John 10:1

Der Hirte der Schafe

Dieses Kapitel schließt nahtlos an das vorhergehende an. Den Blindgeborenen, den der Herr geheilt hat und der dadurch sehen konnte, haben die Führer des Volkes hinausgeworfen. In dem Kapitel, das wir nun vor uns haben, werden wir sehen, was das bedeutet und was die Folgen sind. Der Herr Jesus setzt hier seine Darlegungen an die Pharisäer fort, womit Er in Kapitel 9,39 begonnen hat. Sie haben sich, indem sie den Blindgeborenen hinauswarfen, als von Gott berufene Leiter disqualifiziert. Der Herr zeigt ihnen anhand des Bildes vom Hof mit den Schafen die Konsequenzen dieses Hinauswurfs. Er ist die Tür des Hofes, und Er ist der Hirte der Schafe.

Er leitet seine wichtige Belehrung dazu wieder mit einem zweimaligen und damit nachdrücklichen Wahrlich und dem gebietenden Ich sage euch ein. Er stellt beschreibt zunächst die Situation, in der sich Israel und die falschen Führer befinden. Der Hof ist das religiöse System, das Mose aufgerichtet hat. Ein Hof erinnert an einen eingezäunten Bereich, in dem die Schafe sich sicher aufhalten können. Das Gesetz Moses diente als eine Umzäunung, durch die die Juden von den Heiden getrennt waren (Eph 2:14).

Der Hof hatte eine Öffnung, eine Tür, durch die man hineingehen konnte. Die Tür symbolisiert die von Gott gegebene rechte Art und Weise, in den Hof Israels hineinzugehen, um für das Volk, das als seine Herde gesehen wird, ein Hirte zu sein (Jes 40:11). Aber es gibt Menschen, die auf andere Weise als durch die Tür in den Hof hineingegangen sind. Sie sind an einer anderen Stelle hineingeklettert. Das sind die Diebe und die Räuber, die sich am Volk Gottes gütlich tun. Es sind Menschen, die sich Autorität über das Volk Gottes anmaßen, die Gott ihnen nicht gegeben hat. Dabei können wir an Menschen wie Theudas und Judas denken (Apg 5:36; 37). Es sind Menschen, die sich selbst zu Führern aufwerfen, sich jedoch als Verführer entpuppen. Darunter können wir auch die Pharisäer und andere religiöse Personen einordnen, die die Führung des Volkes Gottes beanspruchen.

Der Herr warnt vor solchen Leuten und sagt, dass sie Wölfe in Schafskleidern sind (Mt 7:15). Sie weiden sich selbst anstelle der Schafe (Hes 34:2). Der Hirte, den Gott gegebenen hat, geht durch die Tür hinein. Gott hat durch die Propheten vorausgesagt, auf welche Weise der Messias als Hirte hineinkommt. So würde Er von einer Jungfrau und in Bethlehem geboren werden (Jes 7:14; Mich 5:1). Das trifft auf den Herrn Jesus zu. Er bestätigt auch durch seine Werke das, was, Gott über den Messias gesagt hat. Er würde Blinde sehend und Taube hörend machen (Jes 35:5; 6). Gott hat auch vom Himmel aus sein Zeugnis über Ihn gegeben, als Er auf Ihn als seinen geliebten Sohn hinwies (Mt 3:17).

Er ist durch die Tür hineingegangen. Das bedeutet, dass Er die Prüfungen aller Prophezeiungen des Alten Testaments bestanden hat. Dadurch ist bewiesen, dass Er alle diese Prophezeiungen erfüllt hat, und es ist deutlich geworden, dass Er der Hirte ist, den Gott seinem Volk gegeben hat. Ganz praktisch ist Er durch die Tür hineingegangen, als Er sich von Johannes taufen ließ. Dadurch stellte Er sich auf die Seite derer, die mit dem Bekenntnis ihrer Sünden als ein reuevoller Überrest ihren Platz vor Gott einnahmen. Mit ihnen machte Er sich eins. Für sie ist Er der Hirte, den Gott seinem Volk gab.

Der Herr spricht hier über einen Hirten und bezieht sich damit auf eine aus dem Alten Testament bekannte Bildersprache (Ps 23:1; Ps 80:2; Sach 11:11). In Hesekiel 34 geht es vor allem um die falschen Hirten. Im Gegensatz dazu spricht Er von sich selbst als dem guten Hirten (Joh 10:11). In Verbindung damit spricht Er davon, dass Er Leben für die Schafe gibt. Er ist auch der große Hirte der Schafe (Heb 13:20) und der Erzhirte (1Pet 5:4). Wir können sagen, dass Er sich in der Vergangenheit als der gute Hirte erwiesen hat, als Er sein Leben gab. Wir sehen auch, dass Er in der gegenwärtigen Zeit der große Hirte ist, der für seine Schafe sorgt. Was die Zukunft betrifft, so sehen wir Ihn als den Erzhirten, der erscheinen wird und denen Lohn austeilen wird, die Ihm in der gegenwärtigen Zeit nachgefolgt sind und für seine Schafe gesorgt haben.

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