Isaiah 5:10

Das erste Wehe

Auf das Gleichnis vom Weinberg folgt ein sechsfaches „Wehe“ über die „schlechten Beeren“ (vgl. Jes 5:2), die das Volk hervorgebracht hat. Deshalb klagt Gott das Volk an und zeigt ihm seine Sünden, seine „schlechten Beeren“, im Detail auf. Diese Reihenfolge sehen wir auch im Evangelium nach Matthäus. Zuerst erzählt der Herr Jesus ein Gleichnis von einem Weinberg (Mt 21:33-41). Etwas weiter spricht Er ein siebenfaches Wehe über die Führer des Volkes aus (Mt 23:13-36).

Bei dem ersten „Wehe“ von Jesaja geht es um Gier und Habsucht (Jes 5:8; vgl. Jes 57:17; Mich 2:2). Wir erkennen diese „schlechte Beere“ in dem ungezügelten Materialismus unserer Tage. Es ist der Drang, immer noch mehr zu besitzen. Wenn es sein muss, werden andere ihres Besitzes beraubt. Das Bild ist Egoismus in seiner höchsten Form, jemand, der sich mit allem umgibt, was ihm gefällt, und keinen anderen daran teilhaben lässt. Das verstößt gegen Gottes Gebote, nicht zu stehlen und nicht zu begehren (2Mo 20:15; 17), mit denen Er das Privateigentum der Bürger seines Volkes schützt. Es ist das Eigentum, das Er jedem Israeliten anvertraut hat.

Diejenigen, die sich dieser Habgier schuldig machen, verstoßen gegen die Ordnung des HERRN (4Mo 36:7; 1Kön 21:1-3), denn das Land bleibt immer Eigentum des HERRN (3Mo 25:23). Sie denken nicht daran, den Besitz im Jubeljahr an den ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben (3Mo 25:10; 13). Hätten sie das getan, so hätten sie reiche Frucht erhalten (3Mo 25:18; 19).

Der HERR hat Jesaja das Gericht über dieses Verhalten persönlich mitgeteilt: „Vor meinen Ohren“ hat Er gesprochen (Jes 5:9). Ihm wurde gesagt, dass der HERR dafür sorgen wird, dass sie keinen Nutzen aus ihrer Habgier ziehen werden (vgl. Hag 1:6; 9). Ihre schönen Häuser werden zerstört werden und das Leben wird aus ihnen verschwinden, weil die Bewohner umkommen werden. Ein Haus kann noch so schön sein, doch wenn das Leben aus ihm verschwunden ist, ist es wie tot.

Auch das Land wird kaum etwas bringen (Jes 5:10). Ein Weinberg von etwa „zehn Joch“ wird nur zwischen 20 und 45 Litern Wein erbringen. [Ein Joch ist hier die Ackerfläche, die mit einem Ochsengespann an einem Tag bearbeitet werden kann, und ein Bat ist vermutlich 20-45 Liter.] Und ein Homer Samen – ein Homer beträgt wohl zwischen 200 und 450 Litern – wird nur ein Epha ergeben – ein Epha ist vermutlich zwischen 20 und 45 Litern. Das bedeutet, dass die ausgestreute Saat nur etwa zehn Prozent Ertrag bringen wird.

Darauf können wir das Sprichwort anwenden: Gestohlenes Gut gedeiht nicht. Die Lektion lautet: Wenn wir vergessen, dass alles, was wir besitzen, Christus gehört, und es uns selbst aneignen, wird uns geistliche Trockenheit und Mangel treffen (vgl. Ps 106:15).

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