Hebrews 3:14

Wenn wir nämlich …

Es ist gut, noch einmal darauf hinzuweisen, dass in diesem Brief alle angesprochen werden, die bekennen, zum Volk Gottes zu gehören. In erster Linie geht es um gläubige Hebräer, Juden, die zum Glauben an den Herrn Jesus als den von Gott gegebenen Messias gekommen sind. Sie sind vertraut mit den Prophezeiungen des Alten Testaments. Darin haben sie über das Kommen des Messias gelesen.

Als der Herr Jesus kam, glaubten sie an Ihn als den, der die Verheißungen Gottes an sein irdisches Volk erfüllte, zu dem sie gehörten. Aber der Herr Jesus wurde verworfen. Ihr Glaube wurde dadurch gewaltig auf die Probe gestellt. Sie sehen den Herrn Jesus nicht, aber Er ist doch da, nämlich im Himmel.

Selbst sind sie noch auf der Erde. Statt dass sie sich im Friedensreich befinden, das doch mit dem Kommen des Messias anbrechen sollte, werden sie von ihren ungläubigen Volksgenossen verspottet und verfolgt. Sie müssen lernen, dass die Erfüllung der Verheißungen aufgeschoben ist. Die Erfüllung ist sicher, nur ist noch ein Weg des Glaubens zurückzulegen, bis es so weit ist.

Hier siehst du eine Parallele zu der Wüstenreise, die das Volk seinerzeit von Ägypten nach Kanaan machte. Du ziehst mit Gottes Volk durch die Welt auf dem Weg zum verheißenen Segen der Ruhe. In diesem Brief wird die Welt als eine Wüste gesehen, als das Gebiet, wo der Glaube durch Versuchungen weltlicher und religiöser Verführungen erprobt wird.

Heb 3:14. Du bist einer der „Genossen des Christus“. Auch der Schreiber sieht sich so. Er spricht über „wir“. Aber dann folgt wieder das bedingte „wenn“ (vgl. Heb 3:6). Dadurch scheint es, als sei das doch nicht sicher, sondern es sei erst sicher, wenn du eine bestimmte Leistung erbracht hast, nämlich „den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft“ festgehalten hast.

Ich möchte noch einmal ganz deutlich sagen: Es ist ganz anders, es geht nicht um Leistung. Du musst wieder zwei Dinge gut unterscheiden: Einerseits ist jemand, der einmal durch die Bekehrung und den Glauben ein Kind Gottes geworden ist, für immer ein Kind Gottes. Ob jemand ein Kind Gottes ist, muss sich in seinem Leben erweisen: Darum wird andererseits durch Erprobung deutlich, ob jemand wirklich ein Kind Gottes ist. Einerseits ist jeder Gläubige ein „Genosse des Christus“; andererseits ist nicht jeder, der äußerlich zum Volk Gottes gehört, ein Gläubiger. Letzteres wird sich im Ausharren erweisen.

Obwohl Echtheit angenommen wird, ist es doch möglich, dass das Bekenntnis nur ein Lippenbekenntnis ist und kein Leben aus Gott vorhanden ist. Darum sind Schwierigkeiten der Test, ob der Bekenner echten Glauben hat. Bei einem wahrhaft Gläubigen sind Schwierigkeiten kein Hindernis für den Glauben, sondern gerade Anlässe, den Glauben zu beweisen. So jemand hat den Weg des Glaubens mit Vertrauen begonnen und wird damit fortfahren. Fehlt es an Glaubensvertrauen auf Gott, so kommen Zweifel an der Errettung. Dann ist nicht mehr das Bewusstsein seiner Liebe, seiner Macht und seines Interesses an uns vorhanden. Das Vertrauen ist verschwunden. Die Hoffnung auf die unsichtbaren Dinge und ihre Wertschätzung nehmen ab, während die Wertschätzung der sichtbaren Dinge wieder zunimmt.

Die Ermahnungen dienen dazu, dich in dem Vertrauen, das du besitzt, zu bewahren und dich darin ausharren zu lassen. Sie dienen nicht dazu, Furcht und Zweifel zum Schweigen zu bringen. Der Brief ist nicht an zweifelnde Christen gerichtet oder an Menschen, die noch kein vollkommenes Vertrauen auf Gott besitzen.

Weil ich weiß, dass junge Gläubige, aber sogar auch ältere Gläubige mit diesen Dingen zu kämpfen haben, bin ich hier noch einmal ausführlich darauf eingegangen. Ich hoffe, dass das mitgeholfen hat, die Beweisführung des Schreibers besser zu verstehen.

Heb 3:15. Der Schreiber wiederholt (Heb 3:7; 8) den Kern des Zitats aus Psalm 95, um dessen Kraft auf den Leser einwirken zu lassen. Die Gefahr, der die hebräischen Bekenner ausgesetzt waren (und wir in der Christenheit ausgesetzt sind), war dieselbe wie die bei ihren fernen Voreltern, als sie in der Wüste waren, auf der Reise ins verheißene Land. Um dieser Gefahr zu entgehen, ist es äußerst wichtig, auf die Stimme Gottes zu hören. Du hörst seine Stimme, wenn du sein Wort liest und wenn du in den Zusammenkünften bist, wo sein Wort verkündigt wird. Wenn du dann seinen Willen tust, wirst du davor bewahrt werden, dass dein Herz sich verhärtet und du bitter wirst.

Heb 3:16. Um seinen Ermahnungen noch mehr Kraft zu verleihen, stellt der Schreiber in den Heb 3:16-18 drei Fragen. In diesen drei Fragen fasst er in drei großen Ereignissen der Vergangenheit die Geschichte des Volkes zusammen. Die erste Frage handelt vom Auszug, die zweite Frage verweist auf die Wüstenreise, die dritte Frage hat Bezug auf den Einzug in das verheißene Land. Sogar die Antwort auf diese Fragen gibt er in der Form sogenannter rhetorischer Fragen, das sind Fragen, in denen die Antwort schon enthalten ist. Indem er seine Belehrung in der Form von Fragen gibt, zwingt er seine Leser zum Nachdenken. Es geht nicht darum, verstandesmäßig die richtige Antwort zu geben, sondern es geht darum, dass die Frage im Herzen etwas bewirkt.

Die erste Frage zeigt, dass ein ganzes Volk durch die Sünde des Unglaubens befallen werden kann. Das betraf also nicht nur einen Einzelnen. Das ist die beschämende Antwort eines ganzen Volkes auf die Gunst des HERRN gegenüber Israel. Das betraf „alle“, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren, also etwa 600.000 Männer mit ihren Familien (4Mo 1:46).

Die Schwere dieser Sünde ist, dass sie sich gegen Gott erhoben, nachdem sie Gottes Stimme gehört hatten. Das macht sie viel verantwortlicher als die vielen, die in Sünde leben, ohne von Gott und Christus gehört zu haben. Darum ist der Götzendienst, den Christen durch die Verehrung von Maria, von Petrus und von Engeln ausüben, viel schlimmer als die Verehrung, die unwissende Heiden Göttern wie Zeus oder Venus entgegenbrachten.

Heb 3:17. Die erste Frage handelte von der Haltung des Volkes gegenüber Gott. Die zweite Frage zeigt die Reaktion Gottes auf die Sünde des Volkes. Nicht nur dass das ganze Volk sündigte, sie taten das auch während der ganzen vierzig Jahre. Darum zürnte Gott ihnen diese ganze Zeit, weshalb die, die gesündigt hatten, das verheißene Land nicht erreichten. Ihre Leiber fielen in der Wüste. Gott strafte nicht wegen eines Ausrutschers, sondern wegen ihres hartnäckigen Beharrens in einer Haltung der Rebellion während dieser ganzen Zeit, als seine Fürsorge für sie überdeutlich war.

Heb 3:18. Die dritte Frage zeigt, dass sie ihr Herz bis zum Äußersten verhärtet hatten. Selbst als sie an der Grenze des Landes standen, gingen sie wegen ihres Ungehorsams nicht in das Land. Ungehorsam ist für Gott nicht annehmbar. Er verabscheut ihn und richtet ihn. Er hat wegen dieses Bösen geschworen, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen würden. Gott kann sich auf gar keine Weise mit Ungehorsam verbinden. Dieses ungehorsame oder ungläubige Volk in seine Ruhe einzuführen, wäre im Widerspruch zu seinem Wesen. Seine Ruhe ist nur für die, die in Ihm und in seinem Willen ruhen.

Heb 3:19. Dieser Vers kannst du als eine Schlussfolgerung ansehen. Die Schlussfolgerung ist, dass Unglaube die Ursache dafür war, dass sie umkamen und nicht eingingen. Unglaube ist der Mangel an Vertrauen auf Gott, dass Er imstande war, sie dorthin zu bringen, und dass Er segnen wollte. Sie kannten Gott nicht. In ihren Augen handelte Er seltsam. Und doch hatte Gott zu ihnen geredet und ihnen seinen Willen und seinen Weg mitgeteilt. Aber wenn das Herz andere Dinge begehrt, als Gott durch Vertrauen zu ehren – das heißt, Ihm zu glauben –, wird der Segen nicht erreicht werden.

Es heißt hier nicht, dass Gott sie hinderte, sondern dass ihr eigener Unglaube es ihnen unmöglich machte, einzugehen. Sie waren dazu nicht in der Lage. Das unvermeidliche Ergebnis des Unglaubens ist, dass er nicht in Besitz nimmt, was dem Glauben vorbehalten ist. Unglaube schließt Vertrauen aus. Unglaube raubte der Wüstengeneration die Ruhe, die sie erwarten durften, nachdem sie aus Ägypten gezogen waren.

Unglaube wird gekennzeichnet durch die Haltung, Gott zu ignorieren oder zu vergessen, so zu tun, als existiere Er nicht, während Er immer gegenwärtig und voller Gnade ist. Der Unglaube macht Gott zum Lügner, statt zu jemandem, der in dem, was Er verheißt, die Wahrheit spricht. Der Unglaube macht Gott zu jemandem, der zu schwach ist, um seine Verheißungen zu erfüllen. Unglaube bedeutet, dass man Ihn für veränderlich hält und denkt, dass Er es sich in Bezug auf seine Verheißungen anders überlegt hat und also nicht der Unveränderliche ist. Der Unglaube zweifelt an seiner Treue gegenüber den Erwartungen, die Er durch seine Verheißungen weckt.

Ich hoffe, dass bei dir der Unglaube keine Chance bekommt, sich in deinem Herzen festzusetzen. Vielmehr hoffe ich, dass du Kaleb und Josua gleichst (4Mo 14:6-9). Gegenüber dem Unglauben ihrer zehn Spionskollegen und dem Unglauben des ganzen Volkes ehrten sie Gott, indem sie sein Wort für absolut wahr hielten, seine Macht für unendlich, sein Vornehmen für unveränderlich und seine Treue für so groß, dass Er die durch Ihn selbst geweckten Erwartungen auch erfüllt.

Lies noch einmal Hebräer 3,14–19.

Frage oder Aufgabe: Wodurch kannst du sicher sein, dass du in Gottes Ruhe eingehen wirst?

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