John 13:35

Das neue Gebot der Liebe

Der Herr spricht seine Jünger als Kinder an. Er sagt nicht meine Kinder, denn nirgends werden die Gläubigen Kinder des Herrn Jesus genannt. Er spricht sie als Kinder Gottes an. Das ist die Bezeichnung für eine liebevolle Beziehung und für Zärtlichkeit. Er ist nur noch eine kurze Zeit bei ihnen, denn Er würde in Kürze zu seinem Vater gehen. Wie Er bereits den Juden gesagt hat (Joh 7:34; Joh 8:21), sagt Er jetzt auch seinen Jüngern, dass sie nicht dorthin kommen können. Das liegt daran, dass Er in einen völlig anderen Bereich eintreten wird, der außerhalb dieser Welt liegt, nämlich in der Welt der Auferstehung.

Der Herr betritt diesen neuen Ort, und das bleibt nicht ohne Folgen für die bestehenden Bande auf der irdischen Grundlage. Die Jünger können Ihm jetzt nicht zu seinem neuen Ort folgen. Er will sie darauf vorbereiten, dass das vorläufig noch nicht möglich ist. Doch für die Zeit, in der sie noch auf der Erde sind, zeigt Er ihnen eine neue Weise des Umgangs miteinander, die genau zu der Atmosphäre des Ortes passt, zu dem Er hingeht. Diese neue Weise ist die Liebe, die sie als Kinder Gottes zueinander haben sollen. Das große Kennzeichen der Familie Gottes ist Liebe, denn Gott ist Liebe. Während der Herr Jesus dort oben von Herrlichkeit umgeben ist, haben die Kinder Gottes auf der Erde einander lieb.

Wenn Er als die wichtigste Säule, an die sie sich lehnen und wo sie inmitten einer feindlichen Welt Halt finden können, nicht mehr bei ihnen ist, müssen sie diese Stütze aneinander finden. Diese Stütze können sie einander nicht aus eigener Kraft geben, wohl aber in der Wirksamkeit des neuen Lebens, das sie von Ihm durch den Glauben an Ihn bekommen haben. Die neue Natur ist Liebe. Wenn sie so miteinander umgehen, wird man sie als Jünger Christi erkennen. Was für ein Zeugnis wird davon ausgehen!

Diese neue Pflicht, einander zu lieben, kommt hervor aus einer neuen Beziehung zwischen dem, der im Himmel ist, und denen, die auf der Erde sind. Das wird für die Menschen um sie her ein überzeugender Beweis sein, dass sie seine Jünger sind. Ihre Liebe untereinander wird von Ihm zeugen, der diese Liebe in seinem Leben und in seinem Tod vollkommen bewiesen hat und sie auch jetzt noch hat: eine Liebe, die nie vergeht. Ihre Liebe muss aus seinem „Material“ sein und nach seinem Vorbild geschehen, so dass diese Liebe bleibt, auch wenn Er nicht mehr da ist.

Es geht hier nicht um die Liebe zu Verlorenen, so wichtig die auch ist, sondern um das uneigennützige Suchen des Guten für den Bruder und die Schwester. Es geht darum, dass wir als Jünger Christi einander entsprechend seiner Liebe lieben. Wenn Er aus den Toten auferstanden wäre, würden diese neuen Beziehungen zustande gebracht werden und in immer deutlicherer Weise sichtbar werden.

Was der Herr hier sagt, nennt Er „ein neues Gebot“, denn es geht um den Bruder und nicht um den Nächsten. Das Gebot, den Nächsten zu lieben, gehört zu den Geboten des Alten Testaments (3Mo 19:18). Diese Gebote wurden gegeben, damit man durch sie Leben bekäme. Das hat sich durch Sündhaftigkeit des Menschen als unmöglich erwiesen. Das Neue an dem Gebot, das der Herr gibt, besteht darin, dass Er das Leben gibt, wodurch die Jünger einander lieben können. Der Auftrag ist dadurch eine Selbstverständlichkeit; wir tun es gleichsam wie von selbst. Es ist ein Gebot, das wahr ist in Christus und das Er erfüllt hat. Und weil Er unser Leben ist, ist es auch in uns wahr und können auch wir es erfüllen (1Joh 2:8). Das kann vom Gesetz nicht gesagt werden.

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