Hebrews 13:12

Zu Ihm hinausgehen

Heb 13:7. Nach den Ermahnungen, wie die Hebräer sich denen gegenüber verhalten sollten, die sie umgaben, und dass sie mit dem zufrieden sein sollten, was sie hatten, werden sie an ermutigende Beispiele erinnert. Ihnen war schon in Hebräer 11 eine ganze Reihe an Beispielen vorgestellt worden. Das waren Gläubige aus einer fernen Vergangenheit. Nun weist der Schreiber sie auf Führer hin, die auch nicht mehr unter ihnen lebten, die sie aber doch als unter ihnen Lebende gekannt hatten. Es waren Männer, die das Wort Gottes zu ihnen geredet hatten. Sie konnten sich an diese Gläubigen erinnern als Menschen, die selbst in die Tat umgesetzt hatten, was sie sagten, und die in dem Glauben gestorben waren, in dem sie gelebt hatten. Der Schreiber sagt seinen Lesern, dass sie den Ausgang ihres Wandels gut anschauen sollten: Sie hatten bis zum Ende ausgeharrt. Nun sollten die Hebräer ihren Glauben nachahmen. In ihrem Glauben stand der Herr Jesus im Mittelpunkt.

Für dich ist es auch sehr wichtig, dass du den Glauben von Menschen nachahmst, die dir mit dem Wort Gottes gedient haben. Du kannst dabei an die Bibelauslegung durch Gläubige denken, die nun beim Herrn sind. Du hast ihre Kommentare gelesen und bist dadurch geistlich gewachsen. Ahme ihren Glauben nach. Die Bedeutung ist nicht, dass du ihnen nachplappern oder sie imitieren sollst. Du bist keine Kopie. Was du nachahmen sollst, ist das, was in ihnen war, was sie antrieb.

Heb 13:8. Die Führer, die das Wort Gottes zu dir geredet haben, mögen nicht mehr da sein, wer wohl noch da ist, das ist Jesus Christus. Er war gestern da. Ich schreibe „war“, aber es heißt hier, dass Er derselbe gestern und heute „ist“. Er ist auch morgen derselbe und bis in alle Ewigkeit (Heb 1:10-12; Ps 102:28). Bei „gestern“ kannst du an früher denken, an die Tage des Alten Testaments, aber auch an die Tage, als Er hier auf der Erde war. So wie Er sich „gestern“ für sein Volk eingesetzt hat, tut Er das auch heute und wird es immer tun. Wenn du bei Ihm bist, wird dir nicht ein Christus entgegenkommen, der auf einmal anders handelt. Wir ändern uns, unsere Gedanken ändern sich, aber Er ändert sich nicht. Ihn als den Unveränderlichen brauchst du in einer Gesellschaft, in der sich alles immer ändert.

Heb 13:9. Veränderungen beunruhigen oftmals. Wie gut ist es daher, inmitten all dieser Veränderungen eine Quelle der Ruhe in jemandem zu haben, der immer vollkommen stabil ist. Christus ist der Fels, der, unberührt von jedem Wind der Lehre, vollkommen standhaft bleibt. Wenn dein Herz an Christus nicht mehr seine Genüge hat, wirst du dein Herz für „mancherlei und fremde Lehren“ öffnen. Du wirst dadurch fortgerissen, und das ist die Folge davon, dass du dich immer weiter von dem Felsen entfernst. Schließlich wirst du jede Verbindung mit Christus verlieren und folglich ohne jeglichen Halt eine Beute von Irrtümern werden. Das Ende wird schrecklich sein. Fremde Lehren sind Lehren, die dem Neuen, das Christus gebracht hat, fremd sind. Sie sind in einer großen Mannigfaltigkeit vorhanden. Es sind Irrtümer oder Überlieferungen, die für das Fleisch anziehend sind (Mk 7:3-8), wodurch der Mensch zu Ehren kommen kann. In solchen Lehren ist Christus zwar gut, aber nicht ausreichend. Christus allein ist etwas zu begrenzt, zu beengt. Das Leben ist doch reichhaltiger mit so vielen interessanten Dingen.

Wenn diese Argumentation dich in den Griff bekommt, lässt du dich von der Festigkeit fortreißen, die du in Christus hast. Du öffnest dich für neue Formen von Glaubenserfahrungen, wo es hauptsächlich oder nur um Empfindungen geht. Was du jedoch brauchst, ist, dass dein Herz durch Gnade befestigt wird. Wenn dir das tief bewusst ist, gibt das eine große Befreiung von jeder eigenen Anstrengung. Wenn du meinst, dass es um das Erleben an sich geht, den „Kick“, wird dein Herz dadurch nicht gestärkt werden. Du suchst dann die Befriedigung deiner religiösen Gefühle. Es ist auch nicht leicht, allein von der Gnade abhängig zu sein.

Gnade bedeutet, dass du nichts von dir erwartest, sondern dass du alles von Gott erwartest. Ist dir das etwas zu dürftig, zu bequem oder zu nichtssagend, dann suchst du dein Heil in „Speisen“. „Speisen“ stehen für das, was zunichte wird (1Kor 6:13), was nur einen zeitlichen und keinen bleibenden Wert hat. Hier geht es um das „wandeln in Speisen“, und das ist folglich ein Hinweis auf den jüdischen, tastbaren, irdischen Gottesdienst. Dieser Gottesdienst hatte keinerlei Nutzen gebracht. Das wurde in dem Brief offenbar. Er hatte den Menschen nicht zu Gott gebracht, sondern die Entfremdung zu Ihm nur umso stärker deutlich gemacht.

Heb 13:10. Wenn ich Heb 13:10 richtig verstehe, kann man ihn so lesen: Wir, die Christen, haben einen Platz des Gottesdienstes, wo wir Gott nahen dürfen, um mit Ihm Gemeinschaft zu haben, während die, die meinen, Gott noch auf jüdische Weise dienen zu müssen, dort ganz außerhalb stehen. Hier geht es um das „Essen vom Altar“. „Essen“ ist ein Symbol für Gemeinschaft. Der „Altar“ ist ein Bild von Christus. Solche, die am alttestamentlichen Gottesdienst festhalten, haben kein Teil an Christus und auch kein Recht, von dem Altar zu essen.

Heb 13:11. In Heb 13:11 wird der Grund dafür angegeben. Der Schreiber erwähnt ein Ritual, das diese Hebräer sehr gut kannten. Als sie noch Juden waren, waren sie vollständig an diesem Ritual beteiligt. Es vollzog sich jedes Jahr am großen Versöhnungstag vor ihren Augen (3Mo 16:27). Nun hatte der Schreiber sie durch diesen Brief jedoch schon so umfassend über das Opfer Christi belehrt, dass sie wohl verstanden, dass er auch jetzt über Christus sprach.

Was am großen Versöhnungstag mit dem Blut und dem Leib der Opfertiere geschah, zeigt, was mit Christus geschah. Zuerst wurde das Blut zur Tilgung der Sünden in das Heiligtum gebracht. Christus ist selbst mit seinem Blut in das Heiligtum eingegangen (Heb 9:12). Als Folge davon ist der Zugang zum Heiligtum auch für die Hebräer und die Christen und dich nun geöffnet, und nun dürfen sie und du dort eintreten (Heb 10:19). Aber es geschah auch etwas mit den Leibern der Opfertiere. Sie wurden außerhalb des Lagers verbrannt.

Heb 13:12. Die Erklärung dazu gibt der Schreiber in diesem Vers. Das Verbrennen der Leiber der Tiere außerhalb des Lagers deutet darauf hin, was mit dem Herrn Jesus außerhalb des Tores geschah, das heißt außerhalb des Tores von Jerusalem.

Es mag wohl ein Schock für die Leser gewesen sein, das zu sehen. Sie werden begriffen haben, dass das, was der Schreiber zeigt, Jerusalem zu einer Mörderstadt macht. Noch konnten sie nur schwer von der Stadt loskommen, Jerusalem hatte noch solch einen großen Platz in ihrem Denken. Nun aber verstanden sie, dass diese Stadt ihren König hinausgeworfen und getötet hatte. Das bedeutete, dass diese Stadt für Gott erledigt war und dass das auch für sie so sein musste. Zugleich ist dieser Platz „außerhalb des Tores“ der Platz, wo Christus durch sein „eigenes Blut“ das Volk geheiligt hat. Dieser Platz hat also eine doppelte Bedeutung: Er zeigt, was Menschen (vor allem religiöse Menschen) mit dem Herrn Jesus gemacht haben und dass dort Gottes Ratschluss in Bezug auf sein Volk erfüllt wurde (vgl. Apg 2:23).

Heb 13:13. Und ebenso wie der Weg bis ins Heiligtum für sein Volk geöffnet wurde, weil Jesus sein Blut vergossen hat (Heb 10:19), so hat auch das Blut Jesu, das Er außerhalb des Tores vergossen hat, Folgen für sein Volk. Diese Folgen erkennt man in dem Aufruf: „Lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers.“ Du lässt echte Wertschätzung für das Werk des Herrn Jesus erkennen, wenn du einerseits in das Heiligtum hineingehst, um dort Gott zu nahen, und wenn du andererseits auf der Erde den Platz der Schmach einnimmst. Außerhalb des Lagers (oder außerhalb des Tores) zu gehen, bedeutet, aus einem organisierten religiösen System hinauszugehen. Das Lager war früher der Ort, wo Gott wohnte und wo Er alles durch Gesetze und Vorschriften geregelt hatte. Aber als Christus dorthin kam, wurde Er hinausgeworfen. Wer nun zu Ihm gehören will, kann nicht in einem religiösen System sein, das nach dem alttestamentlichen Modell eingerichtet ist. Sehr stark ist das in der römisch-katholischen Kirche der Fall.

Der Aufruf enthält auch eine Warnung davor, im christlichen Gottesdienst äußerliche Rituale zuzulassen und damit den Anschein zu erwecken, als sei das eine bessere Weise, Gott zu nahen. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem christlichen Gottesdienst und der Weise, wie im Alten Testament Gottesdienst nach seinen Vorschriften ausgeübt wurde. Dieser Unterschied hat seine Ursache darin, dass der Herr Jesus jetzt im Himmel ist und der Heilige Geist auf der Erde in der Gemeinde wohnt. Seitdem der Heilige Geist auf der Erde wohnt, ist der christliche Gottesdienst nicht durch einen irdischen Platz und irdische Mittel charakterisiert, sondern dadurch, dass Gott in Geist und Wahrheit angebetet wird (Joh 4:21-24).

Das äußere Beiwerk, das auch im Protestantismus noch übriggeblieben ist, hat kein Existenzrecht. Doch tatsächlich dringen immer mehr Elemente aus dem jüdischen Gottesdienst in den christlichen Gottesdienst ein. Deshalb muss der Aufruf, hinauszugehen, „außerhalb des Lagers“, auch wieder lauter ertönen. Die Schmach des Christus zu tragen, ist mit dem Weggehen aus der Christenheit verbunden, die nach dem alttestamentlichen Modell organisiert ist. Für die große Christenheit zählst du nicht, wenn du nicht mitmachst. Aber gibt es einen besseren Platz auf der Erde als bei dem Herrn Jesus, auch wenn es ein Platz der Schmach ist? Asaf drückt das so aus: „Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde“ (Ps 73:25). Wenn du im Himmel bei dem Herrn Jesus sein willst, kann es nicht anders sein, als dass du auch auf der Erde bei Ihm sein willst.

Lies noch einmal Hebräer 13,7–13.

Frage oder Aufgabe: Bist du zu Ihm hinausgegangen, außerhalb des Lagers?

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