Hosea 12:4

Deutsches Vers (5)

Wie Jakob überwand

Jakob kämpfte mit Gott in Pniel. Es wurde gesagt, dass Jakob mit einem bösen Engel gerungen hat. Das dürfte dann eine interessante Auslegung sein, die eine neue Perspektive eröffnet. Es wäre dann ein Schutzengel von Esau gewesen. Aber das passt nicht zu der Geschichte, die in 1. Mose 32 erwähnt wird (1Mo 32:22-32). Es passt auch nicht zu dem, was Hosea hier sagt. In Hos 12:3 steht eindeutig geschrieben, dass Jakob mit Gott kämpfte.

Es ist auch klar, dass Gott in der Gestalt eines Engels mit Jakob rang. Überall im Alten Testament ist die Form, die Gott annimmt, wenn Er sich den Menschen zeigt, die eines Engels. Oft ist dann vom „Engel des HERRN“ die Rede.

Wenn Hosea diese Geschichte zitiert, geht es darum, zu zeigen, wie Jakob hier gekämpft und überwunden hat. Jakob hat in seiner Manneskraft gekämpft. Aber das gab ihm nicht den Sieg. Es war in dieser Kraft, dass Gott ihn schlagen musste. Gott rührte sein Hüftgelenk an, in dem die Kraft zum Gehen steckt. Von diesem Moment an geht Jakob hinkend an seiner Hüfte, als ständige Erinnerung an sein Kämpfen mit Gott.

Doch Jakob hat überwunden. Nicht durch seine Kraft, sondern durch seine Schwäche. Seine Schwäche ist zur Stärke geworden, durch die er überwunden hat. Darin hat er die Erfahrung des Paulus gemacht, der in seiner Schwäche vom Herrn gesagt bekommt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2Kor 12:9a). Jakob überwand, indem er weinend Gott um Gnade bat. Er kämpfte mit der Waffe des Gebets (vgl. Kol 4:12). Dazu braucht es keine körperliche Kraft, sondern geistliche Kraft. Dadurch lässt sich Gott immer überwinden.

Der Moment, in dem jemand Gott um Gnade fleht, ist immer der Moment, in dem der Kampf aufhört und Gott nicht länger ein Gegner ist, sondern zum Unterstützer wird. Jemand weint, weil er seine Sünden bereut, wenn er erkennt, wieviel Böses und Schlechtes es in seinem Leben gibt. Er fleht um Gnade, weil er darauf vertrauen darf, dass Gott all das Böse und die Schlechtigkeit vergibt. Jakob hat den Sieg errungen, indem er schwach war. Wenn wir lahm und gebrochen sind und nichts weiter tun können, als uns an Gott zu klammern, werden wir seine Gnade erfahren. Dann werden sich Gottes verborgene Schätze des Segens für uns öffnen.

Was für ein Segen wird es für Israel sein, wenn sie Jakobs Methode des Kämpfens anwenden. Was für ein Segen wird es für den Christen sein, der lernt, so zu kämpfen, wie Jakob es hier tat.

Jakob hat in diesem Sinn schon bei der Geburt bewiesen, dass er den Segen Gottes zu schätzen weiß, indem er die Ferse seines Bruders hält. In seinem Kampf sehen wir, dass er den Segen erhält durch eine richtige Einstellung gegenüber Gott. Dann kommt ein weiteres Ereignis, aus dem Israel und auch wir das Nötige lernen können. Es hat mit der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk zu tun. Das wird in den Worten ausgedrückt: „Dort redete er mit uns“, was Gemeinschaft bedeutet.

Es heißt „mit uns“ und nicht „mit ihm“. Jakob steht für das ganze Volk. Hosea sagt gleichsam: „Indem Er zu Jakob sprach, sprach Er zu uns. Was Er dort zu Jakob sagt, gilt auch für uns.“ Ein Volk, das sich nach Gemeinschaft mit Gott sehnt, muss die Götzen ausrotten. Das ist es, was in Bethel geschah. Nachdem Jakob sein Haus gereinigt hat, begegnet er Gott in Bethel (1Mo 35:9-12). Ephraim und Juda sollten auch tun, was Jakob tat – zu Gott zu schreien und sich zu demütigen und die fremden Götter hinwegtun – aber sie taten es nicht.

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