Job 36:10

Das Ziel des Elends

Nun kann es noch so sein, dass die Gerechten durch das Elend gebunden und gefangen sind (Hiob 36:8). Sie können sich nicht davon befreien, und sie können sich auch nicht davon losreißen. Sie sind gleichsam mit Ketten und Banden gefesselt (vgl. Klgl 3:7). Auch wenn es so aussieht, als ob Gott es auf sie abgesehen hat, so ist es doch seine liebevolle Fürsorge für sie. Er handelt mit ihnen, weil Er barmherzig ist und sie zur Erkenntnis darüber bringen will.

Auf diese Weise macht Er sie auf ihr Tun aufmerksam (Hiob 36:9). Er lässt sie wissen, was sie tun, aber dass sie Ihn dabei nicht mit einbeziehen. Es ist eine Situation entstanden, in der „sie sich trotzig gebärdeten“. Wenn die Übertretungen die Oberhand gewonnen haben, bedeutet dies, dass Gott nicht mehr an erster Stelle steht, wenn man Ihn anklagt. Hiob hat übertreten, indem er Gott für sein Elend verantwortlich machte. „Vom Frevel umkehren“ heißt hier: anerkennen, dass Gott das Recht hat, mit ihm nach seinen eigenen, weisen Absichten zu verfahren, auch wenn er dies nicht versteht.

Durch das Elend, das über sie kommt, will Er ihr Ohr für seine Ermahnung oder Zucht öffnen (Hiob 36:10; vgl. Hiob 33:16). Die Bedrängnis soll den Menschen zur Umkehr bringen, ihn dazu bringen, über sein bisheriges Leben nachzudenken und sich zu fragen, warum ihm das alles widerfährt. Elihu schaut nicht auf die Ursache der Ermahnung – das haben die Freunde getan –, sondern auf ihren Zweck. Gott spricht zu ihnen durch die Prüfung. Durch das, was Er über die Gerechten bringt, sagt Er, dass sie „vom Frevel umkehren sollen“. Dieser Frevel besteht darin, dass sie Ihn nicht in ihr Leben einbeziehen.

Zunächst wird das positive Ergebnis von Gottes Zucht vorgestellt (Hiob 36:11). Wenn die Gerechten in der Prüfung auf Gottes Stimme hören, wird sich das darin zeigen, dass sie Ihm (wieder) dienen. Gott wird wieder den ersten Platz in ihren Herzen einnehmen. Infolgedessen werden sie in den verbleibenden Tagen ihres Lebens die guten Dinge genießen. Es werden „Tage im Wohlergehen“ sein, Tage, die voll von allem sind, was angenehm ist. Hiob wird das erfahren (Hiob 42:12; 17). Das ist es, was die Gnade Gottes im Auge hat, wenn es um Prüfungen geht.

Wenn die Menschen nicht hören, werden sie umkommen (Hiob 36:12). Dies betrifft hier Menschen, die rechtschaffen erscheinen, es aber nicht sind. Wenn sie geprüft werden, fügen sie sich nicht dem Willen Gottes, sondern widerstehen Ihm. Sie nehmen seine Unterweisung nicht an, die Er ihnen durch die Zucht auferlegt, um sie dadurch zu sich zu ziehen, sondern lehnen sie ab. Sie kommen durch ein „Geschoss“ um, das heißt, sie werden durch einen plötzlichen Tod hinweggerafft.

Sie geben den Geist auf, ohne ihren Geist Gott unterworfen zu haben. Ohne Kenntnis der Wege, die Gott mit ihnen gegangen ist, und der Zucht, die Er zu ihrem Besten über sie verhängt hat, sterben sie. Bei allem, was Gott über sie gebracht hat, haben sie nie eine Absicht von höchster Stelle gesehen. Über den Nutzen dessen, was sie überkam, haben sie nie nachgedacht. Hiob hat es aber getan. Zwar hat er Gott nicht verstanden, aber er hat Ihn gesucht.

Hiob ist auch kein Mensch, der ein ruchloses Herz hat (Hiob 36:13). Menschen mit einem ruchlosen Herzen sündigen andauernd. In ihrer Unzufriedenheit häufen sie Zorn in ihrem Herzen an, ihr Ärger über den Zustand der Dinge nimmt immer mehr zu. Aber sie schreien nicht zu Gott um Hilfe, wenn Er Elend über sie bringt und sie damit fesselt. Anstatt zu Gott umzukehren, rebellieren sie gegen Ihn. Hiob rief in seinem Elend ständig um Hilfe. Das beweist, dass Elihu nicht ihn meint, sondern von Menschen spricht, die scheinbar Gottesfurcht besitzen, aber deren Kraft leugnen (2Tim 3:5; Mt 15:6-9).

Solchen Menschen wird kein langes Leben beschieden sein, denn sie werden jung sterben (Hiob 36:14). Dies steht im Gegensatz zu dem Segen, der den Gerechten zuteil wird, die auf Gott hören und Ihm dienen (Hiob 36:11). Sie werden auch einen äußerst schändlichen Tod sterben. Im Tod werden sie nicht die Ehre erhalten, die sie zu Lebzeiten in ihrer Heuchelei für sich beansprucht haben. Die Art und Weise, wie ihr Leben endet, entspricht der Art, wie sie gelebt haben. Sie lebten in Verderbtheit und das wird auch ihr Ende kennzeichnen.

Im Gegensatz dazu wird der Elende von Gott in seinem Elend errettet (Hiob 36:15). Hiob wird diese Erfahrung machen, wenn er Gott von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Gott wird ihm in der Bedrängnis, in der er sich befindet, das Ohr öffnen. Er wird ihm seine Absicht kundtun, damit er versteht, warum all dieses Leid über ihn gekommen ist. Gott rettet die Elenden nicht aus dem Elend – was Er später tun wird – sondern im Elend. Es bedeutet, dass Gott zu ihm kommt und ihn in seiner Not unterstützt und ihm Trost und Kraft zum Durchhalten gibt. Er befreit ihn von Zweifeln, Angst und Unglauben, indem Er ihm sein Herz zuwendet.

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