Hebrews 12:4-11

Der Anführer und Vollender des Glaubens

Heb 12:1. In diesem Brief hast du schon eine Menge Personen kennengelernt. In Hebräer 1 waren es die Engel, in Hebräer 3 Mose und Aaron. Auch Josua und Levi wurden genannt. Sie waren großartige Personen. Aber zugleich setzt der Schreiber sie beiseite, indem er danach die Aufmerksamkeit auf den richtet, der um so viel besser ist als die Engel und Mose und Aaron und die anderen. So ist es auch mit den vielen Personen im vorigen Kapitel, die er hier „eine so große Wolke von Zeugen“ nennt. In den folgenden Versen verschwindet diese Wolke aus dem Blickfeld, um für Jesus Platz zu machen, der jeden und alles übertrifft. Sterne leuchten so lange, bis die Sonne aufgeht. Die Gläubigen aus dem Alten Testament sind Sterne, die in großem Glauben, aber doch auch in Schwachheit und nur teilweise auf Gott vertrauten. Der Sohn ist die Sonne. Er vertraute vollkommen und fortwährend auf Gott. Bei Ihm wird nicht auf ein bestimmtes Glaubenswerk hingewiesen, auf eine besondere Tat, an der sich sein Glaubensvertrauen zeigte. Sein ganzes Leben war ein einzigartiges Glaubensvertrauen.

Um dich herum befindet sich diese große Wolke von Zeugen, die du im vorigen Kapitel gesehen hast. Es schloss mit der Mitteilung, dass diese Zeugen die Verheißung noch nicht empfangen hatten und dass sie noch nicht vollkommen gemacht waren. Das gilt auch für dich. Darum wird dir ihr Beispiel als Ansporn vorgestellt, ihnen nachzufolgen. Es ist so, als würden sie dir aus der Schrift zurufen, den Weg des Glaubens unvermindert und ungehindert fortzusetzen und dich durch nichts vom Ziel abbringen zu lassen. Ich denke, dass es nicht so sehr die Absicht ist, dass sie schauen, wie du das tust, sondern dass sie dir Zeugnis geben. Ihr Zeugnis ist der inspirierte Bericht über das Leben verschiedener Personen in der Schrift und weist hin auf Gottes Treue, wo auch immer sie Ihm vertrauten.

Die Wolke von Zeugen um dich her veranlasst den Schreiber zu dem Aufruf, dich von jedem Hindernis freizumachen. Wirf jede Bürde oder Sünde als nutzlosen und schädlichen Ballast von dir. Wenn du dabei auf Jesus siehst, ist das leicht, wenn du es nicht tust, ist das unmöglich. Wenn du auf Jesus siehst, wird dir klarwerden, was eine „Bürde“ ist. Es geht bei einer Bürde um die alltäglichen und oft guten Dinge des irdischen Lebens, die der Spaziergänger genießen kann, der Läufer aber nicht; es geht nicht um die Mühen des Lebens. Die kann man nicht ablegen, obwohl man verhindern kann, dass sie einen so in Beschlag nehmen, dass man nichts anderes mehr sieht. Eine Bürde betrifft die irdischen Dinge, die du freiwillig auf dich nimmst, die du aber ebenso freiwillig auch wieder ablegen kannst.

Du kannst irdische Dinge genießen, denn der Herr hat sie gegeben. Du kannst dir leckeres Essen schmecken lassen und dich guter Gesundheit erfreuen und dem Herrn dafür dankbar sein. Es kann jedoch sein, dass du anfängst, die Dinge an sich zu sehen, und viel Zeit, Geld und Energie darein investierst, um sie zu bekommen oder zu behalten. Wenn das der Fall ist, hoffe ich, dass du das bei dir selbst erkennst und diese Einstellung aufgibst. Sieh die Dinge dann wieder aus der richtigen Perspektive. In Verbindung hiermit habe ich einmal gehört, wie jemand fragte: „Was ist daran Böses?“ Aber ich denke, dass die Frage anders lauten muss: „Geht es um ein Gewicht, eine Bürde (etwas, was dich nach unten zieht und drückt), oder ist es ein Flügel (etwas, was dich nach oben bringt)?“

Das Ablegen der Sünde ist eine etwas andere Geschichte. Sünde ist alles, was du unabhängig von Gott tust. Hier liest du, dass die Sünde dich leicht umstricken kann. „Umstricken“ bedeutet, dass etwas sich um dich herumwickelt, wodurch du im Lauf behindert wirst oder sogar zu Fall kommst. Wenn sich zum Beispiel ein sündiger Gedanke bei dir festsetzt, dann musst du den direkt wegtun, ihn „ablegen“. Lässt du in deinem Denken weiterhin diesen sündigen Gedanken zu, dann ist die Folge, dass du Gott und seinen Plan mit deinem Leben aus dem Auge verlierst, und mit deinem „Wettlauf“ ist es vorbei. Bei dem Wettlauf geht es um Ausharren. Es geht darum, während des Rennens nicht langsamer zu werden oder schlappzumachen. Um das zu verhindern, musst du Gott und seinen Plan gut im Auge behalten.

Heb 12:2. Es kommt darauf an, dass du Jesus fortwährend als Ziel vor Augen hast. Der Schreiber spornt dazu an, allein auf Ihn zu schauen. „Schauen“ bedeutet buchstäblich „wegschauen“, nämlich von allen anderen Dingen wegsehen und das Auge ausschließlich auf einen Gegenstand gerichtet halten. Der Name „Jesus“ erinnert an Ihn, der einst in Niedrigkeit auf der Erde auch den Wettlauf gelaufen ist, der aber das Ziel schon erreicht hat. Er hat sich allen Schwierigkeiten gegenübergesehen und hat sie überwunden, indem Er sich unter den Weg gebeugt hat, den der Vater für Ihn bestimmt hatte. Er ist der oberste Führer, der Anführer. Er geht auf dem Glaubensweg vor dir her, bis du das Ziel, die vollkommene Errettung, erreicht hast. Er geht als großes Vorbild im Wettkampf voran. Er überragt alles. Er ist auch der Vollender. Er führt den Gläubigen auf dem Glaubensweg zur Vollkommenheit.

Diesen Weg hat Er ganz zurückgelegt, und Er ist in die Herrlichkeit eingegangen. Durch sein Vorbild und seine Kraft bringt Er die Gläubigen in die Herrlichkeit. Der Herr Jesus hatte auch ein herrliches Ziel vor Augen, als Er hier seinen Weg ging. Er sah voraus auf die Freude der himmlischen Herrlichkeit zur Rechten Gottes. Er hat auf diesem Weg ausgeharrt. Er hat beharrlich das Kreuz erduldet. Das weist nicht auf das sühnende Werk am Kreuz hin, sondern auf die Schmach und die Schande, die das Teil des Gläubigen von Seiten der Welt sind. Es ist dasselbe wie das, was Er von jemandem verlangte, der sein Jünger sein wollte: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein“ (Lk 14:27). Er hat in seinem Leben das vollkommene Beispiel dazu gegeben.

Der Herr hat das Kreuz nicht verachtet, sondern als den Willen seines Vaters akzeptiert. Er hat wohl die Schande nicht geachtet, die Menschen Ihm antaten (obwohl Er das sicher empfunden hat, was Menschen Ihm antaten). Jetzt ist Er in der Herrlichkeit und braucht keinen Glaubensweg mehr zu gehen. Er hat sich (ein für alle Mal) gesetzt. So wird auch dein Glaubensweg ein Ende haben. Sein Platz ist zur Rechten des Thrones Gottes. Wegen seines vollkommenen Lebens auf der Erde hat Er ein Recht darauf. Zugleich bedeutet das, dass nach dem Leiden die Regierung, der Thron, kommt. Er ist schon mit dem Thron verbunden. Ihm ist bereits alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. In Kürze wird Er öffentlich seine Regierung antreten.

Heb 12:3. Betrachte Ihn doch! Du darfst Ihn in seinem Leben auf der Erde betrachten, denn darin ist Er dein Vorbild und dein Anführer. Du darfst auch auf Ihn im Himmel schauen, denn dort ist Er dein Ziel und der Vollender. „Betrachten“ bedeutet „durch Vergleichen betrachten“. „Betrachtet den“, nämlich Jesus, bedeutet, dass du darüber nachdenkst, wie Er den Widerspruch von den Sündern erduldet hat, und dass du, der du in einer vergleichbaren Lage bist, daraus Mut schöpfst, um selbst weiterzugehen.

Der Ausdruck „von den Sündern“ zeigt, dass eigentlich das ganze sündige Menschengeschlecht gemeint ist, zusammengefasst in den jüdischen und den heidnischen Führern. Im Herrn selbst war keine Sünde, aber Er hatte mit Sündern zu tun, die um Ihn herum waren und Ihn in seinem Lauf zu hindern suchten. So hatten auch diese Gläubigen mit ihren Familien und mit Freunden zu tun, die immer auf sie einredeten und sie zur Rückkehr zu dem Alten bewegen wollten. Anhaltender Widerstand ist sehr schwer. Auf Dauer macht er müde. Dann läuft man Gefahr, den Kampf aufzugeben.

Heb 12:4. Aber, so scheint der Schreiber zu sagen, lasst uns ehrlich sein: Ihr habt noch nicht, so wie Er, in eurem Bemühen, Gott zu verherrlichen und Ihm zu dienen, euer Leben verloren. Die Hebräer hatten nicht nur ihr Leben noch nicht verloren, sie hatten noch nicht einmal einen Tropfen Blut gelassen, so wie der Herr Jesus selbst und etliche Glaubenshelden früher (Heb 11:35b-37).

„Gegen die Sünde ankämpfen“ bedeutet nicht, dass du gegen die in dir wohnende Sünde kämpfen musst. Zu diesem Kampf wird der Gläubige nicht aufgerufen. Zu einem solchen Kampf gibt die Schrift uns gar keine Anweisung. Im Gegenteil: Die Schrift sagt, dass du es so ansehen sollst, dass du für die Sünde, die in dir wohnt, tot bist (Röm 6:11). Es geht hier denn auch nicht um den Kampf gegen die Sünde, die in dir wohnt, sondern um den Kampf gegen die Sünde um dich her. Dieser Kampf schließt an das an, was der Herr Jesus an Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat. Er hatte wohl bis aufs Blut dagegen widerstanden, sie jedoch noch nicht. Sie standen in Gefahr, dem Druck nachzugeben, Er nicht.

Du findest in der Schrift noch andere Formen des Kampfes. So liest du von dem Kampf zwischen dem Gesetz, das dem Menschen im Fleisch gegeben ist, und dem neuen Leben (Röm 7:23). Der Kampf findet in dem Gläubigen statt, solange der Wiedergeborene sich noch unter dem Joch des Gesetzes befindet. Ein anderer Kampf, der sich in dem Gläubigen vollzieht, ist der des Geistes gegen das Fleisch (Gal 5:17). Und dann hast du noch den Kampf in den himmlischen Örtern (Eph 6:10-18). Es ist gut, diese verschiedenen Formen des Kampfes zu berücksichtigen, denn dann weißt du, wie du in einem bestimmten Kampf vorgehen musst. Du sollst dir dann auch keinen Kampf aufdrängen lassen, der gar nicht sein darf. Das soll dich vor der Täuschung des Feindes bewahren, so dass du kämpfend und siegend den Glaubensweg weitergehen kannst.

Lies noch einmal Hebräer 12,1–4.

Frage oder Aufgabe: Wie machst du das: hinschauen auf Jesus?

Gott handelt mit euch als mit Söhnen

Heb 12:5. Der Schreiber ruft die Hebräer dazu auf, den Mut nicht so schnell aufzugeben. Bei allem Widerspruch, allem Widerstand und aller Drangsal, die sie erlebten, hatten sie ein Vorbild in dem Herrn Jesus. Indem sie auf Ihn schauten, würden sie ausharren können. Aber sie hatten auch noch etwas vergessen. Das kam daher, weil sie im Hören träge geworden waren (Heb 5:11; 12). Es gab also Druck von außen, und sie waren vergesslich geworden. Sie hatten etwas vergessen, was in der Schrift stand und was für sie bestimmt war. In dem angeführten Text spricht Salomo zu seinem Sohn, aber hier wird gesagt, dass die Ermahnung an sie, die hebräischen Gläubigen, gerichtet ist. Das ist ein sehr wichtiger Ausgangspunkt, wenn du die Schrift liest. Dann musst du daran denken, dass die Stimme Gottes dich anspricht. Weil die Hebräer das vergessen hatten, gingen sie falsch um mit den Schwierigkeiten, die ihnen auf dem Glaubensweg begegneten.

Hier lernst du Folgendes: Gott gebraucht die Prüfungen, in die du wegen deiner Treue kommst, um dich zu züchtigen. Bei Züchtigung denkst du vielleicht schnell, dass da etwas nicht in Ordnung ist und dass darum eine Zurechtweisung oder Züchtigung stattfinden muss. Das kann schon mal so sein, aber das ist nicht immer so. Hier ist die Züchtigung nicht korrektiv (sie will dich also nicht bessern oder zurechtweisen), sondern präventiv (vorbeugend), um ein Abweichen zu verhindern. Die Züchtigung hier dient der Erziehung und hat das Ziel, dass der Gläubige Gott ähnlicher wird. Er will, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst (Heb 12:10). Bei dem Herrn Jesus war diese Züchtigung nicht nötig. Er hatte immer an der Heiligkeit Gottes teil, weil Er selbst der heilige Gott war.

So wie du im Blick auf den Glaubensweg dein Auge auf den Herrn Jesus richtest, so wird dein Auge bei der Züchtigung auf den Vater gerichtet. Er gebraucht zur Züchtigung keine Peitsche, sondern das Winzermesser (Joh 15:1; 2). Er züchtigt uns (siehe Hiob), aber Er tut das als ein liebender Vater. Es gibt große Ruhe, wenn man bedenkt, dass das, was einem begegnet, nicht von Menschen kommt, sondern aus der Hand eines liebenden Vaters. Das will der Schreiber den Hebräern sagen. Er will ihnen bewusst machen, dass sie als „Söhne“ angeredet werden. Auch in Hebräer 2 wurden sie als Söhne angeredet, die auf dem Weg zur Herrlichkeit sind (Heb 2:10). Züchtigung oder Erziehung ist der Beweis dafür, dass man ein Sohn ist.

Nun kannst du als Sohn in zweierlei Weise auf die Züchtigung deines himmlischen Vaters reagieren. Salomo in seiner Weisheit hat das zu seinem Sohn gesagt. Auf der einen Seite kannst du die Züchtigung des Herrn geringachten. Das heißt, du tust so, als berührten dich die Schwierigkeiten und Prüfungen nicht. Du bleibst gleichgültig und gehst seelenruhig hindurch. Sie haben für dich keine besondere Bedeutung. Du kannst denken, dass das jedem widerfahren kann. An sich ist das zwar so, aber du bist nicht jeder. Du bist jemand, mit dem Gott als mit seinem Sohn handelt. Gott hat Interesse an dir und erzieht dich. Deshalb hat Er seine Absicht mit den Dingen, die dir widerfahren. Und daran kannst du nicht achtlos vorbeigehen.

Auf der anderen Seite brauchst du dich durch die Drangsale nicht so niederdrücken lassen, dass du daran zugrunde gehst. Es ist nicht so, dass Gott damit seinen vollen Zorn über dich ergießt. So könntest du das empfinden, aber so ist das nicht. Nein, du darfst wissen, dass Gott aus Liebe handelt.

Heb 12:6. Züchtigung ist ein Beweis seiner Liebe und gerade nicht dazu bestimmt, dich zu entmutigen. Wenn die Züchtigung zur Zurechtweisung dient, heißt das, dass Gott dich von etwas überzeugen will, was nicht taugt, damit du das Verkehrte aus deinem Leben entfernst. Einige Hebräer liefen ja Gefahr, den Weg des Glaubens zu verlassen.

Wie gesagt, bedeutet Züchtigung nicht immer, dass etwas vorliegt, was zurechtgewiesen werden muss. Wenn du bei dir selbst oder bei anderen die Züchtigung so siehst, ziehst du verkehrte Schlüsse. Die äußeren körperlichen Umstände sind längst nicht immer die Folge vom Zustand der Seele. Diese verkehrte Schlussfolgerung zogen die Freunde Hiobs. Sie sahen, was Hiob widerfahren war, und meinten, dass er schwer gesündigt haben musste. Aber Gott bestraft sie wegen ihrer Bemerkungen, die sie darüber machten. Bei Gajus siehst du, wie sich die Züchtigung auf den Körper bezieht, während die Seele gesund ist (3Joh 1:2).

Dass Züchtigung schmerzhaft sein kann, darauf weist der Ausdruck „geißeln“ hin. Dabei kann man an den Dorn für das Fleisch bei Paulus denken (2Kor 12:7). Bei der Ausübung seines Dienstes verursachte der Dorn ihm Schmerzen. Er machte ihn verächtlich (und das ertrug er um des Herrn willen), aber dieser Dorn hielt zugleich sein Fleisch unter Kontrolle. So handelt Gott mit jedem Sohn, den Er aufnimmt. In dem Wort „aufnehmen“ klingt Freude mit. Das Wort bedeutet „mit Freuden anerkennen“. Ein echter Sohn ist jemand, an dem der Vater Wohlgefallen hat (vgl. Mt 3:17). So möchte der Vater uns nach seinem Wohlgefallen als Söhne haben (Eph 1:5). Wir sind Söhne. Gott hat uns diesen Platz aufgrund des Werkes seines Sohnes gegeben. Aber Er wünscht auch, dass wir in der Praxis danach leben. Um das zu erreichen, gebraucht Er Züchtigung, denn Züchtigung dient dazu, die Dinge, die Ihm kein Wohlgefallen bereiten, aus unserem Leben zu entfernen, damit wir auf diese Weise noch mehr zum Wohlgefallen für Ihn sind.

Heb 12:7-8. Du kannst also in aller Züchtigung die liebevolle Bemühung Gottes sehen, der mit dir als einem Sohn handelt. Sei sicher, dass das mit jedem Sohn geschieht. Manchmal ist das gut erkennbar, aber selbst wenn es so aussieht, dass es bestimmten Gläubigen ausgezeichnet geht – auch sie haben teil an der Züchtigung, was vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht. „Alle“, das sind alle Gläubigen, haben teil daran. Jeder Sohn wird von seinem Vater gezüchtigt. So hat Gott auch mit Israel, seinem erstgeborenen Sohn, gehandelt (2Mo 4:22; Hos 11:1; 5Mo 7:8; 5Mo 8:5).

Wenn die Hebräer ohne Züchtigung gewesen wären, hätten sie sich Sorgen machen müssen, statt sich Sorgen darüber zu machen, dass sie gezüchtigt wurden. Wenn sie ohne Züchtigung gewesen wären, hätte das bedeutet, dass Gott kein Interesse an ihnen gehabt und sie als Bastarde behandelt hätte. Bastarde sind unechte Söhne. Wenn also die Züchtigung an ihnen vorbeigegangen wäre, hätte das bedeutet, dass sie Namenschristen oder nur dem Schein nach Söhne gewesen wären. Da sie nun aber gezüchtigt wurden, war das der Beweis, dass Gott sie als Söhne angenommen hatte.

Heb 12:9. Nun fügt der Schreiber noch einen Vergleich zwischen Gott und einem irdischen Vater hinzu, den er durch „zudem“ einleitet. In diesem Vergleich wird deutlich, dass Gott so viel mehr ist als ein irdischer Vater. Unsere leiblichen Väter, die „Väter nach dem Fleisch“, züchtigten uns ebenfalls. Das gehört zur Erziehung. Dadurch, dass sie das taten, scheuten wir sie und hatten Respekt vor ihnen. Wie viel mehr Respekt sollten wir dann vor unserem himmlischen, geistlichen Vater haben! Dieser Vater ist der Ursprung jedes geistlichen Lebens (4Mo 16:22; Pred 12:7). So wie du dich als Kind der züchtigenden Hand deines irdischen Vaters fügen musstest (oder noch musst), so musst du dich auch der Züchtigung Gottes unterwerfen. Wenn du das tust, wirst du leben! Es geht nicht darum, dass du lernen musst, den Schwierigkeiten des Lebens die Stirn zu bieten, sondern wie du das wahre Leben genießen kannst. Dann lebst du erst wirklich so, wie Gott es gemeint hat.

Heb 12:10. Nun ist dein irdischer Vater fehlbar, Gott aber nicht. Gott irrt sich nie. Auch beschränkt sich die Züchtigung deines irdischen Vaters auf „wenige Tage“, das sind die Tage deiner Jugend, während Gott dich dein ganzes Leben hindurch züchtigt. Schließlich ist seine Züchtigung niemals sinnlos, sondern immer zu deinem Nutzen und zu deinem Vorteil. Das letztendliche Ziel mit seiner Züchtigung ist, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst. Damit hängt dein geistliches Wohl zusammen. Das geht weiter, als dass du nur deiner Stellung nach abgesondert bist (Heb 10:10). Es schließt ein, dass du dich vom Bösen absonderst, so wie Gott davon abgesondert ist, und lernst, in allem ganz Gott hingegeben zu sein. Er fordert hier keine Heiligkeit, sondern Er bewirkt sie. Sein Mittel dazu ist eben die Züchtigung. Dadurch kannst du vollkommen Gott selbst genießen.

Heb 12:11. Die erste Reaktion auf die Züchtigung ist nicht sofort Freude. Wenn Züchtigung Freude geben würde, würde sie ihre Wirkung verfehlen. Alle positiven Aspekte der Züchtigung, die der Schreiber in den vorangegangenen Versen vorgestellt hat, ändern nichts an der Tatsache, dass Züchtigung selbst nichts ist, was dich froh macht. Sie ist nicht angenehm. Wenn sie das doch wäre, wäre sie keine Züchtigung. Das Unangenehme der Züchtigung soll uns gerade lehren, unseren Wandel so zu ändern, dass weitere Züchtigung nicht nötig ist. Darum ist die Züchtigung „für die Gegenwart“ bestimmt. Dann gibt sie etwas, bringt sie etwas.

Durch Züchtigung wirst du geübt, das heißt, du wirst trainiert, damit umzugehen. Durch Übung lernst du, etwas zu beherrschen. Wenn du die Züchtigung auf diese Weise annehmen kannst, so damit umzugehen weißt, wirst du dadurch näher zu Gott gebracht werden. Die Folge ist, dass du mehr den Frieden genießen und mehr so wandeln wirst, dass du Gerechtigkeit übst. Die friedsame Frucht der Gerechtigkeit wird für Israel im Friedensreich bald Wirklichkeit sein, nachdem sie durch die Übungen der großen Drangsal gegangen sind. Diese Frucht will Gott jetzt schon durch seine Erziehung in deinem Leben bewirken (Joh 15:2; 8).

Lies noch einmal Hebräer 12,5–11.

Frage oder Aufgabe: Welche Züchtigung erkennst du in deinem Leben als das Handeln des Vaters mit dir, mit dem Ziel, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst?

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