John 1:14

Das Wort wurde Fleisch

Die Joh 1:1; 2 beschreiben, was Er ewig war, Joh 1:14 sagt, was Er in der Zeit wurde. Er wurde Mensch und wohnte unter uns. Das Wort „wohnen“ ist eigentlich „zelten“, „in einem Zelt wohnen“. Der ewige Sohn wurde Fleisch, wurde Mensch, um so unter Menschen verweilen zu können, so wie Gott früher in der Stiftshütte bei seinem Volk wohnte und mit ihnen umherzog (2Mo 25:8).

Durch seine Menschwerdung konnte Er uns alle seine Herrlichkeiten, die in den vorhergehenden Versen geschildert werden, zeigen. Seine Herrlichkeit wird von all denen angeschaut, die Ihn „aufnahmen“ (Joh 1:12). Diese Herrlichkeit, die wir anschauen, ist nicht die vom Berg Sinai, von Majestät und gerechten Forderungen. Es ist eine Herrlichkeit, die zu der innigen Beziehung der Liebe passt, die zwischen dem Vater und Ihm, dem eingeborenen Sohn des Vaters, besteht.

Es ist ein großes Wunder, diese Herrlichkeit anschauen zu dürfen. Wenn wir durch Gnade geöffnete Augen dafür haben, sehen wir, wie Er voller Gnade und Wahrheit ist. Gnade ist Liebe inmitten des Bösen, während sie zugleich darüber erhaben ist. In Christus hat sich die Gnade mitten in das Böse begeben, um das Böse durch das Gute zu überwinden.

Gnade und Wahrheit sind unlösbar miteinander verbunden. Gnade ohne Wahrheit ist keine Gnade. Gnade ist mit Wahrheit gepaart und macht es für einen Menschen möglich, die Wahrheit zu ertragen, wenn er sich dadurch als Sünder erkennt und verurteilt wird. Deshalb ist die Reihenfolge: zuerst Gnade, dann Wahrheit.

Gott hat nicht aufgehört, durch Johannes auch ein Zeugnis über seinen Sohn als den zu geben, der voller Gnade und Wahrheit ist. In jedem Abschnitt dieses Kapitels haben wir ein Zeugnis des Johannes: zunächst in Bezug auf das Licht (Joh 1:6-9), hier im Blick auf sein Zeugnis gegenüber der Welt und danach in Bezug auf sein Auftreten in der Welt (Joh 1:19-36). Johannes, der Größte unter den von Frauen Geborenen (Lk 7:28), zeugt auf jeder Ebene von Ihm. Der Herr Jesus ist Gott, auch wenn er später als Johannes auftritt. Er ist der Geber, der allen ohne Unterschied gibt, und das aus einer unerschöpflichen Fülle. Es gibt keinen Segen außer Ihm, und folglich gibt es keinen Mangel bei denen, die Ihn besitzen.

Wir haben nicht Wahrheit um Wahrheit empfangen (die Wahrheit ist einfach und stellt alles an seinen Platz), sondern was wir nötig hatten: Gnade um Gnade, eine Gnade nach der anderen, Gottes Gunst im Überfluss. Wir dürfen hierbei an eine Anhäufung göttlicher Segnungen denken, die Früchte seiner Liebe sind.

Diese Dinge stehen in völligem Gegensatz zum Gesetz. Das Gesetz wurde durch Mose gegeben. Mose ist der Mittler, durch den Gott das Gesetz gegeben hat. Das Gesetz sagt zwar, was der Mensch sein sollte, aber nicht, was der Mensch ist. Die Wahrheit tut gerade das. Das Gesetz kann den Menschen nicht befreien und Gott nicht offenbaren. Durch das Gesetz bekommt man kein Leben und auch keine Offenbarungen. Das liegt daran, dass die Sünde bereits durch Adam in die Welt gekommen ist und das Gesetz durch das Fleisch kraftlos geworden ist. Das liegt nicht am Gesetz, sondern am Menschen, der jeden Segen Gottes verloren hat.

Nun aber ist durch Jesus Christus eine vollkommene und herrliche Veränderung eingetreten. Hier wird schließlich der Name dessen genannt, in dem alle genannten Herrlichkeiten sind und der ihr Ausdruck ist: Jesus Christus.

Gnade und Wahrheit bilden eine Einheit. Darum steht hier, dass die Gnade und die Wahrheit durch Ihn geworden ist (nicht: sind). Gnade und Wahrheit, die völlig in Ihm ist (Joh 1:14), hat in Ihm ihren vollkommenen Ausdruck bekommen. Hier steht nicht, dass Gnade und Wahrheit durch Ihn gegeben ist, so wie das Gesetz durch Mose gegeben wurde. Der Herr Jesus ist nicht ein Mittler, jemand, durch den Gott Gnade und Wahrheit gibt. Er hat aus seiner eigenen Herrlichkeit heraus Gnade und Wahrheit gezeigt.

Wenn Er nicht gekommen wäre, hätten wir niemals Gnade und Wahrheit kennengelernt. Er zeigt verlorenen Menschen die Gnade Gottes und die Wahrheit Gottes, damit sie Teil bekämen an allem, was Gott in seinem Herzen hat und was Er in Christus offenbart hat. Wenn Christus nicht gekommen wäre, hätten wir lediglich einen begrenzten Eindruck von Gott bekommen können, sei es durch die Natur oder sei es durch das Gesetz. Beides hätte uns auf Abstand gehalten und schließlich verurteilt, wenn der Sohn nicht gekommen wäre.

Nachdem Er nun gekommen ist, hat Er Gott auf eine alles überragende Weise offenbart. Er hat Gott als Vater offenbart. Er hat das aus der engen Beziehung herausgetan, die Er selbst besaß und die Er niemals verlassen hat. Das Wort „Schoß“ bezeichnet engste Beziehung und innigste Vertrautheit. Das ist der Ort, wo der Sohn ewig ist, den Er niemals verlassen hat und wo Er auch war, als Er als Mensch auf der Erde war.

Darum konnte und kann Er und nur Er allein Gott kundmachen. Es musste nicht nur der volle Segen kundgemacht werden, der durch Jesus Christus gekommen ist und der durch seine Erlösung der Besitz aller ist, die an der Erlösung teilhaben, auch Gott selbst musste bekanntgemacht werden. Das hat Jesus Christus getan, der Offenbarer und die Offenbarung Gottes und aller Dinge, weil Er die Wahrheit ist. Er konnte das tun, weil Er der Sohn im Schoß des Vaters ist.

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