John 10:5

Der Hirte und die Schafe

Gott als der Türhüter hat Ihm geöffnet, weil Er Ihn als seinen Hirten anerkannt hat. Wenn der Hirte im Hof ist, spricht Er zu allen Schafen. Er ist in das Seine gekommen, aber die Seinen haben Ihn nicht angenommen (Joh 1:11). Sie hören seine Stimme, aber sie hören nicht darauf. Und doch gibt es unter all diesen Schafen Israels Schafe, die wohl auf Ihn hören. Diese werden im Unterschied zur Gesamtheit der Schafe „seine eigenen Schafe“ genannt. Der geheilte Blindgeborene im vorigen Kapitel ist eins von „seinen eigenen Schafen“. Es besteht also ein Unterschied zwischen „den Schafen“ und „seinen eigenen Schafen“.

Dann lesen wir etwas Bemerkenswertes, was wir nicht erwartet hätten und was auch seine Jünger nicht erwartet haben. Er kommt hinein, nicht um den Hof zu verbessern, auch nicht, um alle Schafe hinauszuführen, sondern um „seine eigenen Schafe“ aus dem jüdischen Hof zu holen und sie nach draußen, außerhalb des jüdischen Hofes, zu führen. So trennt Er die Schafe voneinander: einerseits die, die Ihn nicht kennen, und andererseits die, die Ihn wohl kennen. Dieser Unterschied und diese Trennung sind jetzt nötig geworden, weil Israel als Volk Ihn verworfen hat.

Nachdem der Herr Jesus diesen Unterschied gemacht hat, beschäftigt Er sich nur noch mit seinen eigenen Schafen, die für sein Herz überaus wertvoll sind. Er liebt jedes seiner eigenen Schafe ganz persönlich. Gott gibt Ihm den Auftrag, diese Schafe zu weiden, von denen Er sagt, dass sie die Elenden der Herde sind (Sach 11:4; 7). In der Erfüllung dieses Auftrags holt der Hirte diese elenden Schafe aus dem Hof Israels heraus, um sie zu etwas Neuem zu machen. In der Apostelgeschichte sehen wir, wie das geschieht (Apg 2:40; 41). Im weiteren Verlauf unseres Kapitels (Joh 10:16) geht der Herr näher darauf ein.

Die Schafe, die Er herausführt, ruft Er mit Namen. So nennt Er die Namen von Simon (Joh 1:42), von Lazarus (Joh 11:43), von Philippus (Joh 14:9) und von Maria (Joh 20:16). Er kennt jedes seiner Schafe persönlich, Er hat zu jedem Schaf eine persönliche Beziehung.

Ein weiterer Aspekt des Herausführens aus dem jüdischen Hof ist, dass es für den Judaismus Gericht bedeutet. Zu denen, die nicht zu seinen eigenen Schafen gehören und die später zu Ihm sagen werden, dass sie doch seine Schafe wären, wird Er sagen, dass Er sie nie gekannt hat (Mt 7:23).

Nicht alle seine eigenen Schafe folgen Ihm gleich willig. Manchmal müssen sie gedrängt werden. Um sie hinauszuführen, muss Er sie manchmal hinaustreiben. Dazu gebraucht der Herr die Feindschaft der falschen Führer, so wie wir das bei dem Blindgeborenen gesehen haben.

Der Hirte führt sie in die Freiheit hinaus und nicht in einen neuen Hof. Auf dem Weg in die Freiheit geht Er vor den Schafen her und sie folgen Ihm, weil sie eine persönliche Beziehung zu dem Hirten haben. Auch kennen sie seine Stimme, die ihnen das Vertrauen gibt, dass sie der richtigen Person folgen. So wie Er ausschließlich mit seinen eigenen Schafen beschäftigt ist, kennen sie ausschließlich seine Stimme und keine andere.

Schafe sind folgsame Tiere, aber nur bei dem eigenen Hirten, dessen Stimme sie kennen. Diese eine Stimme erkennen sie. Alle anderen Stimmen kennen sie nicht. Ruft sie eine andere Stimme, werden sie fliehen, und das, weil es eine unbekannte Stimme ist und nicht die vertraute Stimme des Hirten. Die Stimme offenbart, wer spricht. Wenn es nicht die Stimme des guten Hirten ist, ist es die Stimme eines Fremden. Was für eine andere Stimme es auch sein mag, es genügt zu wissen, dass es nicht die Stimme des Hirten ist. Die Stimme des guten Hirten gibt Vertrauen. Vor jeder anderen Stimme nehmen sie Reißaus.

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