Hebrews 7:22

Ein solcher Hoherpriester geziemte uns

Heb 7:20-21. Der Schreiber ist noch nicht fertig damit, den Unterschied zwischen dem Priestertum Melchisedeks und dem Aarons deutlich zu machen. Er benutzt alle Unterschiede, um seine Leser zu überzeugen, um wie viel vortrefflicher das Priestertum Melchisedeks als das Aarons ist. Ein weiterer Unterschied ist, dass Gott bei der Einsetzung des levitischen Priestertums keinen Eid ablegte, während Er das bei der von Melchisedek (das heißt: von Christus) wohl tat. Wieder führt der Schreiber dazu Psalm 110 an (Ps 110:4; Heb 5:6; Heb 6:20; Heb 7:17).

Indem Gott einen Eid ablegt, erklärt Er, dass sein Plan, dass Christus Hoherpriester wird, absolut sicher ist. Der Eid ist eine zusätzliche Sicherheit, dass Er in Ewigkeit sein Vorhaben nicht widerrufen wird, denn dann würde Er Schande über den bringen, bei dem Er geschworen hat – das ist Er selbst. Auch hat menschliche Schwachheit oder Sünde keinen Einfluss auf dieses Priestertum. Es kann auch niemals beiseitegesetzt werden. Ganz anders war es bei dem levitischen Priestertum. Das war nicht mit einem Eid verbunden. Dieses Priestertum war nämlich nicht dazu bestimmt, niemals zu enden, sondern es sollte lediglich für eine bestimmte Zeit funktionieren.

Heb 7:22. Weil das Priestertum Melchisedeks mit dem Ablegen eines Eides bekräftigt wurde, ist es also besser als das Aarons. Diese Tatsache bringt den Schreiber dann dazu, über „einen besseren Bund“ zu sprechen, das heißt, dieser Bund ist besser als der Bund vom Sinai. Er ist um genau so viel besser, wie das Priestertum mit Eidschwur besser ist als das Priestertum ohne Eidschwur. Bei einem Bund verpflichten sich zwei Parteien. Beim Sinai verpflichtete das Volk sich, das Gesetz zu halten, und Gott verpflichtete sich, sie zu segnen, wenn sie das Gesetz halten würden. Aber es wurde deutlich, dass der Mensch unter dem alten Bund, unter dem Gesetz, versagte, wie auch das Priestertum ohne Eidschwur den Anforderungen nicht entsprach.

Bei dem besseren Bund ist jedoch Jesus Bürge geworden, und damit ist der Segen sicher. Er hat das Gesetz erfüllt und damit allen Verpflichtungen genügt. Aber nicht nur das. Er hat auch alle Schuld weggenommen, die auf dem Volk lag, indem Er sie auf sich nahm und bezahlte. Er ist als Bürge für die Partei, die versagt hat, den Verpflichtungen nachgekommen. Er hat nicht in einer Anwandlung Bürgschaft geleistet, ohne die Konsequenzen zu überblicken (Spr 6:1-5). Er wusste, was Er tat, und Er wusste auch, dass Er in der Lage war, die Kosten aufzubringen.

Heb 7:23. Der Schreiber nennt noch einen weiteren Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Priestertum. Das alte Priestertum musste immer wieder auf einen anderen übergehen, weil der diensttuende Priester einmal starb. Kein Israelit konnte deshalb seine Hoffnung für ewig auf einen Hohenpriester setzen. Die Nachfolge des Hohenpriesters wurde daher auch im Gesetz geregelt. Als Aaron starb, folgte ihm Eleasar (4Mo 20:25-28). Ein Hoherpriester unter dem alten Bund lebte nicht ewig. Wenn ein Glied des Volkes ihn nötig hatte und ihm alles berichtet hatte, konnte es einige Tage später so sein, dass er seine ganze Geschichte einem anderen Hohenpriester erzählen musste, weil der vorige gestorben war.

Heb 7:24. So etwas kann dir nicht geschehen. Der Herr Jesus hat ein völlig anderes Priestertum. Das wird nicht auf andere übertragen, denn es ist ewig. Das hat mit der Herrlichkeit seiner Person zu tun. Eine seiner Herrlichkeiten ist, dass Er in Ewigkeit bleibt. Er weiß auch, was der Tod ist, denn Er ist einmal gestorben. Er ist jedoch auch wieder lebendig geworden. Weil Er im Tod war und nun lebendig ist bis in Ewigkeit (Off 1:18), kann sein Priestertum niemals mehr durch den Tod aufgehoben werden.

Sein Priestertum steht auf eine herrliche Weise mit dem Leben, seinem Leben, in Verbindung. In Heb 7:8 hast du gelesen, dass Er lebt, und in Heb 7:16, dass Er Priester ist nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens. Darum übt Er ein nicht übertragbares Priestertum aus. Sein Priestertum wird niemals auf einen anderen übergehen, weil Er es nicht mehr ausüben könnte. Was für eine Sicherheit hast du doch in Ihm!

Heb 7:25. Die Folgen eines solchen Priestertums werden in den Heb 7:25; 26 auf eine Weise vorgestellt, dass sie eine große Ermutigung für dich bedeuten. Der Herr Jesus ist ein Hoherpriester, der fortwährend für dich lebt. Er ist imstande, dich vollkommen und bis zum Ende deiner Reise durch die Wüste zu erretten. Er kann dir überall hindurchhelfen. Er kann dich aus allen erdenklichen Versuchungen erretten und dich schließlich in die endgültige, ewige Errettung bringen: in die ewige Sabbatruhe. Dazu verfügt Er über die notwendige Kraft. Die Errettung Christi ist eine vollkommene Errettung, was deine Not oder die Not irgendeines der Seinen auch sein mag. Er wird dich nicht eine Wegstrecke durch die Wüste tragen, um dich in einem bestimmten Augenblick fallen zu lassen oder der Fürsorge eines anderen zu übergeben. Er wird dich den ganzen Weg tragen. Er errettet wirklich vollständig.

Durch Ihn darfst du Gott nahen. Gott sieht jeden seiner Söhne in Verbindung mit seinem Sohn, der im Himmel lebt. Dieses Leben ist nicht passiv, ein Leben in Ruhe nach dem Sieg über Sünde und Tod. Er ist nicht im Himmel, um sich auszuruhen, sondern um sich für dich „zu verwenden“. Das ist aktiv, darin besteht sein Leben, damit ist Er fortwährend beschäftigt. Solange es auf der Erde Gläubige gibt, lebt Er für sie. Immer, ununterbrochen steht Er für sie zur Verfügung. Er verwendet sich für dich als schwachen Gläubigen auf der Erde bei dem starken und heiligen Gott im Himmel. Er betet zu Gott (vgl. Röm 8:26; 27; 34) für dich im Blick auf das, was du auf der Erde erlebst. Er bittet Gott, dich davor zu bewahren, von dem lebendigen Gott abzufallen. Er weiß genau, was du durchmachst, denn Er kennt das aus Erfahrung. Er sorgt dafür, dass du nicht aufgibst.

Wenn Christus dich so vor Gott vertritt, sollte Gott Ihn dann abweisen? Ganz sicher nicht! Darum ist es für dich so unglaublich wichtig, in dem Bewusstsein zu Gott zu gehen, dass Er dich mit Christus verbunden sieht. Du kannst ohne dieses Bewusstsein nicht zu Gott kommen. Er kann dich nicht in seiner Gegenwart empfangen, wenn du mit dem Gedanken kommst, dass Er dich doch entweder ganz großartig oder ganz jämmerlich finden muss. Es wird dir gerade die größte Sicherheit und Freimütigkeit geben, in die Gegenwart Gottes zu kommen, wenn du daran denkst, dass du dort zusammen mit Christus bist. Gott kann dich annehmen, weil Er Christus sieht, und Er hört dir zu, weil Er Christus hört.

Heb 7:26. Christus ist genau der Hohepriester, der uns geziemt. Was Er für Gott ist, sind auch wir, das heißt, dass Er uns vor Gott vertritt. Er ist „solch“ ein Hoherpriester, der weit erhaben ist über den Hohepriester des alten Bundes. Er ist ein Hoherpriester in Übereinstimmung mit der Herrlichkeit und der Reinheit des Himmels, dem Wohnort Gottes, wo wir nun hinzutreten dürfen. Sein erhabenes Hohepriestertum entspricht unserer hohen Stellung als Söhne Gottes.

Uns geziemt ein „heiliger“ Hoherpriester, nicht weil wir unheilig wären, sondern weil auch wir heilig sind. Er ist „unschuldig“, das heißt ohne Böses, unverdorben, ohne Betrug, und wir sind das vor Gott durch Ihn ebenfalls. Christus ist völlig abgesondert von der Sünde, hat keine Sünde (1Joh 3:5), kannte keine Sünde (2Kor 5:21), hat keine Sünde getan (1Pet 2:22). Das geziemt unserer vollkommenen Stellung vor Gott, so wie wir in diesem Brief gesehen werden.

„Unbefleckt" bedeutet makellos, nicht besudelt – das Gegenteil geschieht durch Berührung mit der Sünde. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass wir mit Ihm verbunden sind, werden wir danach trachten, jeden Kontakt mit der Sünde zu meiden. Auf der Erde war Er immer „abgesondert von den Sündern“, auch wenn Er sie aufnahm und mit ihnen aß (Lk 15:2). Seine Aufgeschlossenheit Sündern gegenüber führte nie dazu, dass Er sich mit ihnen einsmachte. Das tat Er nur in den Stunden der Finsternis auf dem Kreuz für die, die anerkennen, dass sie Sünder sind. Jetzt ist Er auch buchstäblich von den Sündern abgesondert. Unsere Verbindung mit Ihm bewirkt, dass wir von den Sündern in unserer Umgebung moralisch abgesondert bleiben, das bedeutet, dass wir uns ihnen nicht anschließen. Schließlich steht hier, in Heb 7:26, dass Er „höher als die Himmel geworden“ ist. Darin siehst du, dass Er über alles Erschaffene erhaben ist. Das ist dein Platz in Verbindung mit Ihm.

Heb 7:27. Der Unterschied zwischen den früheren Hohenpriestern und Christus ist groß. Sie waren unvollkommen und sündig und mussten darum für sich selbst Sündopfer darbringen. Auch die Opfer waren unvollkommen. Sie konnten keine Sünden wegnehmen und mussten ständig wiederholt werden. Christus dagegen ist ohne Sünde. Er ist ein Priester, der sich selbst als vollkommenes Opfer darbrachte, und das ein für alle Mal, so dass dieses Opfer also nicht wiederholt zu werden braucht. Der Wert seines Opfers währt ewig und genügt für das ganze Volk Gottes.

Heb 7:28. Der letzte Vers fasst zusammen: Das Gesetz regelt ein Hohepriestertum, das für Menschen ausgeübt wird, die versagen, und mithin den Anforderungen nicht genügt. Dem Gesetz gegenüber steht ein Hohepriestertum, das auf das Wort eines Eidschwurs gegründet ist. Und wer ist der Hohepriester? Einer, der „Sohn“ ist. Das ist ein neuer Name in Verbindung mit dem neuen Hohenpriester; dieser Name wurde bisher noch nicht verwendet. Dabei denkst du an sein Verhältnis zu Gott als Vater. Der Sohn war Er ewig, Priester ist Er geworden. Dass Er als Sohn Priester ist, gibt seinem Priestertum einen besonderen Glanz. Es kann nicht anders sein, als dass dieses Priestertum bis in Ewigkeit vollkommen ist, weil der Sohn bis in Ewigkeit vollkommen ist. Wer wollte ein solches Priestertum gegen ein menschliches Priestersystem auswechseln?

Lies noch einmal Hebräer 7,20–28.

Frage oder Aufgabe: Woraus wird deutlich, dass der Herr Jesus als Hoherpriester vortrefflicher ist als die Hohenpriester unter dem Gesetz?

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