Jeremiah 5:8

Es gibt niemanden, der Recht übt

Der HERR fordert dazu auf, die ganze Stadt zu durchstreifen und zu sehen, ob sich jemand findet, der ehrlich und vertrauenswürdig ist oder nach Wahrheit sucht (Jer 5:1). Sie sollen ihre Augen offen halten. Es geht um eine gründliche Suche. Sie sollen „sehen“, „erkunden“, „suchen“, um zu sehen, ob sich nur einer findet, „der Recht übt, der Treue sucht“. Recht üben bedeutet, die Anerkennung und Handhabung des Gesetzes des HERRN im gemeinschaftlichen Leben und in der Rechtsprechung. Treue suchen bedeutet, aufrichtig und wahrhaftig zu sein.

Wenn es auch nur einen gäbe, würde der HERR das Gericht über den Rest nicht ausführen und Jerusalem würde verschont (vgl. Hes 22:30). Er würde dann „vergeben“. Dieses Wort kommt an dieser Stelle zum ersten Mal in diesem Buch vor. Es ist eine Handlung Gottes, die Er vornimmt unter der Voraussetzung der Buße eines Menschen.

Hier sehen wir deutlich die Gnade Gottes. Er sucht immer nach einer Möglichkeit, um vergeben zu können. Was wir hier lesen, erinnert an sein Versprechen an Abraham, dass Er Sodom verschonen wird, wenn Er nur zehn Gerechte findet (1Mo 18:23-32). Er findet sie nicht (vgl. Mich 7:1; 2; Ps 12:2).

In Jerusalem ist es noch schlimmer: Es ist kein einziger zu finden. Das sollte Jeremia überzeugen, dass der HERR gerecht ist in seiner Entscheidung, sein Volk zu richten. Es bestätigt ihn auch in seinem Auftrag, den der HERR ihm gegeben hat, dieses Gericht zu anzukünden.

Sie wagen es, den Namen des HERRN auszusprechen und in diesem Namen einen falschen Eid abzulegen (Jer 5:2; vgl. Mt 5:33-37). Das wird gemacht, um andere zu täuschen. Sie brechen schamlos Versprechen, die sie im Namen des HERRN gegeben haben. Sowohl Elisa als auch Gehasi verwenden den Satz: „So wahr der HERR lebt“ (2Kön 5:16; 20), der eine in Wahrheit, der andere in Verlogenheit. Dieser unwahrhaftige Gebrauch des Namens des HERRN ist ein eitler Gebrauch seines Namens und durch das Gesetz verboten (2Mo 20:7).

Jeremia weiß, dass der HERR nach jemandem Ausschau hält, der treu ist (Jer 5:3). In Jer 5:1 spricht der HERR von einer solchen Person, hier tut es Jeremia. Er weiß, wonach der HERR Ausschau hält. Er weiß, dass der HERR alles getan hat, um sein Volk wieder zu einem vertrauenswürdigen Volk zu machen. Er hat sie auf jede erdenkliche Weise gezüchtigt, aber niemand hat es zu Herzen genommen. Anstatt sich unter der Züchtigung zu beugen, verhärten sie ihr Gesicht und offenbaren ihre absolute Weigerung, Buße zu tun.

Dann geht Jeremia erneut unter das Volk, um zu sehen, ob wirklich niemand zu finden ist, der den HERRN fürchtet. Damit bezeugt er aufs Neue eine große Liebe zu seinem Volk. Zuvor war er bei den Geringen gewesen, den armen, einfachen Leuten, die sich wie Törichte verhalten (Jer 5:4). Ihr Verhalten rührt von ihrer Unwissenheit über den Weg des HERR. Sie kennen das Recht ihres Gottes nicht. Deshalb findet er dort auch keinen, der vertrauenswürdig ist.

Nun will er zu den Großen gehen, den Leuten von Rang (Jer 5:5). Sicherlich wird er dort mehr Erfolg haben. Sie müssen den Weg des HERRN und sein Recht kennen. Aber auch dort gibt es niemanden, der Vertrauenswürdigkeit anstrebt, denn diese Leute haben das Joch des HERRN abgeworfen. Sie wollen sich Ihm in keinerlei Weise unterordnen.

Das Ergebnis ist, dass es niemanden gibt, der Gutes tut, nicht unter den Geringen und nicht unter den Leuten von Rang und den Reichen, nicht unter dem einfachen Volk und nicht unter den Führern. Es gibt niemanden, der Gott sucht, es gibt nicht einmal einen (vgl. Röm 3:10-12). Wir wissen nun, dass es doch einen gibt, einen, der absolut vertrauenswürdig ist und das ist unser Herr Jesus.

Weil sie so hartnäckig sind in ihrer Abweichung vom HERRN und ihre Übertretungen „viele“ geworden sind und ihre Abtrünnigkeiten „zahlreich“ sind, wird Er sie strafen (Jer 5:6). Seine Werkzeuge sind die wilden Tiere, die ohne jedes Erbarmen töten und zerreißen. Abgesehen davon, dass wir an buchstäbliche wilde Tiere denken, können wir in dem „Löwen“, dem „Wolf“ und dem „Leoparden“ nacheinander die Macht, die Raubgier und die Schnelligkeit der Babylonier sehen. Sie sind die Zuchtrute Gottes für sein Volk wegen dessen vieler Übertretungen und zahlreicher Abtrünnigkeiten.

Wie kann der HERR ihnen vergeben, wenn sie so sündigen (Jer 5:7)? Er kann nicht vergeben, wenn sie ihre Schuld nicht bekennen und keine Buße vorhanden ist. Sie haben Ihn verlassen und haben auch ihre Kinder gelehrt, Ihn zu verlassen. Nun schwören diese Kinder bei etwas, was keine Götter sind, um davon Rettung zu erwarten.

Selbst die Gunstbeweise, die Er ihnen reichlich gewährt hat, missbrauchen sie. Sie deuten sie als Anerkennung ihres sündigen Weges. Sie haben sie mit äußerster Untreue beantwortet, mit abscheulichem und häufigem Ehebruch. Das Haus Israel ist ein Haus der Huren geworden, ein Haus der Götzen, wo massenhaft Ehebruch begangen wird, das heißt, wo massenhaft Götzen gedient wird.

Israel ist auch im wörtlichen Sinne zu einem Haus der Hure verkommen. Götzendienst öffnet immer die Tür zu unmoralischem Verhalten. Götzendienst beinhaltet immer sexuelles Übel (1Kor 10:7; 8; Off 2:20). Götzendienst und Hurerei stehen in einem gottlosen Zusammenhang. Das Volk ist in der Befriedigung ihrer Lüste wie Pferde, die ihrem Paarungstrieb hemmungslos folgen (Jer 5:8). So wiehert ein jeder Mann und begehrt hemmungslos die Frau seines Nächsten. Die Sünde des Ehebruchs ist weit verbreitet; jeder scheint sich daran zu beteiligen.

Kann der HERR etwas anderes tun, als sie zu strafen und sich an einem solchen Volk zu rächen, das Er so gesegnet hat (Jer 5:9; vgl. 1Thes 4:3-6)? Darin spiegelt sich seine Empörung und Gerechtigkeit wider.

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