John 11:20

Das Gespräch des Herrn mit Martha

Als Martha hört, dass der Herr kommt, geht sie Ihm entgegen. Sie bringt die Geduld nicht auf, auf den Herrn zu warten. Möglicherweise liegt das an ihrem aktiven Charakter. Maria folgt ihr nicht auf ihrem Weg zum Herrn, sondern bleibt zu Hause. Maria wartet auf Ihn. Sie weiß, dass Er kommt und alles in der Hand hat, und das gibt ihr Ruhe.

Nachdem Martha zum Herrn gekommen ist, drückt sie ihren Glauben an seine Macht aus, nämlich dass ihr Bruder nicht gestorben wäre, wenn Er da gewesen wäre. Vielleicht liegt in ihrer Stimme eine gewisse Enttäuschung darüber, dass Er nicht sofort gekommen ist, als sie Ihm die Nachricht von der Krankheit des Lazarus zukommen ließen. Martha hat jedoch auch Glauben, dass Er in der Lage ist, Wunder zu tun. Sie scheint damit jedoch eher an die Zukunft zu denken, an die Auferstehung am letzten Tag als daran, dass Er jetzt noch ein Wunder im Blick auf Lazarus tun würde.

Als sie ihren Glauben an Ihn als den Messias bekundet, der alles von Gott bekommt, worum Er Ihn auch bitten mag, ist das letztlich doch ein Ausdruck des eingeschränkten Glaubens, den sie an Ihn hat. Der Herr Jesus ist nämlich nicht nur der Messias, der alles von Gott bekommt, was Er von Ihm begehrt. Er ist auch Gott der Sohn, der in eigener Kraft Lazarus auferwecken wird und damit ein Zeugnis im Blick auf seine Person gibt, das größer ist als ein Zeugnis über den Messias. Sie spricht von Gott und von erbitten, obwohl Er doch der Sohn Gottes ist, der nichts von Gott zu erbitten braucht, weil Er Gott der Sohn ist.

Der Herr tadelt Martha jedoch nicht für ihr mangelndes Verständnis über seine Person. Er verfolgt sein eigenes Ziel bei der Belehrung, die Er ihr gibt. Er verspricht ihr, dass ihr Bruder auferstehen wird. Darauf antwortet sie in einer Weise, die deutlich macht, dass sie in dem Herrn Jesus nur den Messias sieht. Sie weiß, dass ihr Bruder auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag. Die Sicherheit, mit der sie das ausdrückt, gehört zum Glauben des Alten Testaments (Hiob 19:26; Ps 118:17; Dan 12:2). Sie erkennt jedoch nicht, dass Er jetzt in der Lage ist, Tote aufzuerwecken, und dass Er das in wenigen Augenblicken auch unter Beweis stellen wird.

Doch zunächst fährt der Herr fort, sie geduldig über Ihn zu belehren. Er gibt ihr eine herrliche Offenbarung, mit der Er ihr zeigt, dass Er die Auferstehung und das Leben ist. Damit steht Er über dem Tod und ist selbst das Leben, dem der Tod nichts anhaben kann. Der Tod muss sogar vor Ihm weichen. Wer daher an Ihn glaubt, kann zwar körperlich sterben, aber er wird leben. Wer an Ihn glaubt, hat Ihn als sein Leben (Joh 3:36). Wenn so jemand stirbt, ist damit das Leben, das er in dem Sohn hat, nicht gestorben, denn es ist ewiges Leben.

Wenn Er sagt: „Ich bin die Auferstehung“, bedeutet das, dass es keine Auferstehung ohne Ihn gibt. Sogar die Ungläubigen werden durch seine Kraft auferstehen, um von Ihm gerichtet zu werden. Er ist auch das Leben, doch das ist Er nur für die, die an Ihn glauben. Wer an Ihn glaubt, empfängt das Leben und besitzt es in Ewigkeit, sogar wenn er stirbt. Wer körperlich lebt und an den Sohn glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben, denn er besitzt durch den Glauben an Ihn das Leben des Sohnes Gottes. Wer an den Sohn glaubt, besitzt das Leben als Auferstehungsleben, das über den Tod triumphiert hat. Das körperliche Sterben ist für den Gläubigen daher eigentlich auch kein Sterben mehr, sondern ein Entschlafen, wie der Herr das von Lazarus gesagt hat (Joh 11:11).

Der Herr fragt Martha, ob sie das glaubt. Er erwartet von ihr die Zustimmung zu seinen Worten. Sie gibt eine bestätigende Antwort, eine Antwort, die sicherlich wahr ist, doch die nicht ganz die Antwort auf seine Frage ist. Sicher, Er ist der Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Was Er ihr jedoch gesagt hat, weist auf eine größere Herrlichkeit hin. Er ist gekommen, um dem, der an Ihn glaubt, ewiges Leben zu geben, und das reicht weit über die Herrlichkeit seiner Regierung im Friedensreich hinaus. Durch seine Verwerfung ist die Aufrichtung dieses Reiches, in dem Er als der Christus und als der Sohn Gottes regieren wird, aufgeschoben. Doch seine Offenbarung als der Sohn des Vaters kann durch nichts verhindert werden, sondern wird gerade in dem größten Widerstand oder den größten Schwierigkeiten auf die herrlichste Weise sichtbar.

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