommen sind, mit dem abschließt, was die Grundlage dieses Bundes bildet: das Blut Christi. Damit ist zugleich die Dauer des neuen Bundes festgelegt.

Heb 12:25. Nachdem diese Herrlichkeiten, die in Verbindung mit dem neuen System stehen, vorgestellt worden sind, folgen nun wieder einige sich daraus ergebende Ermahnungen. Gott hatte geredet (Heb 1:1), und Er redet immer noch, ebenso wie das Blut. Welche Torheit wäre es, diesen Gott abzuweisen! Es war schon Torheit, Gott abzuweisen, als Er auf der Erde redete. Er hatte den Hebräern im Gesetz seine Anweisungen gegeben und ihnen den Weg zum Leben und zum Segen vorgestellt. Aber der Mensch wollte nicht hören. Seit der Heilige Geist gekommen ist, redet Gott vom Himmel her. Ihn abzuweisen, bedeutet die Gnade abzuweisen. Das warf Stephanus dem ungläubigen Volk vor, worauf das Volk in große Wut geriet und ihn steinigte (Apg 7:51-59). Damit lehnten sie Gottes letztes Gnadenangebot ab und besiegelten ihre eigene Verwerfung.

Heb 12:26. Gottes Reden bei der Gesetzgebung, mit der der alte Bund eingeläutet wurde, war mit einem Erdbeben verbunden (2Mo 19:18). Auch die Errichtung des neuen Bundes wird mit einem Erdbeben verbunden sein, aber dazu wird auch die Erschütterung des Himmels kommen. So kündigte Gott es am Ende des Alten Testaments an (Hag 2:6). Bevor das Friedensreich eingeführt wird, werden während der Zeit der großen Drangsal schreckliche Erdbeben vorausgehen (Off 6:12), und bei der Wiederkunft Christi werden Zeichen am Himmel sein (Mt 24:29; 30).

Heb 12:27. Das wird in eine Verwandlung der gemachten, zeitlichen Dinge einmünden, die erschüttert werden. Das Alte wird entfernt, und etwas Neues kommt an dessen Stelle, was unerschütterlich ist. Das Judentum gehört zu dem alten System und wird also verschwinden. Die Gemeinde gehört zu dem neuen System und bleibt. So bleibt alles, was Gott gesagt hat (1Pet 1:25), und ebenso bleibt jeder, der sein Wort angenommen hat (1Joh 2:17).

Heb 12:28. Das unerschütterliche Reich, das der Sohn aufrichten wird, wird Er aus den Händen Gottes empfangen (Dan 7:13; 14; Ps 2:8), und wir empfangen es von Ihm und mit Ihm (Lk 12:32; Lk 22:29). Dieses Reich bleibt bis in Ewigkeit (Off 22:5), und wir empfangen es aus reiner Gnade. Diese Gnade müssen wir festhalten, denn sonst gleiten wir ab. Zugleich ist Gnade ein starkes Motiv, Gott zu dienen. Sie führt zu der entsprechenden Gesinnung. Daran findet Er sein Wohlgefallen. Der Gläubige wird Ihm mit Ehrfurcht und Achtung dienen, denn Er ist ein Ehrfurcht gebietender und heiliger Gott. Das soll dir keine Angst einflößen, sondern dich mit dem rechten Respekt erfüllen.

Heb 12:29. Menschen, denen dieser Respekt fehlt, müssen sich gut klarmachen, dass Gott ein verzehrendes Feuer ist. Das Feuer verzehrt alles, was nicht mit Gott in Übereinstimmung ist. Für jeden, der in Gefahr ist, abzuspringen und zu einem Formendienst zurückzukehren, ist das ein ernstes Wort.

Lies noch einmal Hebräer 12,22–29.

Frage oder Aufgabe: Überdenke noch einmal, wozu du alles gekommen bist, nämlich wozu du gehörst, und danke dem Herrn für diese Gemeinschaft und diese unveränderlichen Wahrheiten.

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