Jeremiah 18:7

Einleitung

Jeremia 18–20 gehören zusammen. In diesen Kapiteln haben wir eine praktische Unterweisung über einen Töpfer und sein erstelltes Gefäß. Diese Bildersprache wird in der Schrift häufiger verwendet (Jes 29:16; Jes 64:7; Röm 9:21).

Die Botschaft des Töpfers

Jeremia erhält einen Auftrag vom HERRN durch das Wort, das zu ihm kommt (Jer 18:1). Er wird in das Haus des Töpfers gesandt. Dieses Haus ist in der Ebene, denn er soll dorthin hinabgehen. Es ist nicht das Haus irgendeines Töpfers, sondern das Haus des Töpfers. Es ist ein bestimmtes Haus, das Jeremia bekannt ist. Es gibt Töpfer, die im Dienst des Königs stehen und sie genießen deshalb königlichen Schutz. In dem Haus des Königs wurden zu jener Zeit Gefäße hergestellt (1Chr 4:22; 23). Töpfer standen in hohem Ansehen.

Im Haus des Töpfers lässt der HERR Jeremia seine Worte hören (Jer 18:2). Jeremia gehorcht und geht zum Haus des Töpfers. Als er dort ankommt, beschreibt er, was er sieht (Jer 18:3). Bevor ihm die Worte des HERRN gesagt werden, nimmt er erst einmal auf, was er sieht. Es ist wahrscheinlich, dass Jeremia weiß, wie ein Töpfer arbeitet. Doch er muss die Arbeit aus nächster Nähe sehen und die Arbeitsabläufe studieren, damit er aus einer neuen Perspektive die Botschaft überbringen kann. In ähnlicher Weise müssen wir immer lebensnah in der praktischen Anwendung sein, wenn wir Gottes Wort predigen.

Er sieht, wie der Töpfer damit beschäftigt ist, ein Werkstück auf der Drehscheibe zu bearbeiten. Das sind zwei Scheiben, die durch eine Spindel verbunden sind. Sie werden in Betrieb genommen, indem die untere Scheibe mit dem Fuß in Bewegung gesetzt wird. Auf der oberen Scheibe, die sich gleichzeitig dreht, wird ein Klumpen Ton bearbeitet.

Jeremia sieht den Töpfer bei der Arbeit. Er sieht, dass der Töpfer etwas herstellt. Dann beschreibt er, was der Töpfer mit einem Gefäß macht, das misslingt (Jer 18:4). Die Hand des Töpfers hat den Ton bearbeitet, aber das Ergebnis ist in seinen Augen nicht gut. Er wirft den Ton nicht weg, sondern macht ein anderes Gefäß aus demselben Stück Ton, das dann in seinen Augen gut ist.

Der Töpfer arbeitet nach einem Plan. Er hat etwas im Sinn, das er herstellen will, das dem Ziel entspricht, das er sich gesetzt hat. Erfüllt der Topf das Ziel nicht, macht er aus demselben Klumpen Ton ein anderes Gefäß. Das ist seine Freiheit als Töpfer. Er kann mit dem Ton machen, was er will. Der Punkt ist nicht, dass das Gefäß nicht schön ist, sondern dass es nicht dem Ziel entspricht.

Wir können uns die Scheiben als die Umstände unseres Lebens vorstellen. Mit diesen formt Gott, der große Töpfer, uns. Wir sind wie der Ton in seiner Hand. Wir können Freude oder Kummer haben, Reichtum oder Armut, Wohlstand oder Verlust. Alles sind Berührungen seiner Hand, durch die wir geformt werden. Leid ist der Druck seiner Hand, damit Er mit uns zu seinem Ziel kommen kann. So werden wir geformt wie irdene Gefäße (2Kor 4:7; 8).

Als Jeremia den Töpfer bei der Arbeit gesehen und bemerkt hat, was er mit dem Ton macht, wenn das Gefäß misslungen ist, kommt das Wort des HERRN zu ihm (Jer 18:5). Der HERR spricht Israel durch Jeremia direkt an. In dem, was Er sagt, wird sein unanfechtbares Recht und seine unwiderstehliche Macht über Völker und Königreiche deutlich (vgl. Hiob 12:23; vgl. Jes 40:15).

Er weist darauf hin, dass Er als souveräner Former mit ihnen tun kann, was der Töpfer mit dem Gefäß tat (Jer 18:6; Jes 64:8; Jes 29:16; Jes 45:9; Röm 9:20-23). Israel ist in seiner Hand wie der Ton in der Hand des Töpfers (vgl. Hiob 10:9). Der Hauptgedanke ist, dass der Töpfer vollständige Macht über den Ton hat. Wir sehen hier auch sowohl die Souveränität Gottes als auch die Verantwortung des Menschen. Wir Menschen können beides nicht vereinen, aber Gott kann es sehr wohl.

Wir irren, wenn wir denken, dass alles in Gottes Plan unabänderlich festgelegt ist. Er kann eine Absicht rückgängig machen, wenn Er Anlass dazu hat. Zum Beispiel sagt Er dem Sünder, dass sein Zorn auf ihm ruht. Aber wenn der Sünder bereut, wendet Er seinen Zorn von ihm ab. Er ist auch ein Gott, der Gebete erhört und dadurch zu einer Änderung seiner ursprünglichen Absicht kommt.

Wir irren aber auch, wenn wir denken, dass bei Gott nichts fix ist und er sich von der aktuellen Situation leiten lässt. Er hat die Kontrolle über alles und nichts ist außerhalb seiner Hände. Wir müssen Gott sein lassen, wer er ist: Gott; und wir müssen uns bewusst bleiben, wer wir sind: mickrige kleine Geschöpfe, die Gott nicht zur Rechenschaft ziehen können (Röm 9:19-21).

Das Beispiel mit dem Töpfer bedeutet nicht, dass der HERR nicht geschickt gearbeitet hat. Israel ist nicht ein misslungener Topf, weil der HERR ein unfähiger Töpfer ist. Der Ton ist schlecht geworden. Das Gefäß ist gut aus seiner Hand hervorgegangen, aber es hat sich gegen seinen Schöpfer aufgelehnt. Wir sollten das Bild nicht erweitern und sagen, dass das Volk, wie der Ton, passiv ist. Durch Buße kann ein Mensch ein neues Gefäß werden.

Deshalb muss der HERR über dieses Volk und dieses Königreich, das Israel ist, verkünden, dass Er es ausreißen und abbrechen und zerstören wird (Jer 18:7). Israel hat den HERRN verlassen und erfüllt seinen Zweck nicht mehr. Aber es gibt einen Weg zurück, es gibt einen Weg, wieder ein Gefäß zu werden, das seinen Zweck erfüllt, und das ist der Weg der Buße (Jer 18:8; vgl. 2Chr 7:14).

Wenn das Volk Buße tut, lässt der HERR sich hinsichtlich des Unglücks, das Er ihm zu tun gedachte, des Übels gereuen. Dann wird der Schöpfer seine Meinung ändern und das Volk und das Königreich bauen und pflanzen (Jer 18:9). Dann wird Er aus demselben Stück Ton ein Gefäß zu seiner Ehre machen. So verschont Er Ninive, wenn die Stadt Buße tut, nachdem Er ihr das Urteil verkündet hat. Aber wenn das Volk tut, was in seinen Augen böse ist, indem es nicht auf seine Stimme hört, dann wird das Gute nicht kommen (Jer 18:10).

Das Haus des Töpfers ist für Jeremia ein Haus des Trostes. Dort sieht er in Bildern, was der HERR mit Israel tun wird. Er ist entmutigt durch das, was er über Israel zu verkünden hatte, aber nun wird ihm gesagt, dass der HERR aus dem verdorbenen Israel ein anderes Gefäß machen kann, das seinen Zweck erfüllt.

In Jer 18:11 kommt der Auftrag für Jeremia in Verbindung mit dem, was er gesehen hat und was der HERR darüber im Zusammenhang mit Israel gesagt hat. Er soll mit einer Botschaft des HERRN nach Juda und Jerusalem gehen und ihnen von dem Unglück berichten, das der HERR gegen sie bereitet, und von dem Plan, den Er gegen sie ersinnt. Das Wort „bereitet“ im Hebräischen ist jasar. Davon leitet sich das Wort joser ab, was Töpfer bedeutet. Die Symbolik setzt sich in diesen Worten fort.

Auf die Ankündigung des Unglücks muss Jeremia den Aufruf zur Umkehr folgen lassen. Das Volk muss von seinen bösen Wegen umkehren, nicht in ihnen bleiben, sondern sich Gott zuwenden. Sie müssen ihre Reue auch dadurch beweisen, dass sie ihre Wege und Taten gut machen, das heißt, sie müssen anfangen, in ihrem Kommen und Gehen zu tun, was der HERR von ihnen verlangt. Gottes Wille über Jerusalem ist ein Wille zum Guten, zur Rettung. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie umkehren, damit er sein Dekret des Unglücks und des Elends nicht ausführen muss. Wir hören hier, worauf das Herz Gottes aus ist.

Die Reaktion des Volkes ist erstaunlich (Jer 18:12). Es ist nicht nur Gleichgültigkeit, sondern eine bewusste Entscheidung für das Böse (vgl. Jer 2:25; Jer 6:16). Sie weisen Jeremia darauf hin, dass er nicht damit rechnen soll, dass sie umkehren werden. Jede Hoffnung darauf erklären sie für aussichtslos. Sie haben ihre eigenen Pläne. Die Pläne Gottes interessieren sie nicht. Das Volk lebt für sich selbst und nach dem Starrsinn seines bösen Herzens. Für ein Volk mit einer derartigen Einstellung gibt es in der Tat keine Hoffnung.

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