Hebrews 9:15

Christus, Hoherpriester und Mittler

Heb 9:11. Das Wort „aber“ zu Beginn dieses Verses zeigt den Gegensatz zu dem Vorhergehenden. Das erste Wort, „Christus“, stellt die Person vor, durch die der ganze irdische Gottesdienst, der in den Versen vorher beschrieben wurde, sein Existenzrecht verloren hat. Der irdische Gottesdienst hat das Gewissen keines Menschen vollkommen gemacht (Heb 9:9) und nichts zur Vollendung gebracht (Heb 7:19). Der Einzige, der das tun kann und tun wird, ist Christus. Er ist als Hoherpriester gekommen, um sein Volk in die Ruhe des verheißenen Friedensreiches einzuführen. In diesem Reich des Friedens – das ist der zukünftige Erdkreis – wird Er regieren und sein Volk mit „Gütern“ segnen. Diese zukünftigen Güter bezeichnen alles, woran der Messias sich während seiner Regierung erfreuen wird. Bei „Gütern“ darfst du also nicht so sehr an bestimmte greifbare Dinge denken, sondern an gute Dinge. Das Wort „Güter“ ist hier nämlich die Mehrzahl des Wortes „Gut“. Du erkennst diese guten Dinge in dem Brot und dem Wein, mit dem Melchisedek Abraham entgegenkam (1Mo 14:18).

Die guten Dinge, die für Israel noch kommen werden, haben wir jetzt schon erhalten: die ewige Errettung, die Erlösung, das Erbe, den Bund, ein vollkommenes Gewissen, freien Zugang zum himmlischen Heiligtum, Gemeinschaft mit Gott. Für die gläubigen Hebräer und für dich ist Christus schon als Hoherpriester gekommen. Für uns ist sein Dienst nicht mit einem irdischen Heiligtum verbunden, das durch Schwachheit und Unvollkommenheit gekennzeichnet ist, sondern mit dem himmlischen Heiligtum. Das himmlische Heiligtum ist größer und vollkommener als das irdische. Das himmlische Heiligtum und der Dienst, den Er dort verrichtet, sind nicht das Ergebnis von Menschenwerk. Es ist nicht in irgendeiner Weise mit der ersten Schöpfung verbunden. Darum gibt es garantiert keine Form von Verderben, die das Heiligtum und den Dienst, der dort geschieht, irgendwie antasten könnte, und damit ist der Segen gesichert. Mit diesem Segen kommt Christus als der wahre Melchisedek bald aus dem himmlischen Heiligtum heraus zu seinem irdischen Volk Israel auf der Erde.

Heb 9:12. Der Schreiber gebraucht wieder die kraftvollste Sprache, um nicht den geringsten Zweifel an Christus und seinem Werk aufkommen zu lassen. Die Garantie für den Segen liegt in dem „eigenen Blut“ Christi, mit dem Er ins Heiligtum eingegangen ist. Auch das steht wieder im Gegensatz zu dem irdischen Gottesdienst mit seinen Tieropfern, deren Blut keine Sünden wegnehmen konnten (Heb 10:4). Wie könnte übrigens das Blut von Tieren jemals Sünden von Menschen wegnehmen? Christus ist in das Heiligtum eingegangen, um für immer dort zu bleiben. Sein ein für alle Mal vergossenes Blut behält für ewig seinen Wert und seine Kraft. Das Werk ist vollendet, und seine Bedeutung kann sich niemals ändern. Weil Er für immer dort bleibt, ist der Zugang ein für alle Mal geöffnet, und wir haben immer Zugang zu Gott im Licht. Wir können eingehen, weil Christus eingegangen ist, und wir können eingehen, weil wir ein vollkommenes Gewissen haben.

Christus hat eine ewige Erlösung erfunden. Diese Erlösung gilt für die Gläubigen aller Zeiten, aber auch der ganze Kosmos wird daran teilhaben. Es geht um die Rechte, die Er als der Sohn des Menschen, der einmal über den zukünftigen Erdkreis herrschen wird, erworben hat. Durch seinen Opfertod hat Er die Grundlage für die Erlösung aller Gläubigen und aller Dinge gelegt (Kol 1:19-22). Das Blut, auf das sich die Erlösung gründet, ist jetzt im Heiligtum.

Das Blut hat Ewigkeitswert, darum ist die Erlösung auch eine ewige Erlösung. Erlösung geht weiter als Vergebung. Vergebung bezieht sich auf unsere Sünden und bedeutet, dass Gott uns die Sünden nicht mehr zurechnet, weil der Herr Jesus sie weggetan hat. Erlösung hat es mit uns selbst zu tun. Sie nimmt uns weg aus unserem früheren Zustand und bringt uns in eine ganz neue Stellung, verbunden mit Christus.

Heb 9:13. Der Schreiber will den Gegensatz zwischen den Reinigungsritualen im Alten Testament und der Reinigung durch Christus mit noch mehr Nachdruck zur Sprache bringen. Das Blut von Böcken und Stieren steht mit dem großen Versöhnungstag in Verbindung (3Mo 16:3; 14; 15). Das Reinigungswasser, in dem sich die Asche der roten jungen Kuh befand (4Mo 19:9), wurde buchstäblich auf den Leib einer Person gesprengt, die durch eine Versündigung unrein geworden war. Durch die Besprengung mit den vorgeschriebenen Mitteln wurde diese Person wieder rein. Doch die Reinheit betraf nur ihren Leib: Sie konnte sich wieder unter das Volk Gottes begeben. Mit ihrem Inneren hatte die Besprengung nichts zu tun. Auch mussten diese Mittel erneut angewandt werden, wenn die Person wieder sündigte. Die Reinigung war zeitlich begrenzt.

Heb 9:14. Das Blut Christi und seine Wirkung sowie das Ergebnis sind völlig anders. Das, was Christus getan hat, und der Wert seines Blutes sind so hoch erhaben über die irdischen Reinigungsrituale, wie der Himmel höher ist als die Erde. So war der Heilige Geist bei jeder Facette des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz zugegen sowie auch während seines ganzen Lebens, das dem vorausging. Der Herr Jesus wurde durch den Heiligen Geist gezeugt (Lk 1:35), Er wurde mit Ihm gesalbt (Apg 10:38), Er wurde durch Ihn geführt (Lk 4:1), und Er handelte durch Ihn (Apg 10:38). Hier lesen wir, dass Er sich selbst durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert hat.

Der Wert des Blutes Christi ist so groß, weil es das Blut Christi ist, der sich selbst Gott geopfert hat, und zwar durch den Heiligen Geist. Er wird hier als Mensch gesehen, der einem heiligen und gerechten Gott in der Kraft des Heiligen Geistes das Opfer bringt, und zwar für all die Menschen, die an Ihn glauben würden. Christus war ein Opfernder, der Gott ein fleckenloses Opfer darbringen konnte, weil Er vollkommen rein, gerecht und ohne Sünde war. Er war sowohl der Opfernde als auch das Opfer, dessen Blut in das Heiligtum gebracht wurde, und darum geht es hier.

Das Ergebnis ist, dass das Gewissen des Gläubigen von toten Werken gereinigt ist. Dadurch ist er nun in der Lage, Gott zu dienen. Tote Werke sind die Werke, die nicht in Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott getan werden, sondern aus einer eigenen Vorstellung heraus, wie man meint, Gott dienen zu können. Darum steht „dem lebendigen Gott zu dienen“ im Gegensatz zu den „toten Werken“. Dienen hat hier die Bedeutung von Gottesdienst. Aufgrund des Opfers, das der Herr Jesus in sich selbst Gott dargebracht hat, können nun alle Gläubigen Gott geistliche Opfer bringen. Sie dienen Gott, indem sie Ihm Ehre geben. Die Gläubigen beten in Geist und Wahrheit an (Joh 4:24), indem sie Gott sagen, was sie in dem Opfer seines Sohnes gesehen haben.

Alles wird durch die Frage beurteilt werden: Was hält Gott, der Lebendige, davon? Der lebendige Gott hat kein Interesse am „Gemeindebesuch“ an sich, sondern sieht, ob Interesse an Ihm vorhanden ist. Stell dir vor, jemand kommt, um dich zu besuchen, ist aber nur daran interessiert, wie dein Haus aussieht, während er dich keines Blickes oder Wortes würdigt. Das ist die Weise, wie viele Menschen mit Gott und dem Dienst für Ihn umgehen. Aber sie verstehen nicht, dass der Herr Jesus sich opferte, um Menschen zu Anbetern zu machen, die mit einem vollkommen gereinigten Gewissen Gott in seinem Heiligtum nahen.

Heb 9:15. Gott so zu nahen, war unter dem alten Bund unmöglich. Dazu war ein neuer Bund notwendig. Dieser neue Bund betrifft Israel und Juda und muss noch mit ihnen geschlossen werden. Aber Gott hat doch schon den Mittler eingesetzt und offenbart. Der hat das Werk vollbracht, auf das die Erfüllung der Verheißungen gegründet werden kann. Der Opfertod Christi macht frei von den Übertretungen unter dem alten Bund und ist die Grundlage für den Empfang der Segnungen des neuen Bundes, des ewigen Erbes.

Die Übertretungen unter dem ersten Bund konnten durch die Opfer unter dem ersten Bund nicht weggenommen werden. Aber das Blut des neuen Bundes, das durch den Tod Christi vergossen wurde, hat sie ganz und gar ausgetilgt. Sie drücken den Gläubigen nicht mehr als eine Last, wie das bei denen der Fall ist, die mit dem alten Bund verbunden bleiben. Wer mit dem Mittler des neuen Bundes verbunden ist, der ist von den Übertretungen erlöst. Das sind „die Berufenen“, und sie können aufgrund dieser Erlösung das ewige Erbe empfangen.

Es ist ein großes Vorrecht, zu den Berufenen zu gehören, wobei zu diesem Vorrecht auch das Empfangen des ewigen Erbes gehört. Es kann von einem ewigen Erbe gesprochen werden, weil die Sühnung vollkommen ist. Die Sünde ist weggetan und wird in Übereinstimmung mit der Natur und dem Wesen Gottes selbst völlig aus dem Blickfeld Gottes weggetan werden. Christus, der Mittler (Heb 12:24), vermittelt zwischen einem heiligen Gott und dem verunreinigten Menschen. Mose war auch Mittler, aber ein Mittler des alten Bundes, doch er starb nicht für das Volk. Als sündiger Mensch konnte er das auch nicht. Was Christus tat, tat Er nicht in Verbindung mit dem alten Bund, denn innerhalb dieses Systems war kein Raum für wahre Reinigung und wahren Gottesdienst. Der Dienst Christi ist mit einem neuen Bund verbunden. Das macht alles völlig anders und vollkommen sicher.

Lies noch einmal Hebräer 9,11–15.

Frage oder Aufgabe: Welche Facetten Christi und seines Werkes findest du in diesen Versen?

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