James 5:16

Gebet

Jak 5:13. In den beiden ersten Versen dieses Abschnitts liest du von drei Situationen, in denen sich jemand befinden kann. Jemand kann Trübsal leiden, jemand kann guten Mutes sein und jemand kann krank sein. Das sind Situationen, die bei dem, der sich darin befindet, eine bestimmte Reaktion hervorrufen. Es geht darum, wie man auf Leiden reagiert, was man mit Gefühlen der Freude macht und wie man Krankheit erlebt. Die Welt entflieht den Leiden, sie gibt Gefühlen der Freude lautstark Ausdruck und erleidet Krankheit zähneknirschend. Der Gläubige darf ganz anders darauf reagieren. Es ist schön zu sehen, dass Jakobus in jeder der drei Situationen auf Gott als die Zuflucht für den Gläubigen verweist. Wer Trübsal leidet, darf mit seinem Leiden im Gebet zu Gott gehen. Dadurch wird er Trost erfahren (2Kor 1:3-7).

Wer Erfolg erfährt und nicht von Rückschlägen geplagt wird, darf seinen Dank dafür in Lobliedern äußern. Dadurch anerkennt er Gott als die Quelle seines Gedeihens und wird so davor bewahrt, durch seinen Erfolg Gott zu vergessen. Zwar wollen wir Leiden häufig zu Gott bringen, aber oft vergessen wir, unsere Freude mit Ihm zu teilen.

Jak 5:14. Wer krank ist, kann das den Ältesten der Gemeinde mitteilen. Das bedeutet nicht, dass Gott nichts damit zu tun hätte und der Kranke seine Gesundheit von Menschen erwartet (vgl. 2Chr 16:12), aber das ist der Weg, den Gott zeigt. Die Ältesten sind gleichsam seine Vertreter. Das heißt nicht, dass bei jeder Krankheit die Ältesten der Gemeinde gerufen werden müssten. Timotheus bekommt nicht den Rat, die Ältesten von Ephesus zu rufen, damit sie für ihn beten und ihn gesund machen. Paulus gibt ihm den einfachen Rat, ein wenig Wein zu trinken (1Tim 5:23).

Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass es um eine ernste Krankheit geht, die auch noch die Folge einer bestimmten Sünde (oder von Sünden) sein könnte, die der Kranke begangen hat. Wenn das der Fall ist, ist durch die Krankheit die Sünde offenbar geworden. Es reicht nicht, dass die Sünden des Kranken nur ihm selbst und Gott bekannt sind. Die Krankheit ist nicht eine kleine Grippe. Das Wort, das Jakobus für „krank“ gebraucht, weist darauf hin, dass der Kranke schwach, kraftlos ist. Deutlich ist, dass der Kranke die Zusammenkünfte nicht besuchen kann, denn er muss die Ältesten zu sich rufen. Auch in dem Ausdruck, „der Herr wird ihn aufrichten“, sieht man, dass es um jemand geht, der zu Bett liegt (oder ans Haus gebunden ist), wobei ihm die Kraft fehlt, aufzustehen.

Wenn der Kranke die Ältesten zu sich gerufen hat, müssen sie über ihm beten. Nicht der Kranke muss beten. Auch müssen die Ältesten ihn mit Öl salben. Über das, was das Öl darstellt oder bewirkt, ist schon sehr viel gesagt und geschrieben worden. Einige Möglichkeiten nenne ich zum Überdenken, weil die mich selbst auch angesprochen haben. Die eine Sicht ist, dass das Öl ein gebräuchliches Heilmittel ist (vgl. Jes 1:6; Jer 8:22; Lk 10:34). Diesem Öl muss man also keine Wunderwirkung zuschreiben, genauso wenig wie dem Feigenkuchen, den man auf Hiskias Wunde legen sollte (Jes 38:21). Der Herr muss die Mittel segnen. Darum wird sein Name damit verbunden. Dass die Ältesten Öl gebrauchen, kann also als medizinische Handlung gewertet werden, die dazu diente, dem Kranken etwas Erleichterung seiner Schmerzen zu verschaffen, ohne damit die Schlussfolgerung zu verbinden, er würde genesen. Von einem religiösen Ritual ist keine Rede.

Die andere Möglichkeit ist, dass die Anwendung von Öl eine symbolische Bedeutung hat. Die Salbung hat dann die Bedeutung, jemand besonders zu ehren. So liest man, dass der Leib des Herrn (Mk 16:1) und die Füße des Herrn (Joh 12:3) gesalbt wurden. Der Herr verübelt es Simon, dass er Ihm, indem er Ihn nicht salbte, dieses Zeichen der Aufmerksamkeit vorenthielt, (Lk 7:46). Auch über diese Bedeutung des Salbens gibt es viel zu sagen. Es wird dem Kranken, der sich möglicherweise fragt, ob Gott sich wohl noch um ihn sorgt, gut tun, wenn er durch diese Salbung erfährt, dass Gott sich doch um ihn sorgt. Vielleicht kann man das Öl auch als Symbol der Vollmacht und Autorität der Ältesten sehen, um Genesung zu bitten (Mk 6:13).

Jak 5:15. Wie dem auch sei, das Gebet, und Gebet allein, bringt kranken Gläubigen den Segen Gottes, und die Anwendung von Öl ist in keiner Weise notwendig, um diesen Segen zu bekommen. Nicht das Öl bewirkt die Heilung, sondern das Gebet des Glaubens der Ältesten. Dass der Herr dieses Gebet des Glaubens erhört, ist daraus zu ersehen, dass Er den Kranken aufrichtet. Damit ist in dem Fall, dass der Kranke Sünden begangen hat, zugleich die Vergebung verbunden. Es kann keinen Segen der Heilung geben, wenn kein Bekenntnis stattgefunden hat. Darum muss ein Bekenntnis vorausgegangen sein, denn Sünden werden nur vergeben, wenn sie bekannt werden. Es geht hier um die Vergebung der Sünden durch die Ältesten. Der Kranke wird seine Sünden Gott bereits bekannt und von Ihm Vergebung empfangen haben (1Joh 1:9). Es ist auch wichtig, dass die Ältesten die Vergebung zusprechen (vgl. Joh 20:23; Mt 18:18). Als Folge davon gibt es auch eine öffentliche Wiederherstellung der Gemeinschaft mit den Gläubigen.

Jak 5:16. Veranlasst durch das Gebet am Krankenbett, zeigt Jakobus, wie nötig es ist, einander die Sünden zu bekennen, auch wenn keine Krankheit vorliegt. Einander die Sünden bekennen ist nicht die Beichte, wie die römische Kirche sie lehrt und ausübt. Bei dieser Beichte bekennt jemand seine Sünden einer Person, die nichts damit zu tun hat, und das in der angemaßten Stellung, Mittler zwischen Gott und dem Sünder zu sein. Die Aufforderung des Jakobus bezieht sich auf Situationen, wo wir gegeneinander gesündigt haben. Sünde verhindert immer den Segen Gottes. Durch Bekenntnis wird dieses Hindernis beseitigt. Wenn Sünde bekannt wird, kann der Segen wieder frei fließen, und im Fall von Krankheit können auch Genesung und Gesundheit kommen.

Es ist übrigens nicht verkehrt, jemandem Sünden zu bekennen, gegen den man nicht gesündigt hat, wenn es um seelsorgerliche Hilfe geht. Jemand kann von einer Sünde gequält werden, aber nicht recht wissen, wie er sie bekennen soll. Es kann zum Beispiel auch so sein, dass die Person, gegen die gesündigt wurde, nicht mehr lebt. Dann ist es gut, zusammen mit einer Vertrauensperson die Sünde zu bekennen und dass diese andere Person ihm (oder ihr) auch versichert, dass Gottes Vergebung feststeht, weil Gott es in seinem Wort gesagt hat.

Die Kraft des Gebets ist gewaltig. Bedingung ist jedoch, dass der, der betet, ein Gerechter ist. Mit „Gerechter“ meint Jakobus nicht jemanden, der durch den Glauben für Gott ein Gerechter ist, sondern jemanden, der als Gerechter lebt. Wenn so jemand in ernstem Gebet zu Gott kommt, kann und wird Gott darauf hören. Er braucht dann nicht erst mit dem Bittenden über Dinge zu sprechen, die in seinem Leben nicht in Ordnung sind. Ein Gerechter hat Umgang mit Gott, er ist daran gewöhnt und kennt dadurch den Willen Gottes. Du kannst ein Gerechter sein. Diesen Zustand erreichst du nicht, indem du gerecht lebst, sondern wenn dein Leben – soweit du weißt – vor Gott rein ist. Gott will dein Gebet in seine Handlungen einbeziehen. Er hört darauf und gebraucht es zur Erfüllung seiner Pläne.

Jak 5:17. Als Beispiel eines Gerechten, der ernstlich betet, führt Jakobus Elia an. Elia ist dir sehr nahe; er steht nicht über dir, obwohl du sicher zu ihm aufschauen wirst. Ich zumindest. Er ist wirklich ein Mann Gottes. Auch Elia hat seine schwachen Augenblicke gekannt. Darum steht hier, dass er ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir war. Deshalb kannst du auch viel von ihm lernen. Er konnte unerschrocken vor dem gottlosen König Ahab stehen, weil er sich bewusst war, dass er nicht vor Ahab, sondern vor Gottes Angesicht stand (1Kön 17:1). Er kündigte an, dass es nicht regnen würde. In dieser Ankündigung liest man nichts von einem Gebet. Das liest man hier. Jakobus berichtet, dass dieser Ankündigung Gebet vorausging.

Wie konnte Elia ein solches Gebet, das eigentlich Gericht bedeutete, aussprechen? Er kannte Gottes Gedanken, und deshalb betete er dieses bemerkenswerte Gebet (5Mo 11:16; 17). Er liebte Gottes Volk und er liebte Gott. Gott verlangte danach, dass sein Volk zu Ihm zurückkehrte, und das konnte nur geschehen, indem Er das Gericht der Trockenheit kommen ließ. Es ist ein Gebet zum Herrn, uns nicht zu segnen, damit wir fühlen, dass wir von Ihm abgewichen sind. Das Gebet Elias wurde erhört.

Jak 5:18. Nach Verlauf einer Zeit betete er erneut, und diesmal betete er um Regen. Er verstand, dass die Zeit des Segens angebrochen war, weil er das Opfer gebracht hatte und das Volk das Bekenntnis ausgesprochen hatte, dass Er, der HERR, Gott ist (1Kön 18:38; 39).

Ich kann nicht genug den Nachdruck darauf legen, wie wichtig, gerade in den letzten Tagen, das Gebet ist. Es erfordert Menschen, die Gottes Willen kennen und von der Kraft des Gebets überzeugt sind. Ich hoffe, dass du ein Beter bist. Dazu ist keine Gabe nötig, du brauchst auch an keinem Kursus teilzunehmen. Du musst einfach beten. Denke noch einmal gründlich über das Gebet Elias nach und nimm dir vor, ernstlicher zu beten.

Jak 5:19. Jakobus beschließt seinen Brief mit zwei Versen, wie jemand, der von der Wahrheit abgeirrt ist, zurückgebracht werden kann. Das ist eine gute Verbindung zu Elia. Elia war auch ein Wiederhersteller. Durch sein Gebet hat er das Volk zu Gott zurückgebracht. Auch du kannst durch Gebet jemanden zu Gott zurückbringen. Kennst du Menschen, Gläubige, die erst in ihrem Dienst für den Herrn treu waren, es aber nun mit der Wahrheit nicht mehr so genau nehmen? Wenn sie so weitermachen, werden sie sterben. Du kannst so jemanden von diesem Irrweg zurückbringen, indem du für ihn betest. Wenn du auf diese Weise im Gebet für den betreffenden Verirrten eintrittst, kann der Herr dir auch klarmachen, ob du ihn aufsuchen und wie du mit ihm sprechen sollst.

Jak 5:20. Wenn du ihn zurückbringst, rettest du ihn vom Tod und bedeckst auch eine Menge von Sünden. Er wird zur Buße kommen und seinen verkehrten Weg bekennen. Dann darf er erneut wissen, dass alle seine Sünden vergeben sind, dass sie in die Tiefen des Meeres geworfen sind. Wenn du den Irrenden zurückbringst, verhinderst du auch, dass er noch weiter unter die Macht der Sünde gerät. Auch in diesem Sinn hast du dafür gesorgt, dass eine Menge von Sünden bedeckt ist, weil sie gar nicht erst begangen wurden. Ich hoffe von Herzen, dass du den Wunsch hast, dass das Volk und auch der Einzelne zu Gott zurückkehren.

Lies noch einmal Jakobus 5,13–20.

Frage oder Aufgabe: Bete ernstlich für die Wiederherstellung von abgeirrten Gläubigen.

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