Isaiah 43:22-28

Israel und seine Ungerechtigkeiten

Der Unterschied zwischen den Anklagen in den Jes 43:22-24 und der Gnade und Barmherzigkeit in Jes 43:25 ist groß und auffällig. Der erste Teil erzählt Israels Ungerechtigkeiten, bestehend aus fünf Dingen, die sie nicht taten und drei Dingen, die sie wohl getan haben. Das zeigt, dass die kommende Erlösung nicht Israels Verdienst ist, weder wegen ihrer Treue noch wegen ihrer Würde. Geistlich sind sie an einem Tiefpunkt angelangt. Anstatt Ihn anzurufen, sind sie Ihm gegenüber müde geworden (Jes 43:22). Anstatt Ihm Opfer darzubringen, haben sie Ihm „zu schaffen gemacht mit ihren Sünden“ und Ihn „ermüdet mit ihren Ungerechtigkeiten“.

In Jes 43:23 heißt es, dass Gott ihnen keine Last auferlegt hat, aber in Jes 43:24 sagt Er, dass ihre Sünden Ihn sehr beschweren. Hier denken wir unwillkürlich an das Kreuz. Um welchen Preis hat der Herr Jesus die Last der Sünden von Menschen auf sich genommen? Wir werden nie ermessen können, wie schwer es für Gott war, seinen Sohn nicht zu verschonen, sondern Ihn für uns alle hinzugegeben (Röm 8:32).

Vor diesem Hintergrund können wir den Kontrast zu Jes 43:25 besser verstehen. Die Liebe, die sich hierin offenbart, geht nicht auf Kosten der göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, sondern sie bilden die Grundlage dafür. „Um meinetwillen“ drückt die freie Gnade aus, durch die unsere Sünden beseitigt werden, denn es gibt nichts in dem Sünder, was die Gnade verdient hätte. Durch den souveränen Akt der Gnade Gottes im Tod Christi hat Er in seiner Gerechtigkeit mit der Sünde Schluss gemacht. Seine Gnade und Liebe haben für den Glaubenden die Sünde ausgelöscht.

Jes 43:25 ist also nicht nur eine einfache Verheißung, sondern Teil einer Argumentation. Die Erlösung Israels ist nicht nur eine Erlösung von der Unterdrückung durch andere Nationen, sie ist auch und vor allem eine Erlösung durch Vergebung ihrer Sünden und Übertretungen.

Er blickt voraus auf das, was im Römerbrief als Evangelium dargestellt wird. Dort lernen wir, dass es keinen Verdienst des Menschen gibt, dass die Rechtfertigung aus Gnade geschieht und dass die Bedingungen Buße und Glaube sind. Durch diese alttestamentlichen Beispiele erhalten wir einen tieferen Einblick in die Wege Gottes mit dem Menschen.

Warum das Gericht kommen muss

Mit seinem Aufruf in Jes 43:26 befiehlt der HERR seinem Volk zu überlegen, ob sie sich erinnern können, ob es irgendeinen Verdienst ihrerseits gibt, durch den Er sie rechtfertigen könnte. Er hat gerade erklärt, dass Er, und Er allein, ihre Übertretungen auslöschen und sie von ihrer Schuld reinigen kann und will. Und weiter, dass, wo dies ihre Schuld ist, Er es nicht um ihretwillen, sondern um seiner selbst willen tun wird.

Die Begleichung von Schulden kann nur auf der Basis von Gnade erfolgen. Das Angebot der Gnade ist demütigend für den Hochmut des Menschen. Sie setzt die völlige Unfähigkeit des Menschen voraus, sich selbst zu retten. Wenn sie anders darüber denken, sollen sie ihren Fall wie vor einem Gericht gegen Ihn vorbringen. Aber Israel kann nicht antworten und schweigt.

Unmittelbar danach zeigt der HERR die Unmöglichkeit eines Erfolgs. Ihr erster Vater hat gesündigt, was uns an Jakob als den Stammvater des Volkes erinnert (Jes 43:22; 28). Ihre Wortführer, die Mittler zwischen dem Volk und dem HERRN, haben sich gegen Ihn versündigt (Jes 43:27). Wir können dabei an Könige, Priester und Propheten denken. Das Volk und auch ihre Führer sind Sünder von Anfang an und in ihrer ganzen Geschichte. Angesichts ihrer hartnäckigen Unbußfertigkeit, besonders bei den Vorstehern des Heiligtums, den Priestern, ist das Gericht unvermeidlich (Jes 43:28).

Der Ausdruck „Jakob dem Bann hingegeben“ bedeutet die Vernichtung eines Volkes, das so tief in Sünde versunken ist, dass es keine Existenzberechtigung mehr hat (vgl. Jos 6:17-18; 21; 1Sam 15:3). Der heilige Ort ist unheilig geworden und Israel ist wie Kanaan und Amalek geworden. Sünde bedeutet, das Ziel zu verfehlen oder die Herrlichkeit Gottes nicht zu erreichen. Anstatt zur Ehre Gottes ist das Volk zur totalen Unehre Gottes geworden. Nur die Gnade ist ihre Hoffnung.

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