Job 39:16

Die Straußhenne

Ein weiteres Tier, das Gott Hiob vorstellt, ist die Straußhenne (Hiob 39:13). Zu diesem Tier stellt Gott Hiob keine Fragen, aber Er beschreibt es. Obwohl Gott keine Fragen stellt, wirft die Beschreibung doch die Frage auf, warum Gott die Straußhenne geschaffen hat. Er ist der größte heute lebende Vogel. Mit einem Gewicht von bis zu 150 Kilo ist die Straußhenne nicht in der Lage zu fliegen. Mit ihrer beeindruckenden Höhe von bis zu zweieinhalb Metern ist es für sie auch schwierig, sich zu verstecken. Während der Storch Flügel und Federn hat, die es ihm ermöglichen, als Zugvogel weite Strecken zu fliegen, hat die Straußhenne nur rauhaarige, stumpfe Flügel. Aber das beunruhigt sie nicht. Gott hat sie gut auf ihren Lebensstil angepasst.

Mit ihren Flügeln kann sie zwar nicht fliegen, aber sie kann fröhlich mit ihnen schlagen. Auch andere Vögel können mit den Federn schlagen. Sie können damit auch fliegen, aber die Straußhenne kann damit nur Geräusche machen. Die Erwähnung des Storchs unter den anderen Vögeln kommt nicht von ungefähr, sondern weist auf einen Gegensatz hin, den Gott selbst eingerichtet hat. Vom Storch heißt es: „Selbst der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten“ (Jer 8:7). Gott gibt den Vögeln ein bestimmtes Wissen oder Er verweigert es ihnen. Letzteres ist bei der Straußhenne der Fall (Hiob 39:17).

Hiob 39:14 beginnt mit „denn“, was auf einen Gegensatz zu den anderen Vögeln hinweist, die sich mit ihren Flügeln von der Erde erheben können. Eine Straußhenne kann nur über die Erde laufen. Sie geht durch das Leben, ohne sich um irgendetwas Sorgen zu machen und auch ohne jegliches Verantwortungsgefühl für ihre Jungen. Das zeigt sich schon an der mangelnden Sorge um ihre Eier. Andere Vögel sitzen auf ihnen, um zu brüten, aber auch um die Eier zu schützen. Die Straußhenne lässt sich leicht von ihrem Nest weglocken.

Sie vergisst – Gott spricht hier von den Tieren, als ob sie Menschen wären –, dass die Eier auf diese Weise nicht sicher sind. Das ist ein grober Mangel an elterlicher Zuneigung. Es gibt keine Fürsorge für die Nachkommen. Sie kümmert sich nicht darum, dass jemand mit seinem Fuß auf die Eier treten könnte (Hiob 39:15). Es kann auch passieren, dass die Tiere des Feldes sie zertrampeln.

Das heißt nicht, dass sie den Ort vergessen hat, an dem sie ihre Eier abgelegt hat. Das wird deutlich, wenn die Jungen aus den Eiern schlüpfen und sie die Jungtiere hat. Die Art und Weise, wie sie ihre Jungen behandelt, steht im Einklang mit dem Mangel an elterlichen Gefühlen, den sie bereits bei der Eiablage gezeigt hat. „Sie behandelt ihre Kinder hart, als gehörten sie ihr nicht“ (Hiob 39:16; vgl. Klgl 4:3). Sie kümmert sich nicht darum und macht sich auch keinen Kopf darüber, was aus ihren Jungen werden soll.

Aus dem Verhalten der Straußhenne lassen sich zweifellos wichtige und warnende Lektionen für die Erziehung ziehen. Es ist hier nicht die richtige Stelle, um näher darauf einzugehen. Wir empfehlen dem Leser jedoch, in diesem Abschnitt nach ihnen zu suchen und den Herrn zu bitten, ihm zu helfen, sich seinen Kindern gegenüber nicht so zu verhalten, wie es die Straußhenne ihren Jungen gegenüber tut.

Dass die Straußhenne so gleichgültig und hartherzig ist, liegt daran, dass Gott sie „die Weisheit vergessen“ ließ (Hiob 39:17). Gott hat ihr nicht die Weisheit gegeben, die Er anderen Tieren wohl gegeben hat. Es ist völlig frei in dem was Er Tieren gibt oder eben nicht gibt. Hinter diesem Handeln steht ein weiser Vorsatz. Die Tatsache, dass wir sie nicht immer verstehen, ändert nichts an Gottes Weisheit. Es sollte uns bewusst machen, dass Gott nach seinem Wohlgefallen handelt, ohne dass wir immer den Grund dafür sehen oder eine Erklärung dafür erhalten.

Gott hat der Straußhenne keine Weisheit gegeben, aber Er hat ihr die Fähigkeit gegeben, sehr schnell zu laufen. Sie benutzt ihre Flügel und Federn nicht, um ihre Jungen zu beschützen, sondern um zu fliehen, wenn sie Gefahr sieht. In einer Zeit der Gefahr „peitscht sie sich in die Höhe“, d. h. sie steht auf und beginnt einen Lauf, mit dem nicht einmal ein Pferd Schritt halten kann (Hiob 39:18). Die Kraft ihrer Beine ist enorm. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 70 Stundenkilometer. Sie lacht das Pferd und denjenigen, der es reitet, einfach aus.

Die Lektion ist, dass Gott, wenn Er will, Geschöpfe erschafft, die dumm sind und uns seltsam vorkommen, die sich verhalten, als wären sie verrückt. Hier sehen wir einen Vogel, der nicht fliegen kann. Obwohl das Tier Flügel hat, kann es schneller laufen als ein Pferd. Hiob konnte nicht begreifen, was Gott in seinem Leben vorhatte. Gott sagt ihm, dass die geschaffene Welt manchmal genauso schwer zu erklären ist. Die Straußhenne ist ein dummes Tier, aber Gott kümmert sich um sie, so wie Er sich um ihre Jungen kümmert, die sie vergessen hat oder gegenüber denen sie hart ist. Die Frage wird nicht gestellt, aber sie wird angedeutet: Kann Hiob das abnorme Verhalten dieses Tieres erklären?

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