Job 33:11

Gott ist größer als Hiob

Elihu hat Hiob gesagt, dass er nicht hart zu ihm sein wird. Das bedeutet nicht, dass er Hiob nicht auf seine Fehler hinweist und ihn darauf anspricht. Dennoch spricht er anders als die Freunde. Daher gibt Hiob keine Wiederworte. Hiob ist bereit, Elihu zuzuhören.

Elihu beginnt damit, Hiob an etwas zu erinnern, das er aus seinem Mund gehört hat (Hiob 33:8). Dies ist nicht vage, rätselhaft oder unterstellend, sondern konkret. Jeder, der bei den Gesprächen anwesend ist, wird deren Richtigkeit bestätigen. Elihu zitiert nicht wörtlich, was Hiob gesagt hat, sondern dem Inhalt nach. Er fasst die Rede Hiobs zusammen und gibt ihre Grundzüge wieder.

Hiob hat wiederholt behauptet, er sei aufrichtig und unschuldig (Hiob 33:9; Hiob 9:21; Hiob 10:7; Hiob 13:18; 23; Hiob 16:17; Hiob 23:10; Hiob 27:5). Besonders in Hiob 31 plädiert er eindringlich für seine Unschuld. Elihu fasst dies in den vier Begriffen „rein“, „ohne Übertretung“, „makellos“ und „keine Ungerechtigkeit [begangen]“ zusammen. Das war keine Anmaßung von Hiob. Und Elihu wirft Hiob dies auch nicht als Anschuldigung vor die Füße. Hiobs Unschuldsbehauptung ist berechtigt, wie wir aus Hiob 1 wissen (Hiob 1:1). Hiob meint hier nicht, dass er sündlos ist (vgl. Hiob 7:21; Hiob 13:26), sondern dass er nichts getan hat, was das Gericht seines schweren Leidens verdient.

Es stimmt jedoch, dass Hiob zu weit gegangen ist, indem er Gott verdächtigt hat, etwas an ihm zu suchen, und dass Er deshalb so mit ihm umgeht (Hiob 33:10). Hiob glaubt, dass Gott etwas an ihm sucht, um ihn anzuklagen, und dass Er sich ihm gegenüber wie ein Feind verhält (Hiob 13:24; Hiob 19:11; Hiob 30:21). Elihu hörte Hiob sagen, dass Gott seine Füße in den Stock legt und alle seine Wege beobachtet (Hiob 13:27). Darauf geht Elihu ein (Hiob 33:11).

Die Antwort Elihus lautet, dass Hiob in diesem Punkt „nicht Recht“ hat (Hiob 33:12). Damit ist er dem, was Gott ist und wer er selbst ist, nicht gerecht geworden. Er hat vergessen, wer Gott ist und wer er selbst ist, „denn Gott ist erhabener als ein Mensch“, wie Hiob. Wie konnte Hiob es wagen, Gott, der so viel größer ist als ein Sterblicher, zur Verantwortung zu ziehen (Hiob 33:13)? Dass Gott größer ist als ein Sterblicher, bezieht sich nicht nur auf Gott als Schöpfer, sondern hier besonders auf die Größe und Majestät seines Handelns mit dem Menschen.

Außerdem klagte Hiob Gott an, dass er zu Ihm schrie, aber Gott antwortete ihm nicht (Hiob 19:7; Hiob 30:20). Das kann Gott doch nicht tun?! Er kann doch wenigstens sagen, warum Er ihn so leiden lässt? Hat er denn nicht ein Recht darauf? Aber Gott ist Gott. Er ist in keinster Weise verpflichtet, den Menschen Rechenschaft über sein Handeln abzulegen, auch nicht den Seinen.

Was Hiob sagt, sehen wir in viel stärkerer und rebellischerer Form immer wieder in der Geschichte der Menschheit bis heute. Bei Hiob gibt es keine Rebellion, sondern einen Kampf. Er reißt nicht sein Maul gegen Gott auf. Bei den rebellischen Menschen ist das sehr wohl so. Im Menschen gibt es Widerstand, Opposition und Rebellion gegen Gottes Handeln, die durch Unglauben und Selbsterhöhung motiviert sind. Der Mensch setzt Gott auf die Anklagebank und fordert Ihn heraus, mal zu erklären, warum Er Dinge zulässt oder tut (Röm 9:20).

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