Job 34:8

Hiob hat Gott beschuldigt

Elihu äußert keine Vermutungen, sondern bezieht sich auf das, was Hiob gesagt hat (Hiob 34:5). Hiob hat gesagt, dass Gott ihm, der von sich selbst weiß, dass er nichts Böses getan hat, Unrecht getan hat, indem Er ihm sein Recht genommen hat. Hiob hat dies wörtlich gesagt (Hiob 12:4; Hiob 13:18; Hiob 27:2; 6), aber es ist auch der ganze Tenor seiner Verteidigung.

Man fragt sich: Welches Recht hätte Hiob gehabt? Kann er und können wir vor Gott auf ein Recht Anspruch erheben, auf etwas, von dem wir Gott sagen können, dass Er es zu unterlassen hat? Wir haben schließlich kein anderes Recht vor Gott als das Gericht der Hölle, oder? Als Geschöpf haben wir kein Recht gegenüber dem Schöpfer (Röm 9:20), und als Sünder sollten wir ganz still sein (Röm 3:19).

Hiob fühlt sich völlig im Recht. Dabei empfindet er es auch so, dass das, was ihm widerfahren ist, ihn zum Lügner gemacht hat (Hiob 34:6). Das haben ihm seine Freunde auch immer in verschleierten Worten gesagt. Sie haben immer gesagt, dass Hiob, weil er so viel leidet, wohl schwer gesündigt haben muss. Hiob leugnet, dass er gesündigt hat, aber seine Freunde glauben ihm nicht und deshalb ist er für sie ein Lügner.

In diese Lage ist er durch das gekommen, was Gott über ihn gebracht hat. Die Pfeilwunde wurde ihm vom Allmächtigen zugefügt, wie Hiob sagte (Hiob 6:4; Hiob 16:13). Damit meint er die Verhängnisse, die von Gott über ihn gebracht wurden. Es sind Unglücke, die ihm eine unheilbare Wunde zugefügt haben. Und Gott hat dies getan, urteilt Hiob, „ohne dass ich übertreten habe“. Hiob bringt damit zum Ausdruck, dass Gott ihm Unrecht tut. Elihu ist bemüht, Hiob klarzumachen, dass er hier zu weit gegangen ist.

In Hiob 34:7 ruft Elihu vor Verwunderung über Hiob aus, dass es niemanden wie ihn gibt, einen Mann, der sich über Gottes Handeln mit ihm spottet und dies mit der Leichtigkeit tut, mit der jemand Wasser trinkt. In Hiob 34:8 sagt Elihu, dass Hiob mit seinen Äußerungen über Gott zu weit gegangen ist. Er sagt von Hiob, dass er „in Gesellschaft geht mit denen, die Frevel tun, und mit gottlosen Menschen Umgang hat“. Er sagt nicht, dass Hiob Unrecht begeht oder ein Gottloser ist, aber dass er sich in ihrer Gesellschaft befindet.

Das heißt nicht, dass er selbst gottlos ist. Elihu sagt das so, weil Hiob sich so über Gott ausgelassen hat wie die Übeltäter und die gottlosen Menschen (Hiob 21:14; 15). Dadurch vereinigt er sich im Geist mit ihnen. Hiob hatte nämlich gesagt, dass es einem überhaupt keinen Gewinn bringt, „dass er Wohlgefallen an Gott hat“ (Hiob 34:9).

Dies sind Worte, die Hiob nicht wörtlich so gesagt hat, die aber in dem, was er über Gott sagte, durchklingen (Hiob 9:22). Er hat in seinem Leben immer gezeigt, dass er Gott fürchtete. Und was ist nun die Antwort Gottes darauf? Er hat ihm alles genommen und ihm stattdessen tiefes, hoffnungsloses Elend beschert. Nein, nach den Aussagen von Hiob haben Frömmigkeit und Gottesfurcht keinen Nutzen (vgl. Mal 3:14). Es spielt keine Rolle, ob man Gott dient, Ihn anbetet und mit Ihm lebt, denn Gott berücksichtigt das alles nicht. Sieh dir nur sein Elend an.

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