Jeremiah 8:18

Deutsche Versen (18-8,23)

Der Kummer Jeremias

Jeremia ist nun schon seit vielen Jahren Prophet, aber seine Prophezeiungen sind ergebnislos geblieben. Anstatt erquickt zu werden, indem er sieht, dass das Volk zuhört, sieht er nur noch mehr Abfall (Jer 8:18). Die Aussicht auf die unmittelbar bevorstehende Zerstörung bricht ihm das Herz. Er liebt sein Volk zutiefst, aber seine Liebe stößt auf Ablehnung. Er kennt den Weg des Segens für sein Volk, aber das Volk will diesen Weg nicht gehen.

So kann es auch bei uns sein, wenn wir sehen, was Menschen nötig haben und es ihnen anbieten, sie aber das Angebot der Gnade rundheraus ablehnen. Das tut weh, nicht für uns selbst, sondern für sie. Jeremia und Paulus und Mose liebten das Volk Gottes von ganzem Herzen und litten unter ihrer Ablehnung der Gnade. Mehr als sie alle litt der Herr Jesus unter der Ablehnung von Ihm und seiner Gnade.

Jeremia hört die Hilfeschreie seines Volkes aus fernem Land (Jer 8:19). Sein prophetisches Ohr hört das Volk, das schon aus der Gefangenschaft um Hilfe rufen. Die Antwort auf die Fragen ist, dass der HERR ganz sicher in Zion ist und dass ihr König mit ihr ist. Aber, so die Antwort weiter, warum hält das Volk, das bald fragen wird, ob der HERR in Zion ist, immer noch so fest an den Götzen aus fremden Ländern? Das ist der Grund für seinen Zorn. Darum hat Er sein Volk übergeben in die Hand ihrer Feinde.

Das Volk antwortet, dass die Erntezeit vorbei ist (Jer 8:20). Der Sommer, die angenehme Zeit, in der der volle Ertrag des Landes geerntet werden kann, ist zu Ende. Die Verheißung der Ernte ist an den Gehorsam gegenüber dem HERRN gebunden. Diesen Gehorsam haben sie aufgegeben. Sie haben auch geistlich die angenehme Zeit verstreichen lassen, die Zeit, in der der HERR zur Buße und Umkehr aufrief (vgl. Lk 19:43; 44; 2Kor 6:2). Die Erlösung ist nicht mehr in Reichweite.

Diese Erkenntnis bringt Jeremia in große Seelennot (Jer 8:21). Der Bruch ist endgültig. Das bricht ihm das Herz und bringt ihn zum Trauern. Es schmerzt und er bittet um Medizin und einen Arzt (Jer 8:22). Balsam wird als Medizin und auch als Schönheitsmittel verwendet (1Mo 37:25; Jer 46:11; Jer 51:8; Hes 27:17). Es ist eine stärkende, wohlriechende Salbe. Der Gebrauch tut dem Menschen gut. Aber diese Medizin ist nur von dem „Arzt“ erhältlich, der der HERR ist. Sie sind beide – der HERR als der Arzt (2Mo 15:26) und sein Wort als der Balsam – verfügbar. Warum hat das Volk keinen Gebrauch davon gemacht?

Jeremia ist tief besorgt über den Zustand seines Volkes und die Katastrophen, die auf sie zukommen. Er leidet sehr darunter, dass sie nicht auf ihn gehört haben (Jer 8:23). Er hat eine intensive Liebe zu Gottes Volk, zu dem er mit Herz und Seele gehört. Er wünschte, er hätte mehr Tränen, um seinen Kummer über all die auszudrücken, die infolge der Züchtigung Gottes umgekommen sind und noch umkommen werden (Jer 13:17; Jer 14:17).

Was hier geschrieben steht, hat ihm den Beinamen „der weinende Prophet“ eingebracht. Er ähnelt hier dem Herrn Jesus, der auch über die Stadt weinte (Lk 19:41). Es erinnert auch an das Weinen des Paulus um seine Brüder nach dem Fleisch (Röm 9:1-5; Röm 10:1). Weinen wir auch über den Zustand von Gottes Volk, sowohl allgemein als auch in der örtlichen Gemeinde, in der wir sind? Oder vermeiden wir diese Gefühle und geben uns lieber den angenehmen Aspekten des Christseins hin? Ziehen wir es vor, unterhalten statt ermahnt zu werden?

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