Hebrews 3:5

Der Apostel und Hohepriester Jesus

Heb 3:1. Mit dem ersten Wort „Daher“ schafft der Schreiber des Briefes eine enge Verbindung zwischen den beiden vorhergehenden Kapiteln und dem, was folgt. In den Hebräern 1 und 2 hat er auf großartige Weise den Lesern und also auch dir die Herrlichkeiten des Herrn Jesus vorgestellt. Weil Er so gewaltig erhaben und doch so nahe ist, daher musst du Ihn betrachten. Dadurch kannst du den Weg des Glaubens durch alle Versuchungen und Erprobungen hindurch weitergehen. Du wirst den Mut nicht aufgeben, wenn das Leben schwierig wird, denn du betrachtest Ihn, der über alles erhaben ist und dir vorangeht und hilft.

Sieh mal, wie du hier angesprochen wirst: „Heilige Brüder“. Weißt du noch, dass der Herr Jesus sich nicht schämt, die treuen Gläubigen „Brüder“ zu nennen (Heb 2:11b)? Du wirst sogar als ein „heiliger Bruder“ angeredet. Du bist einer von denen, die der Herr Jesus geheiligt und mit sich selbst verbunden hat (Heb 2:11a).

Und es hört noch nicht auf, denn du bist auch einer der „Genossen der himmlischen Berufung“. Israel hatte eine irdische Berufung und Hoffnung. Aber zusammen mit diesen jüdischen Christen nimmst du teil an einem neuen Vorrecht. Es geht um etwas, was du durch die Berufung Christi vom Himmel her bekommst. Daher ist dieses Vorrecht nicht auf die beschränkt, die durch die natürliche Geburt zum irdischen Volk Gottes gehören, sondern es gilt für alle, die durch den Glauben mit dem Herrn Jesus verbunden sind. Es ist eine Berufung vom Himmel her, das ist ihr Ursprung, von dort kommt die Berufung, und es ist eine Berufung zu himmlischer Herrlichkeit, das ist das Ziel der Berufung, dahin geht es (vgl. Phil 3:14; 2Tim 1:9).

Für die Erde bedeutet das: irdische Segnungen verlieren und dazu Verwerfung, Leiden und Schande erfahren. Das zeigt der Brief von Anfang bis Ende. Aber das ist keine Verschlechterung. Du und alle, die den Herrn Jesus betrachten, bekommen dafür etwas Besseres. Es ist so wie mit den vielen Gläubigen im Alten Testament, die wussten, dass sie zu Lebzeiten das Friedensreich nicht miterleben würden, die aber darüber nicht traurig waren. Sie hatten nämlich gelernt, nach einem besseren, das ist himmlischen Vaterland Ausschau zu halten.

Um das jedoch durchzuhalten, musst du deine ganze Aufmerksamkeit auf Jesus richten. Dieser Name öffnet eine Welt von Verwerfung einerseits und von Herrlichkeit andererseits. Immer wenn in der Bibel der Name Jesus ohne die Zufügung Herr oder Christus vorkommt, richtet Gott unsere Gedanken auf zwei Gesichtspunkte. Einerseits auf Ihn, wie Er einmal als der niedrige Mensch auf der Erde war und von Menschen verworfen wurde. Andererseits zeigt Gott uns, dass Er gerade diesen Menschen bei sich im Himmel verherrlicht hat und dass sich gerade in diesem Namen einmal jedes Knie beugen wird (Phil 2:10).

Von Ihm legst du bereits jetzt Zeugnis ab, weil du jetzt schon deine Knie vor Ihm gebeugt hast. Du bekennst Ihn vor den Menschen in deiner Umgebung. Aber was du in der Welt bekennst, musstest du zuerst im Heiligtum betrachten. Daher der Aufruf: „Betrachtet Jesus.“ Du siehst Ihn als den, der als Apostel von Gott zu seinem Volk gekommen ist, um ihnen Gottes Gedanken mitzuteilen. Du siehst Ihn auch als den, der für sein Volk zu Gott gegangen ist, um sie vor Gott zu vertreten. Als Apostel ist Er der wahre Mose, und als Hoherpriester ist Er der wahre Aaron.

Heb 3:2. Nach der Beschreibung seiner Ämter betont der Schreiber die Treue des Herrn Jesus. Wie wichtig ist doch Treue! Was bedeutet es schon, wenn jemand das höchste und einflussreichste Amt bekleidet, aber es nicht treu ausführt? Der Herr Jesus ist treu. Er ist Gott treu, der Ihn zum Apostel und Hohenpriester „in seinem Haus“ bestellt hat. Bei „seinem Haus“ kannst du an die Stiftshütte denken oder vielleicht auch an „das Haus Israel“, womit dann das Volk Gottes gemeint ist (Heb 8:8).

Heb 3:3-4. Gott konnte von Mose bezeugen, dass er in Gottes Haus treu war (4Mo 12:7). Wenn es um Treue geht, gab es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Mose und Christus, doch Christus übertrifft Mose bei weitem, so wie Er auch weit erhaben über die Engel ist, wie wir in den vorangegangenen Kapiteln gesehen haben. Denn nicht Mose war der Erbauer des Hauses, weder der Stiftshütte noch des Volkes Israel. Nicht Mose stand über dem Haus, er war ein Teil davon, während Christus der Erbauer des Hauses ist. Die Herrlichkeit des Erbauers kommt im Haus zum Ausdruck.

Der Schreiber hat einen einfachen Gedankengang. Wenn du ein Haus siehst, weißt du, dass ein Bauherr da sein muss. Der Bauherr ist Gott der Sohn. Er ist der Erbauer des Weltalls, der Stiftshütte, Israels und der Gemeinde. Als Bauherr ist Er der Ursprung all seiner Bauwerke. Er hat sie ausgedacht und ausgeführt (Heb 1:2; Joh 1:3; Kol 1:16) und wohnt darin. Christus ist über alles erhaben. Mose stand nur mit dem Haus Israel in Verbindung, aber der Herr Jesus steht mit allem in Verbindung, da gibt es keinerlei Beschränkung.

Heb 3:5. In diesem Vers weist der Schreiber wieder auf die Treue Moses in dem ganzen Haus Gottes hin. Gott hatte dieses Haus entworfen, und Mose hatte Gottes Entwurf ausgeführt (Heb 8:5; 2Mo 25:9; 40). Er war Gottes Diener in dessen Haus und dadurch Teil des Hauses. Sein Dienst bestand darin, dem Volk weiterzusagen, was Gott im Zelt zu ihm redete (2Mo 25:21; 22).

Heb 3:6. Und wieder wird zwischen Christus und Mose verglichen. In Heb 3:2 zeigte der Vergleich, dass es, was die Treue betraf, Übereinstimmung zwischen Christus und Mose gab. Aber wenn es um das Haus Gottes geht, zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Christus und Mose. Mose war Diener, wenn auch ein geehrter Diener, in dem Haus, aber Christus ist Sohn über das Haus, das dazu noch sein Haus ist.

Und dann erklärt der Schreiber beinahe unerwartet die Bedeutung des Hauses des Sohnes. Bis hierher hast du beim Haus Gottes immer an die Stiftshütte gedacht. Und das zu Recht. Aber jetzt wird deutlich, dass mit dem Haus noch etwas anderes gemeint ist. Du liest nämlich: „… dessen Haus wir sind.“ Das heißt, dass die Gläubigen das Haus des Sohnes sind.

Das ist an sich kein neuer Gedanke. Paulus hat in seiner Bildersprache über die Gemeinde schon früher das Bild des Hauses gebraucht, um damit bestimmte Aspekte der Gemeinde Gottes aufzuzeigen (1Kor 3:16; Eph 2:21; 1Tim 3:15); so auch Petrus (1Pet 2:5). Das Haus als Bild von der Gemeinde legt den Nachdruck darauf, dass Gott in der Gemeinde wohnt und dass die Ordnung, die in dem Haus besteht, seine Ordnung ist.

Im Brief an die Hebräer wird das Volk Gottes nicht so sehr als die Gemeinde gesehen, sondern als eine Gemeinschaft von Fremden, die auf dem Weg zum verheißenen Segen sind. Zugleich wird diese Gemeinschaft als ein Volk von Priestern gesehen. Mit Letzerem hat das Haus Gottes zu tun. Das Haus Gottes ist ein Haus, in dem Priesterdienst stattfindet. Dort übt Christus seinen Priesterdienst aus und die Gläubigen als seine Nachahmer ebenfalls. Im Alten Testament siehst du, dass Aaron an der Spitze der priesterlichen Familie stand, an der Spitze des Dienstes, der im Haus Gottes, der Stiftshütte, ausgeübt wurde. Heute sind die Gläubigen die priesterliche Familie (1Pet 2:5), und an der Spitze steht der wahre Aaron, der Herr Jesus, als Sohn über sein Haus.

Durch das Wörtchen „wenn“, das nun folgt, sieht es so aus, als ob das Vorhergehende nicht sicher wäre. Wie verhält sich das nun? Einerseits weißt du sicher, dass du als Gläubiger zu dem Haus des Sohnes gehörst. Andererseits scheint es, als ob durch das Wörtchen „wenn“ eine Bedingung daran geknüpft würde. Du bist Glied der Gemeinde, aber du musst doch bis zum Ende standhaft festhalten. Sonst fällst du ab. Steht es nicht so da? Ist das wirklich die Bedeutung?

Das ist wirklich nicht die Bedeutung. Wer einmal durch die Bekehrung und den Glauben ein Kind Gottes ist, ist es das für ewig. Lies die Worte des Herrn Jesus in Johannes 10 und stütze dich darauf (Joh 10:28-29). Das ist ein Wort des Herrn Jesus und also über jeden Zweifel erhaben. Es gibt keinen Abfall der Heiligen. Wer abfällt, beweist, dass er niemals ein Kind Gottes war. Das Wörtchen „wenn“ hat mit der Verantwortung zu tun, die jeder Bekenner hat. Du bist auch ein Bekenner, denn du bekennst den Herrn Jesus als deinen Herrn. Dasselbe gilt für mich.

Im Lauf der Zeit wird deutlich, ob jemand wirklich oder nur dem Namen nach ein Kind Gottes ist. Der Scheinchrist gibt früher oder später auf, der wahre Gläubige hält bis zum Ende standhaft fest. Damit wird kein Zweifel gesät, sondern jeder wird persönlich auf sein Bekenntnis angesprochen. Du hast den Auftrag, die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung festzuhalten. Wenn du nicht festhältst, geht es dir wie vielen Israeliten in der Wüste, die durch Unglauben nie das verheißene Land erreichten. Das wird in den folgenden Versen dargelegt.

Doch wenn dein Bekenntnis echt ist, wirst du festhalten, denn dann erbittest du dir von Gott die Kraft dazu. Du hältst dann an der Freimütigkeit fest, um von jemandem zu zeugen, den du nur durch Glauben sehen kannst. Du hältst auch den Ruhm der Hoffnung auf eine Zukunft fest, wenn Er zu sehen sein wird – in Macht und Majestät. Wenn du die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung festhältst, wirst du jeder Versuchung widerstehen, zu deinem früheren Leben zurückzukehren.

Lies noch einmal Hebräer 3,1–6.

Frage oder Aufgabe: Wie wird der Herr Jesus in diesem Abschnitt vorgestellt und warum?

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