Hebrews 6:16

Gottes Verheißung steht fest

Heb 6:9. Im vorigen Abschnitt hat der Schreiber auf eindringliche und ernste Weise darauf hingewiesen, wie schrecklich es ist, äußerlich zu den Christen zu gehören, aber innerlich nicht wiedergeboren zu sein. Wenn du das so gelesen hast, wirst du an dir selbst zweifeln, ob es wohl alles echt ist. Es kann dir so gehen wie denen, an die der Brief ursprünglich gerichtet war. Sie hatten es ja so schwer, es gab viel Widerstand, und der verheißene Segen schien so weit weg. Aber nun hörst du auf einmal, dass der Schreiber davon überzeugt ist, dass er es im Hinblick auf die Leser seines Briefes mit echten Gläubigen zu tun hat. Dass er doch so ernst und eindringlich geschrieben hatte, war wegen der Gefahr, unter dem Druck von außen abzufallen. Mit seiner Warnung hatte er den Einzelnen im Blick, der in der Gefahr stand, abzufallen. Doch drückte er seine Warnung allgemein aus, damit jeder sich angesprochen fühlen sollte. Auch dir muss bewusst sein, dass du nicht aus eigener Kraft standhaft bleiben kannst.

Nach der Warnung spricht er nun über die Früchte des neuen Lebens, die im Leben dieser jüdischen Christen zu sehen sind. Seine Überzeugung, dass ihr Glaube echt ist, hatte er nicht aufgrund von großen Glaubenstaten gewonnen, die sie verrichtet hätten, sondern weil sie ihren Mitgläubigen in Einfachheit gedient hatten. Das werden andere auch bei dir bemerken. Er nennt sie „Geliebte“, um sie seine Liebe zu ihnen empfinden zu lassen. Wenn er auch auf ernste Weise über das Los der Abgefallenen reden muss, so ist er, was sie betrifft, davon überzeugt, dass sie mit „besseren“ Dingen verbunden sind. Das „Bessere“ ist alles, was mit der himmlischen Stellung zu tun hat, die der Messias jetzt einnimmt. Ebenso ist er, was sie betrifft, davon überzeugt, dass sie die „Errettung“, das ist das Endziel der Reise, die der Christ auf der Erde macht, erreichen würden. So richtet er ihren Blick auf die Befreiung aus den irdischen Umständen, wenn sie dann an der Seite des Messias im Himmel am Friedensreich teilhaben.

Heb 6:10. Vielleicht waren die Hebräer bange, Gott könnte vergessen haben, was sie für seinen Namen, das heißt zu seiner Ehre getan hatten. Sie sahen ja so wenig von seiner Anerkennung. Zu ihrem jüdischen Denken passte der Gedanke, dass Treue gegenüber Gott und das Einstehen für die Ehre seines Namens von Ihm belohnt werden. Doch anstelle der Ruhe und des Gedeihens, das sie möglicherweise erwarteten, wurde das Leben nur immer schwerer. Der Schreiber versichert ihnen, dass Gott nicht ungerecht ist. Er belohnt, was für seinen Namen geschehen ist, auch wenn die Belohnung noch ein Weilchen auf sich warten lassen kann. Sie hatten den Seinen gedient, und das taten sie noch, und darin hatten sie Ihm gedient und dienten sie Ihm noch. Gott ist nicht ungerecht, das zu vergessen (Mt 25:40).

Heb 6:11. Nun kam es darauf an, darin mit demselben Eifer auszuharren, den sie zu Beginn an den Tag gelegt hatten. Sie waren im Hören bereits träge geworden (Heb 5:11). Die Gefahr bestand durchaus, dass sie das auch in ihren Werken werden würden. Der Ansporn zum Ausharren richtet sich an jeden persönlich: „… jeder von euch“. Es ist schön, gut zu beginnen, aber es muss „bis ans Ende“ ausgeharrt werden. Wieder wird der Blick auf die Zeit gerichtet, wo die Hoffnung in Erfüllung gehen wird. Das Ende ist die Erscheinung Christi zur Errichtung seines Friedensreiches, wenn Er, der wahre Melchisedek, als König-Priester regieren und sein Volk segnen wird.

Heb 6:12. Darum also sollten sie, sollen wir nicht träge werden. „Träge“ werden wir dann, wenn die irdischen Dinge den Platz der himmlischen Dinge einzunehmen beginnen, die einst das Herz erfüllten. Das geistliche Wachstum wird vor allem durch das Zurückkehren zu einer greifbaren Religion enorm gehemmt.

Um sie anzuregen, auf dem Weg, den sie eingeschlagen hatten, fortzufahren, weist der Schreiber sie darauf hin, doch Nachahmer derer zu werden, die in derselben Stellung waren wie sie. Kannten sie nicht das Alte Testament? Nun, darin stehen Beispiele genug von solchen Gläubigen, die durch Glauben und Ausharren die Verheißung geerbt haben. Gott hatte ihnen etwas verheißen, und sie vertrauten Gott, dass Er geben würde, was Er verheißen hatte. Und obwohl Zeit verging, verließen sie sich weiter geduldig darauf. Sie hatten diese Verheißung als ein Erbe empfangen und hielten daran fest, dass Gott sie sicher erfüllen würde, selbst über den Tod hinaus.

Heb 6:13. Das große Beispiel für jemand, dem Gott etwas verheißen hat und der von Gott in seinem Glauben gestärkt wurde, ist Abraham. Die jüdischen Christen befanden sich in derselben Lage wie er. Auch Abraham musste sich auf die Verheißungen stützen, ohne das Verheißene zu besitzen. Gott hatte seine Verheißung sogar mit einem Eid bestätigt, um Abraham völlige Sicherheit zu geben. Das zeigt, dass Gott wohl weiß, wie schwierig es für die Seinen ist, geduldig weiter auf die Erfüllung der Verheißungen zu vertrauen. Um der Sicherheit des Eides noch besonderen Nachdruck zu verleihen, weist der Schreiber darauf hin, dass Gott bei sich selbst schwor. Eine höhere Instanz gibt es nicht. Die allerhöchste Autorität verbürgt sich für die Erfüllung der Verheißung.

Heb 6:14-15. Du siehst, dass jeder Zweifel ausgeschlossen wird. Gott hatte Abraham bereits lange zuvor einen Sohn verheißen. Damals hatte Abraham Gott geglaubt (1Mo 15:1-6). Dieser Glaube an Gott hielt ihn aufrecht, als Gott von ihm verlangte, seinen einzigen Sohn zu opfern (Heb 11:17; 18). Deshalb gab Gott Abraham eine neue Verheißung, und zwar die eines reichen Segens und einer zahlreichen Nachkommenschaft (1Mo 22:16; 17). Diese Verheißung unterstützte Gott mit dem kräftigsten Eid. Abraham erlebte deren Erfüllung nicht, aber die Verheißung und der Eid reichten für ihn aus, um im Glauben weiterzuleben und zu sterben, in der Sicherheit, dass die Erfüllung kommt.

Heb 6:16. Gott setzt alles daran, sein Volk davon zu überzeugen, dass Er wirklich tun wird, was Er gesagt hat. Indem Er einen Eid ablegt, passt Er sich dem an, was unter Menschen üblich ist. Bei Menschen ist der Eid das Ende allen Widerspruchs (vgl. 2Mo 22:10). Aus allem erkennst du, wie sehr Er seinem Volk entgegenkommt.

Heb 6:17. Du siehst, dass Er sie noch einmal nachdrücklich „Erben der Verheißung“ nennt. Als ob es nicht genug wäre, dass Er als der allmächtige Gott etwas verheißen hat, bestätigt Er seine Verheißung mit einem Eid. Eine Verheißung ist eine Absichtserklärung. Ein Eid richtet die Aufmerksamkeit auf die Person, die sich öffentlich und ernstlich hinter die Absicht stellt. Weil Er weiß, wie schwierig es für die Seinen ist, länger geduldig auf die Erfüllung zu warten, setzt Er alles daran, um überreichlicher zu beweisen, dass sein Ratschluss unveränderlich ist.

Heb 6:18. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, weist der Schreiber darauf hin, dass Gott nicht lügen kann (4Mo 23:19; 1Sam 15:29; Spr 19:21; Tit 1:2). Gott schwört keinen Meineid. So verbürgen sich Verheißung und Eid als zwei unveränderliche Dinge für die Erfüllung des Ratschlusses Gottes. Von diesem Wissen und dieser Sicherheit geht ein starker Trost aus.

Die Leser des Hebräerbriefes standen in der Gefahr, den Mut zu verlieren und aufzugeben. In dieser Lage ist Trost nötig (1Thes 5:14). Dann ist es notwendig, dass der Blick auf den himmlischen Herrn gerichtet wird und auf die Sicherheit, dass alles, was mit Ihm verbunden ist, in Erfüllung gehen wird (vgl. 1Thes 4:18). Die jüdischen Christen hatten ihre Zuflucht zum Herrn Jesus genommen, sie hatten sich taufen lassen und die Sünde des Volkes in der Verwerfung ihres Messias verurteilt. Damit hatten sie die Hoffnung, die vor ihnen lag, ergriffen, und nun sehnten sie sich nach dem Kommen des König-Priesters, damit Er sein Friedensreich aufrichte. Er ist die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit (Kol 1:27).

Heb 6:19-20. Diese Hoffnung ist wie ein Anker, durch den das Schiff inmitten der Unruhe doch fest in seiner Position liegen bleibt. Der Anker liegt hinter dem Vorhang, im Himmel. Hier findet der schwächste Gläubige die stärkste Versicherung, ohne dass er auf der Erde etwas von der Erfüllung der Verheißungen sieht. Im Himmel siehst du den Herrn Jesus, der als Vorläufer dort schon hineingegangen ist, vor allen, die Ihm dorthin noch folgen werden. Dorthin, wo Er als der Hohepriester hineingegangen ist, dürfen wir Ihm nun schon im Geist, aber bald auch buchstäblich folgen. Für den jüdischen Christen war der „Vorläufer“ ein völlig neuer Gedanke. Im Alten Testament ging der Hohepriester nicht als Vorläufer in das Heiligtum hinein, sondern als Vertreter. Er ging zu dem Ort hinein, wohin niemand ihm folgen konnte. Aber Christus ist in das Heiligtum hineingegangen, und die Seinen folgen Ihm hinein.

Es ist ermutigend, bei dem Anker innerhalb des Vorhangs an die Verbindung zu denken, die zwischen dir auf der Erde und dem Herrn Jesus im Himmel besteht. Ein Beispiel, das ich einmal las, gibt das sehr gut wieder. Wenn ein großes Schiff in einen kleinen Hafen hineinfahren muss, wird der Anker des großen Schiffes durch ein kleines Boot in den Hafen gebracht. Im Hafen wird der Anker ausgeworfen, wobei das Schiff sich durch das Seil an dem Anker in den Hafen zieht.

Die Sicherheit, dass wir in den Himmel kommen werden, liegt in der Tatsache, dass der Vorläufer bereits dort ist. Das wird in der letzten Zeile noch einmal bestätigt, indem noch einmal Psalm 110 angeführt wird (Ps 110:4; Heb 5:6). Dadurch bleibt die Aufmerksamkeit des jüdischen Christen unvermindert auf den Herrn Jesus im Himmel und auf die Zukunft gerichtet, denn Er ist bis in Ewigkeit mit dem himmlischen Heiligtum verbunden. Indem er so beständig auf Ihn sieht, wird er vom Judentum befreit und in dem himmlischen Charakter des Christentums, das er angenommen hat, gestärkt werden.

Lies noch einmal Hebräer 6,9–20.

Frage oder Aufgabe: Schreibe alle Sicherheiten auf, die in diesem Abschnitt stehen, dass Gott seine Verheißungen einlöst, und danke Ihm regelmäßig dafür.

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