Isaiah 59:14

Die Anerkennung des Volkes

In den Jes 59:9-15 wechselt der Prophet von der dritten Person Plural, „sie“ und „ihre“, zur ersten Person Plural, „wir“ und „unser“. Er schließt sich selbst bei dem Volk ein. Zuerst stellt er sich dem Volk gegenüber und spricht zu ihnen. Jetzt steht er mitten unter dem Volk und spricht mit ihnen und in ihrem Namen. Die Botschaft Gottes kommt zu ihren Herzen, so wie später die Botschaft von Johannes dem Täufer zu dem Volk kommt. Mit und im Namen des Volkes erkennt der Prophet die Übertretung an und bekräftigt die Folgen von Gottes Gericht über sie (Jes 59:9).

Der HERR tritt nicht zum Wohl seines Volkes gegen ihre Feinde auf (vgl. Jes 59:19). Daher befinden sie sich noch in der Finsternis. Sie hoffen als Gefangene auf Befreiung, aber stattdessen scheint es immer schlimmer zu werden. Sie tappen umher wie Blinde und straucheln, obwohl es heller Tag ist (Jes 59:10). Ohne eine einzige Perspektive fühlen sie sich wie Tote.

Zwei Drittel des Volkes sind durch die Hand des Königs des Nordens und seiner Verbündeten ausgerottet worden (Sach 13:8; 9). Aber jetzt kommt das Volk zur Umkehr. Es liegt nicht an der Ohnmacht des HERRN, dass ihnen dies widerfahren ist, sondern ihre Ungerechtigkeiten sind die Ursache. Das begreifen sie nun endlich.

Diejenigen, die im Irrtum verharren, werden keine Hilfe durch das Licht des Wortes Gottes erfahren, obwohl es ihnen zur Verfügung steht. Christus und die Schriften wurden den Juden zum Stolperstein (Joh 5:39; 40; 2Kor 3:14; 16). In der Christenheit ist das nicht anders. Die Heilige Schrift wird gelesen, aber nicht verstanden. Die blendende Macht der Auslegungstraditionen verdunkelt das Licht des Wortes Gottes. Diese Menschen, die die Bibel haben, bleiben trotzdem in religiöser Knechtschaft. Sie sind unfähig, sich an der Wahrheit zu erfreuen, die sie befreien könnte, wenn sie treu auf ihre Stimme hören würden, anstatt an menschlichen Systemen festzuhalten.

Der erste Teil von Jes 59:11 beschreibt zwei Zustände. Das „brummen wie die Bären“ unterstellt Ungeduld; das traurige „girren wie die Tauben“ impliziert Verzweiflung. Beides ist das Gegenteil des Friedens des Gläubigen, der aus der Zerschlagenheit des Herzens und der Unterwerfung unter Gottes Willen kommt. Weil es keine Hingabe an den HERRN gibt, fehlt ihnen dieser Friede, es kommt kein Recht und die Erlösung ist weit weg.

Nachdem sie ihren blinden und toten Zustand erkannt haben (Jes 59:9-11), fahren sie nun fort, ihre Sünden zu bekennen und zu benennen. Diese Katastrophen kommen alle über sie wegen ihrer zahlreichen Übertretungen (Jes 59:12). Sie wissen das und erkennen es jetzt auch an. Sie wissen, dass sie als Nation einerseits den HERRN verleugnet haben, indem sie Christus, den Immanuel, abgelehnt haben, und dass sie von Gott abgefallen sind, indem sie den Antichristen als König und Gott anerkannt haben. Andererseits verwenden sie „Lügenworte“, die aus einem verdorbenen Inneren kommen, und verfolgen damit ihre Mitbürger, den gläubigen Überrest (Jes 59:13).

„Recht“ und „Gerechtigkeit“ werden durch Ungerechtigkeit verdrängt (Jes 59:14). An dem Ort, wo sich alle Menschen treffen, „auf dem Markt“, werden „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ nicht hochgehalten (vgl. 1Kor 5:8). Menschen versuchen, sich mit möglichst vielen Lügen und unaufrichtigen Absichten auf Kosten anderer zu bereichern. Diejenigen, die nicht mitmachen, werden mit Gewalt ihres Besitzes beraubt (Jes 59:15a).

Jes 59:15b bis Jes 59:19 ist der dritte Teil dieses Kapitels. Darin sehen wir die Haltung des HERRN gegenüber ihrem Verhalten und die Art und Weise, wie Er eingreift. Er sieht das in den vorherigen Versen erwähnte Böse (Jes 59:15b). Das Fehlen von Recht ist ein großes Übel in seinen Augen. Es herrscht Bestürzung bei Ihm, weil es keinen Mann mit Charakter gibt oder jemanden, der die Fähigkeit hat, das Böse von dem trauernden Überrest abzuwenden.

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