John 15:10

Viel Frucht bringen

Nach diesen äußerst ernsten Worten des Herrn für die, die nur den Anschein einer echten Beziehung zu Ihm erwecken, richtet Er sich wieder an seine Jünger. Er stellt ihnen den Weg des vollen Segens und der reichen Frucht vor. Wer in Ihm bleibt, wer also in einer Lebensverbindung mit Ihm steht, bringt wie von selbst Frucht. Die Frucht ist das Ergebnis sowohl des Bleibens in Ihm als auch davon, dass seine Worte in ihnen bleiben.

Seine Jünger haben seine Worte gehört, nicht als vergessliche Hörer (vgl. Jak 1:25), nein, sie haben diese Worte auch angenommen, so dass sie nun in ihnen sind und ihr gesamtes Denken und Tun bestimmen. Gleich im Anschluss daran ermutigt der Herr sie, um das zu bitten, was immer sie wollen, und gibt ihnen dazu die Zusicherung, dass die Quellen der göttlichen Kraft auch bewirken werden, um was sie bitten. Wenn unser Herz sich so mit Ihm verbunden weiß, werden wir um das bitten, was Er gern erhört, weil es völlig nach seinem Willen ist (Joh 14:13). Er denkt dabei nicht an sich selbst, sondern ist auf die Verherrlichung des Vaters ausgerichtet.

Je mehr wir nach seinem Willen bitten, desto mehr Frucht bringen wir und desto mehr wird der Vater verherrlicht. Um was auch immer wir bitten, auch in Bezug auf unsere Sorgen, wird Frucht sein, durch die der Vater verherrlicht wird. Dieses Fruchtbringen lässt erkennen, dass wir Jünger des Herrn Jesus sind. Das ist die zweite Bezeichnung, die der Herr in diesem Kapitel für die Gläubigen gebraucht. Er hat sie bereits Reben genannt, jetzt nennt Er sie Jünger. Im Weiteren wird Er sie noch Freunde, Knechte und Zeugen nennen.

Jünger sind Nachfolger, Schüler. Er kann uns seine Jünger nennen, wenn wir als echte Nachfolger von Ihm gelernt haben, dass es in unserem Leben wie auch in seinem Leben, um Frucht für den Vater geht. Fruchtbringen ist keine einfache Sache. Das ist nur dadurch möglich, dass wir dem Herrn Jesus nachfolgen.

Wir müssen es lernen, Frucht zu bringen, wir müssen darin wachsen. Das ist ein geistlicher Prozess, wodurch man Einsicht in die Gedanken Gottes erlangt, wie wir dem Herrn gefallen können (2Pet 1:5-8). Dazu sind wir als Lehrlinge in der Schule Gottes. In dieser Schule haben wir einen Lehrer, der nicht nur sagt, wie es zu gehen hat, sondern in seiner Beziehung zum Vater auch vorlebt, wie es zu gehen hat.

Das bringt uns dahin, zu erkennen, wie wichtig das Bewusstsein der Liebe des Herrn Jesus ist. Dieses Bewusstsein ist eine Sache von unschätzbarem Wert für den Weg, den der Jünger gehen muss, um viel Frucht zu bringen. Deshalb geht es hier um die Verantwortung des Jüngers, in der Liebe des Herrn Jesus zu bleiben. Seine Liebe ist eine nie versiegende Quelle des Trostes in den manchmal schmerzlichen und enttäuschenden irdischen Umständen, in der alles im Gegensatz zu Ihm steht. In seiner Liebe zu bleiben, heißt also, sich dieser Liebe beständig bewusst zu sein, wie die Umstände auch sein mögen.

Wie sehr es manchmal auch scheinen mag, als würde Er uns nicht lieben, wir müssen daran festhalten, dass Er uns mit derselben Liebe liebt, mit der der Vater Ihn während seines Lebens als Mensch auf der Erde geliebt hat. Um diese Liebe geht es und nicht um die Liebe des ewigen Vaters zu dem ewigen Sohn. Er ist sich ihrer immer bewusst, auch wenn das nicht immer in der Situation erkennbar ist, in der Er sich befindet. Mit unserem menschlichen Gefühl können wir nicht feststellen, wie groß diese Liebe ist, wir dürfen einfach wissen, dass Er uns liebt.

Damit wir uns seiner Liebe immer bewusst sein können, ist es nötig, seine Gebote zu halten. Wir können in seiner Liebe bleiben, wenn wir bereit sind, das zu tun, was Er von uns erwartet. Wenn wir sehen, was es zur Folge hat, kann es nicht schwer sein, seine Gebote zu halten. So wie der Herr Jesus in Bezug auf die Liebe das vollkommene Vorbild ist, ist Er das auch im Halten der Gebote. Er bleibt in der Liebe des Vaters, indem Er dessen Gebote hält. Er kennt die Liebe des Vaters von Ewigkeit her, aber jetzt kennt Er die Liebe auf eine neue Weise, und zwar indem Er als gehorsamer Sohn die Gebote des Vaters hält.

Die Gebote des Vaters sind nicht die Gebote vom Sinai. Der Herr Jesus ist nicht nur ein Jude, der sich treu an das Gesetz hält. Er ist der Sohn, der die Gebote des Vaters erfüllt. Ein Beispiel für diese Gebote haben wir in Kapitel 10 gefunden (Joh 10:17). Dort spricht Er über das Gebot, das Er von seinem Vater empfangen hat, sein Leben zu lassen und es wiederzunehmen. Ein derartiges Gebot gibt es nirgends im Gesetz des Alten Testaments. Nirgendwo verlangt das Gesetz von einem gerechten Menschen, sein Leben zu lassen.

Sein Leben lassen und wiedernehmen kann nur jemand, der auch Gott ist. Jeder Wunsch des Vaters ist für Ihn ein Gebot. Wie kennt Er diese Wünsche? Dadurch, dass Er in Gemeinschaft mit dem Vater wandelt. Das gilt auch für uns, wenn wir in seiner Liebe bleiben wollen. Wahre Jüngerschaft besteht darin, im Genuss der Liebe Christi zu bleiben.

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