Hebrews 9:25

Reinigung und Erscheinung

Heb 9:16-17. Diese zwei Verse bilden einen Einschub. Du siehst das in der Elberfelder Übersetzung an den Klammern zu Beginn und am Ende dieser Verse. In Heb 9:15 hat der Schreiber über den Tod und das Erbe gesprochen. Nun erklärt er, wie diese beiden miteinander verbunden sind. Das eine ist nicht vom anderen zu trennen. Das war damals so, und das ist auch heute noch so. Ein Erbe ist das, was jemand nach seinem Tod hinterlässt. Wer etwas zu hinterlassen hat, wird meistens ein Testament machen. In einem Testament beschreibt der, der das Testament macht, wer seinen Besitz bekommt, wenn er gestorben ist. Das bedeutet, dass der Tod eingetreten sein muss, bevor der Erbe, also der, der in dem Testament als der Begünstigte genannt wird, das genießen kann, was ihm im Testament zugesichert ist. Darum heißt es in diesen Versen, dass ein Testament erst gültig wird beim Tod dessen, der das Testament gemacht hat (der Erblasser). Um die Willensbekundung dessen, der das Testament macht, ausführen zu können, muss dessen Tod absolut sicher feststehen.

Nun ist das Besondere an dieser Situation, dass Christus sowohl der ist, der das Testament macht, also der Erblasser, wie auch der, der das Recht auf das Erbe hat. Als Gott ist Er der, der das Testament macht, und als Mensch ist Er gestorben. Zugleich ist Er als der Sohn Gottes der Erbe aller Dinge (Heb 1:2). Und wenn du dann bedenkst, dass Er das Erbe mit dir teilt (Eph 1:11; Eph 3:6), dass du zu den Berufenen gehörst, die das ewige Erbe empfangen (Heb 9:15), dann kannst du nicht anders, als Ihn anzubeten. Das sind Dinge, die den menschlichen Verstand weit übersteigen. Aber im Glauben wirst du annehmen, dass es so ist. Es ist gerade die Herrlichkeit Christi und das Geheimnis seiner Person, durch die wir dazu kommen, Ihn anzubeten.

Ein Testament oder Bund tritt also nur in Kraft, wenn der Tod eingetreten ist. Das gilt nicht erst in Verbindung mit dem neuen Bund. Auch im alten Bund oder im Alten Testament war das schon so. Im Alten Testament finden wir eine Fülle von Beispielen, dass der Tod notwendig eintreten musste, bevor Menschen in Beziehung zu Gott stehen konnten. Denk nur an den ganzen Opferdienst. Auch jetzt gilt noch, dass ein Mensch entweder selbst das Gericht erfährt oder sieht, wie seine Sünden gesühnt sind, weil ein anderer für ihn das Gericht getragen hat.

Heb 9:18-20. Um seine Belehrung zu veranschaulichen, führt der Schreiber wieder ein Beispiel an, mit dem seine Leser gut bekannt waren. Mose hatte dem Volk die Worte des HERRN über seinen Bund, die er auf dem Berg gehört hatte, weitergegeben (2Mo 24:3). Daraufhin erklärte das Volk feierlich, diesen Bund halten zu wollen. Danach opferte Mose und sprengte Blut an den Altar und auf das Volk (2Mo 24:6-8) und das Buch (Heb 9:19). Das Blut ist das Blut, das Gott als seine Antwort auf das Versprechen des Volkes gebot. Von diesem Blut ging Drohung aus: Gott sagt hiermit, was mit Israel geschehen würde, wenn das Volk die Worte des HERRN übertreten würde.

Das Blut des neuen Bundes spricht eine ganz andere Sprache. Mit diesem Blut sind die Gläubigen des Neuen Testaments besprengt. Von diesem Blut geht Versöhnung, Vergebung und Segen aus (1Pet 1:2; Heb 12:24). In dem Wert dieses Blutes können wir, die wir nicht besser sind als die, die unter dem alten Bund waren, vor Gott stehen.

Heb 9:21. Die Besprengung, von der hier die Rede ist, geschah am großen Versöhnungstag, doch nicht durch Mose, sondern durch Aaron. Es geht dem Schreiber darum, die Bedeutung des Blutes unter dem alten Bund aufzuzeigen, wie alles durch das Blut für Gott geheiligt wurde. Dadurch wird deutlich, was für eine fundamentale Rolle das Blut spielt, sowohl im alten als auch im neuen Bund.

Heb 9:22. Ohne Blutvergießung ist Vergebung nicht möglich, ebenso wenig wie Erlösung (Heb 9:12) und Reinigung (Heb 9:14). Indem der Schreiber sagt, dass mit Blut „fast alle Dinge“ gereinigt werden, ist deutlich, dass er sich der Ausnahmen bewusst ist, wie zum Beispiel für einen Armen (3Mo 5:11-13; vgl. 3Mo 15:10; 4Mo 31:22; 23; 4Mo 17:11).

Moderne Theologen hassen beinahe nichts so sehr wie den Gedanken, dass es ohne Blutvergießung keine Vergebung gibt. Denn das bedeutet, dass die Menschheit aus hoffnungslos verlorenen Geschöpfen besteht, auf denen das Todesurteil liegt, und dass dieses Todesurteil nur durch den Tod weggenommen werden kann, so dass verlorene Geschöpfe Vergebung empfangen können. Wie notwendig war doch der Tod Christi!

Heb 9:23. Mit „Abbilder der Dinge“ ist die „irdische Hütte“ mit ihrem Dienst gemeint. Sie sind eine Darstellung der besseren, himmlischen, wahrhaftigen Dinge. Die Abbilder der Dinge mussten gereinigt werden, denn sie wurden von sündigen Menschen berührt. Diese Reinigung geschah durch Blut. Als Folge des Sündenfalls sind jedoch auch die himmlischen Dinge – das ist der geschaffene Himmel – verunreinigt (Hiob 15:15), und auch diese Dinge müssen versöhnt werden (Kol 1:20). In Verbindung mit dieser Reinigung spricht der Schreiber über „bessere Schlachtopfer“. Das Blut bringt uns mit dem Werk Christi in Verbindung, das Opfer mit Christus selbst und dem Opfer, das Er gebracht hat.

Heb 9:24. Christus ist in das echte, himmlische Heiligtum eingegangen. Das irdische Heiligtum war nicht mehr als eine Kopie, ein Abdruck oder Abbild des himmlischen Heiligtums. Christus ist nicht in das irdische, sondern in das himmlische Heiligtum eingegangen, und zwar ganz anders, als Aaron in das irdische hineinging. Aaron blieb nur eine sehr kurze Zeit dort. Christus ist in das himmlische Heiligtum eingegangen, um vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen. Als Folge davon können wir nun auch dort sein. Er vertritt uns bei Gott.

Heb 9:25. Christus ist aufgrund seines einmaligen Opfers in das Heiligtum eingegangen. Weil es vollkommen war, ist eine Wiederholung unnötig. Bei dem großen Versöhnungstag war das ganz anders. Da mussten jedes Jahr die vorgeschriebenen Opfer dargebracht werden. Dass sie wiederholt werden musste, zeigte, dass sie unzureichend waren. Der Hohepriester musste immer wieder mit Blut in das Heiligtum hineingehen, und zwar mit fremdem Blut, das heißt mit anderem Blut als mit seinem eigenen. Das ist ein großer Unterschied zum Herrn Jesus, der gerade mit seinem eigenen Blut ins Heiligtum eingegangen ist.

Heb 9:26. Der Schreiber stellt wieder sehr deutlich vor, was es bedeuten würde, wenn das Opfer Christi nicht genügt hätte. Dann hätte Christus nämlich viele Male, immer wieder, aus dem Himmel kommen müssen, um zu leiden. Das zeigt die Torheit und auch das Verwerfliche des Messopfers der römischen Kirche, worin Christus immer aufs Neue geopfert wird. Wenn das eine Opfer Christi nicht ausreichend gewesen wäre, wann sollte sein Opfer es dann sein? Eins von beiden gilt: Entweder ist das Opfer Christi ein für alle Mal vollkommen vollbracht, oder es wird niemals vollkommen sein. Im letzten Fall wäre eine ebenso endlose Wiederholung erforderlich, wie das unter dem alten Bund der Fall war.

Doch Christus ist nur einmal gekommen und hat ein einmaliges Werk ausgeführt, das nie wiederholt zu werden braucht (vgl. 1Pet 3:18). Den Zeitpunkt seines Leidens hatte Gott bestimmt: Es sollte in der Vollendung der Zeitalter stattfinden. Erst als viele Jahrhunderte gezeigt hatten, dass von dem Menschen gar nichts zu erwarten war, sandte Gott seinen Sohn. Die Verdorbenheit des Menschen war völlig offenbar geworden, und ihr Tiefpunkt war die Verwerfung des Sohnes Gottes. Aber zugleich ist in der Offenbarung des Sohnes dieser große Vorsatz Gottes Wirklichkeit geworden, dass Christus die Sünde abschaffen würde. Er ist das Lamm, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh 1:29). Die volle Erfüllung dieser Tatsache muss noch kommen, aber die Grundlage für die letztendliche, endgültige und vollständige Abschaffung hat Christus, das Lamm, gelegt, als Er starb.

Heb 9:27. Alle Menschen leben und sterben nur einmal. Das ist die unabwendbare Folge der Sünde, durch die der Tod in die Welt kam (Röm 6:23). Mit dem Tod liegen für alle Menschen die Folgen des irdischen Lebens für ewig unwiderruflich fest. Wer im Unglauben stirbt, kommt in den Hades, den Ort der Pein (Lk 16:19-31; 1Pet 3:19), und schließlich in die Hölle (Off 20:11-15). Der Mensch bekommt kein zweites Dasein auf der Erde. Ein Kreislauf von Leben und Tod, die sogenannte Reinkarnation, ist eine Erfindung des Teufels. Menschen, die nicht mit Gott rechnen, wollen so etwas gern glauben. Doch mit dem Tod ist nicht alles aus. Es gibt ein „danach aber das Gericht“, das durch Jesus Christus ausgeführt werden wird (2Tim 4:1; Joh 5:27).

Heb 9:28. So wie alle Menschen ist auch Christus nur einmal gestorben. Aber mit was für himmlischen, ewigen, unwiderruflichen Folgen für den Gläubigen! Der Gläubige hat zwei feste Sicherheiten: die Vergebung seiner Sünden und die Rückkehr seines Herrn. Christus starb anstelle all derjenigen, die an Ihn glauben. Ihre Sünden trug Er (1Pet 2:24; Jes 53:12). Als Er als Mensch auf der Erde erschien, war das, um zu sterben. Jetzt, wo Er im Himmel ist, nachdem Er das Werk vollbracht hat, erscheint Er vor dem Angesicht Gottes für uns.

Wenn Er zum zweiten Mal auf der Erde erscheint, geschieht das für die, die Ihn erwarten. Sein zweites Erscheinen betrifft hier nicht die Aufnahme der Gemeinde, die Entrückung, sondern sein Offenbarwerden auf der Erde. Der Überrest Israels wird Ihn erwarten, und auch wir erwarten Ihn. Wir lieben seine Erscheinung (2Tim 4:8). Wenn Er dann kommt, wird sein Kommen nichts mit seinem Werk für die Sünde zu tun haben, denn das Problem der Sünde wurde bei seinem ersten Kommen ein für alle Mal gelöst. Wenn Er zum zweiten Mal kommt, geschieht das nicht mehr in Niedrigkeit, sondern in Herrlichkeit. Dann wird die volle Errettung im Friedensreich durch Ihn Wirklichkeit werden.

Lies noch einmal Hebräer 9,16–28.

Frage oder Aufgabe: Warum ist der Wert des Blutes Christi so groß?

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