Jeremiah 20:9

Jeremias unentrinnbare Berufung

Der furchtlose Prophet vor den Menschen, der gerade vor Paschchur ein kräftiges Zeugnis abgelegt hat, ringt danach mit Gott in seiner Gegenwart. Er schüttet seine Klage vor dem HERRN aus. Wir sehen etwas Ähnliches bei Elia (1Kön 18:21; 30; 36-40; 1Kön 19:1-4). Jeremia beklagt sich, dass Er seinen Dienst nie hätte beginnen dürfen, sondern dass der HERR ihn dazu beredet, ja überwältigt hat (Jer 20:7; Jer 1:4-10; 17-19). Jeder Diener sollte das bis zu einem gewissen Grad sagen können. Enthusiastisch in den Dienst für den HERRN zu treten, ohne Angst und Kostenkalkulation, ist nicht der Start in den Dienst, der die Berufung beweist (vgl. Mt 8:19; 20).

Jeremia beschwert sich, wie auf seinen Dienst reagiert wird. Alle lachen ihn aus und machen sich über ihn lustig. Das ist mehr, als er ertragen kann. Seine Botschaft ist natürlich nicht angenehm. Er bringt sie auch nicht gerne. Was er zu sagen hat, widerstrebt ihm sogar. Es ist ein ziemlicher Kampf für den sensiblen Jeremia, eine Botschaft von Gewalttat und Zerstörung auszurufen (Jer 20:8). Das Wort des HERRN, das Er in seinem Gesetz geredet hat, muss er bringen, denn das Volk übertritt dieses auf schändliche Weise. Aber auf dieses Wort, das in ihm ist, antwortet das Volk mit Schmähungen und Spott. Er empfängt ihre Schmähungen und Spötteleien den ganzen Tag.

Jeremia hat Zeiten gekannt, in denen er dem HERRN am liebsten „Lebewohl gesagt“ hätte (Jer 20:9). Doch das ist für ihn unmöglich, denn das Wort brennt wie ein Feuer in seinem Herzen (vgl. 1Kor 9:16; Amos 3:8b). Es ist in seinen Gebeinen eingeschlossen, was bedeutet, dass es von ihm innerlich sehr intensiv empfunden wird (Hiob 30:17; Hiob 33:19). Auch wenn er sein Bestes versucht, seine Worte zurückzuhalten, kann er es nicht.

Die falschen Propheten kennen keinen solchen inneren Kampf. Sie rechnen nicht mit Gott, sondern nur mit ihren eigenen Gefühlen und dem Willen der Menschen. Sie reden mit ihnen und lassen ihr Gewissen außen vor. Dann werden sie keinen Widerstand gegen ihre Botschaft erfahren.

Es kann uns auch das Gefühl überkommen, dass wir unseren Dienst nicht mehr fortsetzen wollen, dass wir nicht mehr an den HERRN denken wollen. Schließlich hat das alles n Sinn mehr. Aber dann haben wir, wie Jeremia, trotzdem keine andere Wahl, als weiterzumachen, weil wir innerlich von der Wahrheit überzeugt sind. Das Herz brennt, auch wenn wir von den Ergebnissen unseres Dienstes enttäuscht sind. Wenn wir den Zustand des Abfalls und das drohende Gericht sehen, können wir nicht anders, als Gottes Worte weiter zu verkündigen.

Der Grund für Jeremia, seinen Dienst aufzugeben ist die Verleumdung, die er von vielen gehört hat (Jer 20:10). Dies wird durch das Wort „denn“ am Anfang dieses Verses angedeutet. Er ist sich bewusst, dass seine Mitbürger, mit denen er in Frieden gelebt hat, auf seinen Untergang aus sind (vgl. Mk 3:2; Mt 22:15; 23; 35; Lk 14:1). Den Namen, den er Paschchur gab, geben sie ihm jetzt (Ps 31:14). Sie wollen ihm antun, was er über Paschchur prophezeit hat und wollen ihn von allen Seiten mit Schrecken umgeben. Sie wollen ihm Angst einjagen, damit er mit seinen Unglückspredigten aufhört.

Gerüchte schwirren um ihn herum. Er wird bespitzelt. Wenn er nur etwas Falsches sagt oder tut, wenn er in Wort oder Tat stolpert, ergreifen sie ihn. Er braucht nur einen Ausrutscher zu machen und schon wird er als Landesverräter oder Gotteslästerer verurteilt. In den Augen seiner Mitbürger sieht er Hass. Sie ergreifen ihn noch nicht, aber ihr ständiges Reden über ihn als unerwünschte Person mit einer unerwünschten Botschaft tut sein Werk, um ihn zu beseitigen. Es ist unerträglich, wenn die Menschen um einen herum ohne Unterlass über einen reden. Man merkt es an den Blicken, die sie einem zuwerfen, und an der Isolation, in die man versetzt wird.

Es geht um dich und ist gegen dich gerichtet. Du spürst, wie sie alle in deine Richtung schauen, während du dich nicht wehren kannst. Das nennt man Rufmord. Dann kann es dir zu viel werden und du schreist, dass das Leben keinen Sinn mehr macht, ja, dass du dir sogar wünschst, du wärest nie geboren worden. Jeremia, nach einem Aufflackern des Glaubens in den Jer 20:11-13, tut genau das in den folgenden Versen.

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